let, über dreyßig Arten Ungeziefer gezehlet, darunter er Fliegen, Spinnen, Mücken, A- meisen, Heuschrecken etc. rechnet. Daß es aber würckliche Thierlein sind, die man in dem Agtsteine findet, siehet man augen- scheinlich, wenn man ihn von einander schlä- get. Es ist aber auch leicht zu begreiffen, wie das Ungeziefer darein kommen kan: denn wenn die Lufft kalt wird, oder ein Un- gewitter entstehet, kreucht das Ungeziefer in die Erde. Ja vieles, als wie die Käfer, su- chen in dem inneren der Erde, wo die Kälte und Wärme nicht hineindringet, ihren Auf- fenthalt, wenn ihre Zeit kommet, daß sie sich verbergen. Jn Preussen, wo er häuffig gefunden wird, trifft man ihn im Holtze an, so unter der Erde lieget. Dieses gegrabe- ne Holtz, wie man es zu nennen pfleget, ist kein wahres Holtz: denn es hat auch keine Knorren und Aeste, noch Jahre, wie das wahre Holtz. Die See schweiffet es mit dem Agtsteine aus der Erde aus und ist dannen- hero eine gewisse Anzeige, daß daselbst im Wasser Agtstein vorhanden sey, wo man der- gleichen Holtz schwimmen siehet Der Agtstein brennet und muß demnach aus einer ölichten Materie entstehen: er ist aber auch feste und müssen daher saure Saltze sich mit ihr ver- mischen, wie wir vorhin (§. 372) bey dem Schwefel gesehen haben. Oelichte Mate- rie findet sich in dem gegrabenen Holtze, wel-
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die in der Erde befindlich.
let, uͤber dreyßig Arten Ungeziefer gezehlet, darunter er Fliegen, Spinnen, Muͤcken, A- meiſen, Heuſchrecken ꝛc. rechnet. Daß es aber wuͤrckliche Thierlein ſind, die man in dem Agtſteine findet, ſiehet man augen- ſcheinlich, wenn man ihn von einander ſchlaͤ- get. Es iſt aber auch leicht zu begreiffen, wie das Ungeziefer darein kommen kan: denn wenn die Lufft kalt wird, oder ein Un- gewitter entſtehet, kreucht das Ungeziefer in die Erde. Ja vieles, als wie die Kaͤfer, ſu- chen in dem inneren der Erde, wo die Kaͤlte und Waͤrme nicht hineindringet, ihren Auf- fenthalt, wenn ihre Zeit kommet, daß ſie ſich verbergen. Jn Preuſſen, wo er haͤuffig gefunden wird, trifft man ihn im Holtze an, ſo unter der Erde lieget. Dieſes gegrabe- ne Holtz, wie man es zu nennen pfleget, iſt kein wahres Holtz: denn es hat auch keine Knorren und Aeſte, noch Jahre, wie das wahre Holtz. Die See ſchweiffet es mit dem Agtſteine aus der Erde aus und iſt dannen- hero eine gewiſſe Anzeige, daß daſelbſt im Waſſer Agtſtein voꝛhanden ſey, wo man deꝛ- gleichen Holtz ſchwim̃en ſiehet Der Agtſtein brennet und muß demnach aus einer oͤlichten Materie entſtehen: er iſt aber auch feſte und muͤſſen daher ſaure Saltze ſich mit ihr ver- miſchen, wie wir vorhin (§. 372) bey dem Schwefel geſehen haben. Oelichte Mate- rie findet ſich in dem gegrabenen Holtze, wel-
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die in der Erde befindlich.
let, uͤber dreyßig Arten Ungeziefer gezehlet,
darunter er Fliegen, Spinnen, Muͤcken, A-
meiſen, Heuſchrecken ꝛc. rechnet. Daß es
aber wuͤrckliche Thierlein ſind, die man in
dem Agtſteine findet, ſiehet man augen-
ſcheinlich, wenn man ihn von einander ſchlaͤ-
get. Es iſt aber auch leicht zu begreiffen,
wie das Ungeziefer darein kommen kan:
denn wenn die Lufft kalt wird, oder ein Un-
gewitter entſtehet, kreucht das Ungeziefer in
die Erde. Ja vieles, als wie die Kaͤfer, ſu-
chen in dem inneren der Erde, wo die Kaͤlte
und Waͤrme nicht hineindringet, ihren Auf-
fenthalt, wenn ihre Zeit kommet, daß ſie ſich
verbergen. Jn Preuſſen, wo er haͤuffig
gefunden wird, trifft man ihn im Holtze an,
ſo unter der Erde lieget. Dieſes gegrabe-
ne Holtz, wie man es zu nennen pfleget, iſt
kein wahres Holtz: denn es hat auch keine
Knorren und Aeſte, noch Jahre, wie das
wahre Holtz. Die See ſchweiffet es mit dem
Agtſteine aus der Erde aus und iſt dannen-
hero eine gewiſſe Anzeige, daß daſelbſt im
Waſſer Agtſtein voꝛhanden ſey, wo man deꝛ-
gleichen Holtz ſchwim̃en ſiehet Der Agtſtein
brennet und muß demnach aus einer oͤlichten
Materie entſtehen: er iſt aber auch feſte und
muͤſſen daher ſaure Saltze ſich mit ihr ver-
miſchen, wie wir vorhin (§. 372) bey dem
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/605>, abgerufen am 22.11.2024.
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