Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und andern Feuer-Zeichen. Schiffe aufsteigen. Es gehet aber auch an,daß aus dem Schiffe dergleichen Ausdün- stungen aufsteigen können, die leuchten und zusammen halten. Denn wegen der gros- sen Hitze schwitzen die Leute auf dem Schif- fe sehr starck und der Schweiß ziehet sich in das Holtz: die Ausdünstungen faulen und machen einen grossen Gestanck, der von ih- rer Fäulnis zeuget. Wenn es nun in weh- rendem Ungewitter auf das Schiff starck regnet, so ziehet sich das Wasser in das Holtz hinein und weichen die fetten stinckenden Ausdünstungen loß. Woferne nun das Schiff den Tag über sehr warm worden, muß es gleich wieder ausdünsten. Dero- wegen wenn in der Lufft nicht mehr starcker Wind ist und das Gewitter hat sich geleget, so können die aufsteigende Dämpffe sich anhängen und werden nicht vertrieben. Und dieses zeiget zugleich, warumb man diese Lichter als ein Zeichen annehmen kan, daß sich das Wetter gewendet, indem man siehet, daß die Lufft wiederum stille und dichte ist. Daß aber fette Ausdünstungen, sonderlich wenn sie faul sind, leuchten kön- nen; ist daraus abzunehmen, daß wir auch faule Fische leuchten sehen, wenn sie fett sind. §. 338. Wenn Thiere starck sind getrie-Warumb ge- H h 4
und andern Feuer-Zeichen. Schiffe aufſteigen. Es gehet aber auch an,daß aus dem Schiffe dergleichen Ausduͤn- ſtungen aufſteigen koͤnnen, die leuchten und zuſammen halten. Denn wegen der groſ- ſen Hitze ſchwitzen die Leute auf dem Schif- fe ſehr ſtarck und der Schweiß ziehet ſich in das Holtz: die Ausduͤnſtungen faulen und machen einen groſſen Geſtanck, der von ih- rer Faͤulnis zeuget. Wenn es nun in weh- rendem Ungewitter auf das Schiff ſtarck regnet, ſo ziehet ſich das Waſſer in das Holtz hinein und weichen die fetten ſtinckenden Ausduͤnſtungen loß. Woferne nun das Schiff den Tag uͤber ſehr warm worden, muß es gleich wieder ausduͤnſten. Dero- wegen wenn in der Lufft nicht mehr ſtarcker Wind iſt und das Gewitter hat ſich geleget, ſo koͤnnen die aufſteigende Daͤmpffe ſich anhaͤngen und werden nicht vertrieben. Und dieſes zeiget zugleich, warumb man dieſe Lichter als ein Zeichen annehmen kan, daß ſich das Wetter gewendet, indem man ſiehet, daß die Lufft wiederum ſtille und dichte iſt. Daß aber fette Ausduͤnſtungen, ſonderlich wenn ſie faul ſind, leuchten koͤn- nen; iſt daraus abzunehmen, daß wir auch faule Fiſche leuchten ſehen, wenn ſie fett ſind. §. 338. Wenn Thiere ſtarck ſind getrie-Warumb ge- H h 4
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und andern Feuer-Zeichen.
Schiffe aufſteigen. Es gehet aber auch an,
daß aus dem Schiffe dergleichen Ausduͤn-
ſtungen aufſteigen koͤnnen, die leuchten und
zuſammen halten. Denn wegen der groſ-
ſen Hitze ſchwitzen die Leute auf dem Schif-
fe ſehr ſtarck und der Schweiß ziehet ſich in
das Holtz: die Ausduͤnſtungen faulen und
machen einen groſſen Geſtanck, der von ih-
rer Faͤulnis zeuget. Wenn es nun in weh-
rendem Ungewitter auf das Schiff ſtarck
regnet, ſo ziehet ſich das Waſſer in das Holtz
hinein und weichen die fetten ſtinckenden
Ausduͤnſtungen loß. Woferne nun das
Schiff den Tag uͤber ſehr warm worden,
muß es gleich wieder ausduͤnſten. Dero-
wegen wenn in der Lufft nicht mehr ſtarcker
Wind iſt und das Gewitter hat ſich geleget,
ſo koͤnnen die aufſteigende Daͤmpffe ſich
anhaͤngen und werden nicht vertrieben.
Und dieſes zeiget zugleich, warumb man
dieſe Lichter als ein Zeichen annehmen kan,
daß ſich das Wetter gewendet, indem man
ſiehet, daß die Lufft wiederum ſtille und
dichte iſt. Daß aber fette Ausduͤnſtungen,
ſonderlich wenn ſie faul ſind, leuchten koͤn-
nen; iſt daraus abzunehmen, daß wir auch
faule Fiſche leuchten ſehen, wenn ſie fett
ſind.
§. 338. Wenn Thiere ſtarck ſind getrie-
ben worden, daß ſie ſehr ſchwitzen; ſo hat
man unterweilen an ihnen Flammen wahr-
ge-
Warumb
ſich un-
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Flam-
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