schleimichten und sandichten Erde im Grun- de des Flusses vermenget, weil sie sowohl unter dem Wasser als in der Lufft in glei- cher Zeit zu Steine worden, und also weder das Wasser, noch die Lufft etwas dazu bey- getragen hat. Eben so wird der Weinstein im Munde an den Zähnen, wo es niemahls gantz trocken ist, dennoch gantz harte und können demnach die daselbst von dem Spei- chel aufgelösete Uberbleibsel von den Spei- sen nicht bloß durch das austrocknen von der Wärme abgehärtet werden.
Von Brunnen die Holtz in Stein verwan- deln.
§. 377.
Es wird auch viel Redens von Brunnen gemacht, die Holtz in Stein verwandeln sollen, wovon Varenius(a) ver- schiedene Exempel anführet. Es ist aber ein Unterscheid unter ihnen zumachen. Denn in einigen überziehen sich bloß die Sachen, die man darein leget, oder auch in den Bach, darinnen das Wasser aus der Ouelle herunter rinnet, mit einem Sandsteine, als wie in dem so genannten Fürsten-Brunnen bey Jena geschiehet, von dem man auch schreibet, daß er Holtz in Stein verwande- le. Andere hingegen machen das Holtz, so darein gehangen wird, so harte und feste wie einen Stein, daß man es nicht mehr schnei- den kan. Jm ersten Falle hat es eben die
Be-
(a)Geogr. gener. part. 1. e. 17. prop. 11. p. m. 199
Cap. X. Von denen Dingen,
ſchleimichten und ſandichten Erde im Grun- de des Fluſſes vermenget, weil ſie ſowohl unter dem Waſſer als in der Lufft in glei- cher Zeit zu Steine worden, und alſo weder das Waſſer, noch die Lufft etwas dazu bey- getragen hat. Eben ſo wird der Weinſtein im Munde an den Zaͤhnen, wo es niemahls gantz trocken iſt, dennoch gantz harte und koͤnnen demnach die daſelbſt von dem Spei- chel aufgeloͤſete Uberbleibſel von den Spei- ſen nicht bloß durch das austrocknen von der Waͤrme abgehaͤrtet werden.
Von Brunnen die Holtz in Stein verwan- deln.
§. 377.
Es wird auch viel Redens von Brunnen gemacht, die Holtz in Stein verwandeln ſollen, wovon Varenius(a) ver- ſchiedene Exempel anfuͤhret. Es iſt aber ein Unterſcheid unter ihnen zumachen. Denn in einigen uͤberziehen ſich bloß die Sachen, die man darein leget, oder auch in den Bach, darinnen das Waſſer aus der Ouelle herunter rinnet, mit einem Sandſteine, als wie in dem ſo genannten Fuͤrſten-Brunnen bey Jena geſchiehet, von dem man auch ſchreibet, daß er Holtz in Stein verwande- le. Andere hingegen machen das Holtz, ſo darein gehangen wird, ſo harte und feſte wie einen Stein, daß man es nicht mehr ſchnei- den kan. Jm erſten Falle hat es eben die
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(a)Geogr. gener. part. 1. e. 17. prop. 11. p. m. 199
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Cap. X. Von denen Dingen,
ſchleimichten und ſandichten Erde im Grun-
de des Fluſſes vermenget, weil ſie ſowohl
unter dem Waſſer als in der Lufft in glei-
cher Zeit zu Steine worden, und alſo weder
das Waſſer, noch die Lufft etwas dazu bey-
getragen hat. Eben ſo wird der Weinſtein
im Munde an den Zaͤhnen, wo es niemahls
gantz trocken iſt, dennoch gantz harte und
koͤnnen demnach die daſelbſt von dem Spei-
chel aufgeloͤſete Uberbleibſel von den Spei-
ſen nicht bloß durch das austrocknen von
der Waͤrme abgehaͤrtet werden.
§. 377. Es wird auch viel Redens von
Brunnen gemacht, die Holtz in Stein
verwandeln ſollen, wovon Varenius (a) ver-
ſchiedene Exempel anfuͤhret. Es iſt aber
ein Unterſcheid unter ihnen zumachen. Denn
in einigen uͤberziehen ſich bloß die Sachen,
die man darein leget, oder auch in den
Bach, darinnen das Waſſer aus der Ouelle
herunter rinnet, mit einem Sandſteine, als
wie in dem ſo genannten Fuͤrſten-Brunnen
bey Jena geſchiehet, von dem man auch
ſchreibet, daß er Holtz in Stein verwande-
le. Andere hingegen machen das Holtz, ſo
darein gehangen wird, ſo harte und feſte wie
einen Stein, daß man es nicht mehr ſchnei-
den kan. Jm erſten Falle hat es eben die
Be-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/616>, abgerufen am 22.11.2024.
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