Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.C. VIII. v. dem Blitze u. Feuerz. Thierenund Men- schen se- hen lassengenommen, die wie Jrrlichter auf ihnen geseßen, aber sie nicht im geringsten verle- tzet. Eben dergleichen hat man bey Men- schen wahrgenommen, die sich von Eiffer sehr erhitzt. Weil dieses Feuer nicht bren- net, sondern nur leuchtet; so hat man es ignem lambentem genennet. Man siehet leicht, daß hier bloß die Ausdünstungen aus dem Leibe der Thiere und Menschen leuch- ten: ob sie aber von dem ordentlichen Schweiße noch unterschieden sind, oder ob der Schweiß bloß in einem dicken Dampffe zu der Zeit in finstern aufsteiget, kan ich aus Mangel genugsamer Umstände nicht sagen. Selbst habe noch nie Gelegenheit gehabt dergleichen zusehen. Unterdessen wird hier- durch bekräfftiget, was vorhin von den Feuern der Schiffer (§. 337.) gesaget wor- den, die wir dem Schweiße zugeschrieben, der sich nach und nach in das Holtz gezogen. Man pfleget sich sonst auch hier auf den phosphorum zu beruffen, weil er eine leuch- tende Materie ist (§. 143. T. II. Exper.) und seinen Ursprung aus dem Urine nim- met, damit der Schweiß viele Verwand- schafft hat, wie wir unten sehen werden, und auch daher ermessen, weil wir weniger Urin weglassen, wenn wir starck schwitzen. Das
C. VIII. v. dem Blitze u. Feuerz. Thierenund Men- ſchen ſe- hen laſſengenommen, die wie Jrrlichter auf ihnen geſeßen, aber ſie nicht im geringſten verle- tzet. Eben dergleichen hat man bey Men- ſchen wahrgenommen, die ſich von Eiffer ſehr erhitzt. Weil dieſes Feuer nicht bren- net, ſondern nur leuchtet; ſo hat man es ignem lambentem genennet. Man ſiehet leicht, daß hier bloß die Ausduͤnſtungen aus dem Leibe der Thiere und Menſchen leuch- ten: ob ſie aber von dem ordentlichen Schweiße noch unterſchieden ſind, oder ob der Schweiß bloß in einem dicken Dampffe zu der Zeit in finſtern aufſteiget, kan ich aus Mangel genugſamer Umſtaͤnde nicht ſagen. Selbſt habe noch nie Gelegenheit gehabt dergleichen zuſehen. Unterdeſſen wird hier- durch bekraͤfftiget, was vorhin von den Feuern der Schiffer (§. 337.) geſaget wor- den, die wir dem Schweiße zugeſchrieben, der ſich nach und nach in das Holtz gezogen. Man pfleget ſich ſonſt auch hier auf den phoſphorum zu beruffen, weil er eine leuch- tende Materie iſt (§. 143. T. II. Exper.) und ſeinen Urſprung aus dem Urine nim- met, damit der Schweiß viele Verwand- ſchafft hat, wie wir unten ſehen werden, und auch daher ermeſſen, weil wir weniger Urin weglaſſen, wenn wir ſtarck ſchwitzen. Das
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C. VIII. v. dem Blitze u. Feuerz.
genommen, die wie Jrrlichter auf ihnen
geſeßen, aber ſie nicht im geringſten verle-
tzet. Eben dergleichen hat man bey Men-
ſchen wahrgenommen, die ſich von Eiffer
ſehr erhitzt. Weil dieſes Feuer nicht bren-
net, ſondern nur leuchtet; ſo hat man es
ignem lambentem genennet. Man ſiehet
leicht, daß hier bloß die Ausduͤnſtungen aus
dem Leibe der Thiere und Menſchen leuch-
ten: ob ſie aber von dem ordentlichen
Schweiße noch unterſchieden ſind, oder ob
der Schweiß bloß in einem dicken Dampffe
zu der Zeit in finſtern aufſteiget, kan ich aus
Mangel genugſamer Umſtaͤnde nicht ſagen.
Selbſt habe noch nie Gelegenheit gehabt
dergleichen zuſehen. Unterdeſſen wird hier-
durch bekraͤfftiget, was vorhin von den
Feuern der Schiffer (§. 337.) geſaget wor-
den, die wir dem Schweiße zugeſchrieben,
der ſich nach und nach in das Holtz gezogen.
Man pfleget ſich ſonſt auch hier auf den
phoſphorum zu beruffen, weil er eine leuch-
tende Materie iſt (§. 143. T. II. Exper.)
und ſeinen Urſprung aus dem Urine nim-
met, damit der Schweiß viele Verwand-
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und auch daher ermeſſen, weil wir weniger
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