ausser der schweermachenden Materie noch viele andere vorhanden, die keine Schweere hat. Nemlich unsere Frage gehet dahin aus, ob noch in der Natur Materie vorhan- den, welche die schweermachende nicht gegen den Mittel-Punct der Erde, oder eines an- deren Welt-Cörpers, wenn von der Schweere seiner Theile die Rede ist, trei- bet. Wenn wir auf die schweere Materie acht haben, so finden wir, daß ihre Thei- le, welche von der schweermachenden gegen den Mittel-Punct der Erde getrieben wer- den, gröber sind als die schweermachende. Denn diese dringet in die subtilesten Zwi- schen-Räumlein, die sich in den kleinesten Theilen der Cörper, selbst der Lufft, befin- den, überall hinein (§. 91.). Da nun diese Räumlein kleiner sind, als die Theile, in de- nen sie sich befinden: so muß auch die Mate- rie, die in dieselben Räumlein hinein drin- get und noch subtiler als sie ist, auch noch gar viel subtiler als die kleinesten Theile der Cörper seyn, welche eine Schweere haben. Weil demnach die Materie, welche die schweermachende Materie gegen den Mit- tel-Punct der Erde treibet, gröber als sie ist; so können ja noch viel subtilere Materien in der Natur vorhanden seyn, welche den Zwi- schen-Raum der schweermachenden erfül- len, auch wohl ihre Bewegung unterhalten,
und
Cap. III. Von dem Unterſcheide
auſſer der ſchweermachenden Materie noch viele andere vorhanden, die keine Schweere hat. Nemlich unſere Frage gehet dahin aus, ob noch in der Natur Materie vorhan- den, welche die ſchweermachende nicht gegen den Mittel-Punct der Erde, oder eines an- deren Welt-Coͤrpers, wenn von der Schweere ſeiner Theile die Rede iſt, trei- bet. Wenn wir auf die ſchweere Materie acht haben, ſo finden wir, daß ihre Thei- le, welche von der ſchweermachenden gegen den Mittel-Punct der Erde getrieben wer- den, groͤber ſind als die ſchweermachende. Denn dieſe dringet in die ſubtileſten Zwi- ſchen-Raͤumlein, die ſich in den kleineſten Theilen der Coͤrper, ſelbſt der Lufft, befin- den, uͤberall hinein (§. 91.). Da nun dieſe Raͤumlein kleiner ſind, als die Theile, in de- nen ſie ſich befinden: ſo muß auch die Mate- rie, die in dieſelben Raͤumlein hinein drin- get und noch ſubtiler als ſie iſt, auch noch gar viel ſubtiler als die kleineſten Theile der Coͤrper ſeyn, welche eine Schweere haben. Weil demnach die Materie, welche die ſchweermachende Materie gegen den Mit- tel-Punct der Erde treibet, groͤber als ſie iſt; ſo koͤnnen ja noch viel ſubtilere Materien in der Natur vorhanden ſeyn, welche den Zwi- ſchen-Raum der ſchweermachenden erfuͤl- len, auch wohl ihre Bewegung unterhalten,
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0166"n="130"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Unterſcheide</hi></fw><lb/>
auſſer der ſchweermachenden Materie noch<lb/>
viele andere vorhanden, die keine Schweere<lb/>
hat. Nemlich unſere Frage gehet dahin<lb/>
aus, ob noch in der Natur Materie vorhan-<lb/>
den, welche die ſchweermachende nicht gegen<lb/>
den Mittel-Punct der Erde, oder eines an-<lb/>
deren Welt-Coͤrpers, wenn von der<lb/>
Schweere ſeiner Theile die Rede iſt, trei-<lb/>
bet. Wenn wir auf die ſchweere Materie<lb/>
acht haben, ſo finden wir, daß ihre Thei-<lb/>
le, welche von der ſchweermachenden gegen<lb/>
den Mittel-Punct der Erde getrieben wer-<lb/>
den, groͤber ſind als die ſchweermachende.<lb/>
Denn dieſe dringet in die ſubtileſten Zwi-<lb/>ſchen-Raͤumlein, die ſich in den kleineſten<lb/>
Theilen der Coͤrper, ſelbſt der Lufft, befin-<lb/>
den, uͤberall hinein (§. 91.). Da nun dieſe<lb/>
Raͤumlein kleiner ſind, als die Theile, in de-<lb/>
nen ſie ſich befinden: ſo muß auch die Mate-<lb/>
rie, die in dieſelben Raͤumlein hinein drin-<lb/>
get und noch ſubtiler als ſie iſt, auch noch<lb/>
gar viel ſubtiler als die kleineſten Theile der<lb/>
Coͤrper ſeyn, welche eine Schweere haben.<lb/>
Weil demnach die Materie, welche die<lb/>ſchweermachende Materie gegen den Mit-<lb/>
tel-Punct der Erde treibet, groͤber als ſie iſt;<lb/>ſo koͤnnen ja noch viel ſubtilere Materien in<lb/>
der Natur vorhanden ſeyn, welche den Zwi-<lb/>ſchen-Raum der ſchweermachenden erfuͤl-<lb/>
len, auch wohl ihre Bewegung unterhalten,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[130/0166]
Cap. III. Von dem Unterſcheide
auſſer der ſchweermachenden Materie noch
viele andere vorhanden, die keine Schweere
hat. Nemlich unſere Frage gehet dahin
aus, ob noch in der Natur Materie vorhan-
den, welche die ſchweermachende nicht gegen
den Mittel-Punct der Erde, oder eines an-
deren Welt-Coͤrpers, wenn von der
Schweere ſeiner Theile die Rede iſt, trei-
bet. Wenn wir auf die ſchweere Materie
acht haben, ſo finden wir, daß ihre Thei-
le, welche von der ſchweermachenden gegen
den Mittel-Punct der Erde getrieben wer-
den, groͤber ſind als die ſchweermachende.
Denn dieſe dringet in die ſubtileſten Zwi-
ſchen-Raͤumlein, die ſich in den kleineſten
Theilen der Coͤrper, ſelbſt der Lufft, befin-
den, uͤberall hinein (§. 91.). Da nun dieſe
Raͤumlein kleiner ſind, als die Theile, in de-
nen ſie ſich befinden: ſo muß auch die Mate-
rie, die in dieſelben Raͤumlein hinein drin-
get und noch ſubtiler als ſie iſt, auch noch
gar viel ſubtiler als die kleineſten Theile der
Coͤrper ſeyn, welche eine Schweere haben.
Weil demnach die Materie, welche die
ſchweermachende Materie gegen den Mit-
tel-Punct der Erde treibet, groͤber als ſie iſt;
ſo koͤnnen ja noch viel ſubtilere Materien in
der Natur vorhanden ſeyn, welche den Zwi-
ſchen-Raum der ſchweermachenden erfuͤl-
len, auch wohl ihre Bewegung unterhalten,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/166>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.