cken gerathen, daß die Flüsse daß Saltz in die See hinein brächten, welches sie aus der Erde, wo sie vorbey fliessen, an sich ziehen, und in der See zurücke liessen, in dem das Wasser ausdünstet, was sie hinein führen: welche Meinung Herrn Halley bewogen hat anzunehmen, daß das Saltz-Wasser alle Jahre zunähme, und zu glauben, man kön- ne daraus das Alter der Welt, oder viel- mehr des gegenwärtigen Zustandes der Er- de finden, wenn man wenigstens hundert Jahr in einem Orte observiret, wie das Saltz sich von Jahren zu Jahren mehret (a). Es ist nicht zu leugnen, daß, unerach- tet das Wasser der Flüsse nicht saltzig schmeckt, es dennoch Saltz bey sich hat. Al- lein ob alles Saltz und zwar von der Art, wie wir es in der See antreffen, durch die Flüsse hinein geführet wird, ist eine ande- re Frage, die genauere Observationen er- fordert, ehe man sie mit Gewisheit ent- scheiden kan. Man hat aber auch noch zu untersuchen, ob nicht das Saltz von neuem in der See kan erzeuget werden, theils durch Materien, die von den Flüssen hin- ein gebracht, theils aber durch andere, die aus der Lufft angezogen werden: wozu chymische Versuche den Grund legen müs-
sen,
(a)Phil. Transact. Num. 344. p. 290.
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auf dem Erdboden.
cken gerathen, daß die Fluͤſſe daß Saltz in die See hinein braͤchten, welches ſie aus der Erde, wo ſie vorbey flieſſen, an ſich ziehen, und in der See zuruͤcke lieſſen, in dem das Waſſer ausduͤnſtet, was ſie hinein fuͤhren: welche Meinung Herrn Halley bewogen hat anzunehmen, daß das Saltz-Waſſer alle Jahre zunaͤhme, und zu glauben, man koͤn- ne daraus das Alter der Welt, oder viel- mehr des gegenwaͤrtigen Zuſtandes der Er- de finden, wenn man wenigſtens hundert Jahr in einem Orte obſerviret, wie das Saltz ſich von Jahren zu Jahren mehret (a). Es iſt nicht zu leugnen, daß, unerach- tet das Waſſer der Fluͤſſe nicht ſaltzig ſchmeckt, es dennoch Saltz bey ſich hat. Al- lein ob alles Saltz und zwar von der Art, wie wir es in der See antreffen, durch die Fluͤſſe hinein gefuͤhret wird, iſt eine ande- re Frage, die genauere Obſervationen er- fordert, ehe man ſie mit Gewisheit ent- ſcheiden kan. Man hat aber auch noch zu unterſuchen, ob nicht das Saltz von neuem in der See kan erzeuget werden, theils durch Materien, die von den Fluͤſſen hin- ein gebracht, theils aber durch andere, die aus der Lufft angezogen werden: wozu chymiſche Verſuche den Grund legen muͤſ-
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(a)Phil. Tranſact. Num. 344. p. 290.
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auf dem Erdboden.
cken gerathen, daß die Fluͤſſe daß Saltz
in die See hinein braͤchten, welches ſie aus
der Erde, wo ſie vorbey flieſſen, an ſich ziehen,
und in der See zuruͤcke lieſſen, in dem das
Waſſer ausduͤnſtet, was ſie hinein fuͤhren:
welche Meinung Herrn Halley bewogen hat
anzunehmen, daß das Saltz-Waſſer alle
Jahre zunaͤhme, und zu glauben, man koͤn-
ne daraus das Alter der Welt, oder viel-
mehr des gegenwaͤrtigen Zuſtandes der Er-
de finden, wenn man wenigſtens hundert
Jahr in einem Orte obſerviret, wie das
Saltz ſich von Jahren zu Jahren mehret
(a). Es iſt nicht zu leugnen, daß, unerach-
tet das Waſſer der Fluͤſſe nicht ſaltzig
ſchmeckt, es dennoch Saltz bey ſich hat. Al-
lein ob alles Saltz und zwar von der Art,
wie wir es in der See antreffen, durch die
Fluͤſſe hinein gefuͤhret wird, iſt eine ande-
re Frage, die genauere Obſervationen er-
fordert, ehe man ſie mit Gewisheit ent-
ſcheiden kan. Man hat aber auch noch zu
unterſuchen, ob nicht das Saltz von neuem
in der See kan erzeuget werden, theils
durch Materien, die von den Fluͤſſen hin-
ein gebracht, theils aber durch andere, die
aus der Lufft angezogen werden: wozu
chymiſche Verſuche den Grund legen muͤſ-
ſen,
(a) Phil. Tranſact. Num. 344. p. 290.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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