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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. V. Von dem Auffsteigen
(§. 255), so bleiben sie in der unteren Lufft,
folgends ziehen sie sich, wenn ihrer genung
vorhanden, des Nachts in einen Nebel zu-
sammen.

Was die
Wolcken
sind.
§. 261.

Jch habe schon aben angefüh-
ret (§ 251), daß ich zur Sommers-Zeit ge-
sehen, wie nach einem Regen, derbald über
gegangen, sandichte Berge gerauchet.
Wenn nun dieser Dampff, der nicht anders
als ein Nebel anzusehen gewesen (§. 255),
sich über den Berg erhoben und in die freye
Lufft in die Höhe kommen, so hat man an
dessen stat eine kleine Wolcke gesehen. Und
hieraus erhellet, daß eine Wolcke nichts
anders ist als ein Nebel in der Höhe. Als
ich dergleichen observiret, ist die Sonne dem
Untergange nahe und zwar am Horizont
verdeckt, der Himmel aber dabey helle, und
die Wolcke ihr gegen über gewesen. Und
in diesem Stande hat sie schöne weiß und
helle ausgesehen. Weil nun niemand
zweiffeln wird, daß die Dünste in dieser
Wolcke noch wäßerig gewesen; so siehet
man, es könne auch eine Wolcke, die wässe-
rige Dünste führet, helle und weiß aussc-
hen, wenn sie der Sonne entgegen stehet.
Jch weiß mich auch zu entsinnen, daß, wie
wie ich einsmahls in Regen-Wetter zwi-
schen Bergen gefahren, der Wind die
Wolcken an den Bergen wie einen starcken
Nebel vorbey gejaget. Und diejenigen,

wel-

Cap. V. Von dem Auffſteigen
(§. 255), ſo bleiben ſie in der unteren Lufft,
folgends ziehen ſie ſich, wenn ihrer genung
vorhanden, des Nachts in einen Nebel zu-
ſammen.

Was die
Wolcken
ſind.
§. 261.

Jch habe ſchon aben angefuͤh-
ret (§ 251), daß ich zur Sommers-Zeit ge-
ſehen, wie nach einem Regen, derbald uͤber
gegangen, ſandichte Berge gerauchet.
Wenn nun dieſer Dampff, der nicht anders
als ein Nebel anzuſehen geweſen (§. 255),
ſich uͤber den Berg erhoben und in die freye
Lufft in die Hoͤhe kommen, ſo hat man an
deſſen ſtat eine kleine Wolcke geſehen. Und
hieraus erhellet, daß eine Wolcke nichts
anders iſt als ein Nebel in der Hoͤhe. Als
ich dergleichen obſerviret, iſt die Sonne dem
Untergange nahe und zwar am Horizont
verdeckt, der Himmel aber dabey helle, und
die Wolcke ihr gegen uͤber geweſen. Und
in dieſem Stande hat ſie ſchoͤne weiß und
helle ausgeſehen. Weil nun niemand
zweiffeln wird, daß die Duͤnſte in dieſer
Wolcke noch waͤßerig geweſen; ſo ſiehet
man, es koͤnne auch eine Wolcke, die waͤſſe-
rige Duͤnſte fuͤhret, helle und weiß ausſc-
hen, wenn ſie der Sonne entgegen ſtehet.
Jch weiß mich auch zu entſinnen, daß, wie
wie ich einsmahls in Regen-Wetter zwi-
ſchen Bergen gefahren, der Wind die
Wolcken an den Bergen wie einen ſtarcken
Nebel vorbey gejaget. Und diejenigen,

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[356/0392] Cap. V. Von dem Auffſteigen (§. 255), ſo bleiben ſie in der unteren Lufft, folgends ziehen ſie ſich, wenn ihrer genung vorhanden, des Nachts in einen Nebel zu- ſammen. §. 261. Jch habe ſchon aben angefuͤh- ret (§ 251), daß ich zur Sommers-Zeit ge- ſehen, wie nach einem Regen, derbald uͤber gegangen, ſandichte Berge gerauchet. Wenn nun dieſer Dampff, der nicht anders als ein Nebel anzuſehen geweſen (§. 255), ſich uͤber den Berg erhoben und in die freye Lufft in die Hoͤhe kommen, ſo hat man an deſſen ſtat eine kleine Wolcke geſehen. Und hieraus erhellet, daß eine Wolcke nichts anders iſt als ein Nebel in der Hoͤhe. Als ich dergleichen obſerviret, iſt die Sonne dem Untergange nahe und zwar am Horizont verdeckt, der Himmel aber dabey helle, und die Wolcke ihr gegen uͤber geweſen. Und in dieſem Stande hat ſie ſchoͤne weiß und helle ausgeſehen. Weil nun niemand zweiffeln wird, daß die Duͤnſte in dieſer Wolcke noch waͤßerig geweſen; ſo ſiehet man, es koͤnne auch eine Wolcke, die waͤſſe- rige Duͤnſte fuͤhret, helle und weiß ausſc- hen, wenn ſie der Sonne entgegen ſtehet. Jch weiß mich auch zu entſinnen, daß, wie wie ich einsmahls in Regen-Wetter zwi- ſchen Bergen gefahren, der Wind die Wolcken an den Bergen wie einen ſtarcken Nebel vorbey gejaget. Und diejenigen, wel-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/392>, abgerufen am 22.11.2024.