Bewandnis wie mit Erzeugung der Steine, davon vorhin (§. 736) ist geredet worden. Jm andern Falle wird viel fabelhafftes vor- gegeben, wie selbst Varenius erinnert und fehlet an ausführlicher Nachricht, daraus man mit Gewißheit was schliessen kan. De- rowegen muß man sich mit Muthmassun- gen nicht übereilen. Man siehet freylich wohl, daß sowohl die Lufft-Löcher, als noch subtilerere Zwischen-Räumlein des Hol- tzes mit einer Materie müssen erfüllet wer- den, die im Wasser anzutreffen und harte werden kan: was es aber für eine Materie sey, und wie sie darinnen harte wird, lässet sich nicht errathen, wo man nicht selbst Ge- legenheit hat zu untersuchen, was andere, die davon geschrieben, zuthun unterlassen.
§. 378.
Wo das Wasser einen subtilenWie Steine wachsen können. Grieß und Schleim mit sich führet, daraus ein Stein werden kan, wo er sich anhänget, da kan auch nach und nach sich an einen Stein mehrere von derselben Materie an- legen und wird daher der Stein grösser. Und auf solche Art kan der Stein wachsen. Jch weiß wohl, daß Tournefort in der un- terirrdischen Höhle in Candien(b) verschiede- nes angiebet, dadurch er zubehaupten su- chet, daß die Steine auch von innen durch
einen
(b)Memoires de l' Acad. Royal des Scienc. A. 1702 p. 290. & seqq.
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die in der Erde befindlich.
Bewandnis wie mit Erzeugung der Steine, davon vorhin (§. 736) iſt geredet worden. Jm andern Falle wird viel fabelhafftes vor- gegeben, wie ſelbſt Varenius erinnert und fehlet an ausfuͤhrlicher Nachricht, daraus man mit Gewißheit was ſchlieſſen kan. De- rowegen muß man ſich mit Muthmaſſun- gen nicht uͤbereilen. Man ſiehet freylich wohl, daß ſowohl die Lufft-Loͤcher, als noch ſubtilerere Zwiſchen-Raͤumlein des Hol- tzes mit einer Materie muͤſſen erfuͤllet wer- den, die im Waſſer anzutreffen und harte werden kan: was es aber fuͤr eine Materie ſey, und wie ſie darinnen harte wird, laͤſſet ſich nicht errathen, wo man nicht ſelbſt Ge- legenheit hat zu unterſuchen, was andere, die davon geſchrieben, zuthun unterlaſſen.
§. 378.
Wo das Waſſer einen ſubtilenWie Steine wachſen koͤnnen. Grieß und Schleim mit ſich fuͤhret, daraus ein Stein werden kan, wo er ſich anhaͤnget, da kan auch nach und nach ſich an einen Stein mehrere von derſelben Materie an- legen und wird daher der Stein groͤſſer. Und auf ſolche Art kan der Stein wachſen. Jch weiß wohl, daß Tournefort in der un- terirrdiſchen Hoͤhle in Candien(b) verſchiede- nes angiebet, dadurch er zubehaupten ſu- chet, daß die Steine auch von innen durch
einen
(b)Memoires de l’ Acad. Royal des Scienc. A. 1702 p. 290. & ſeqq.
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die in der Erde befindlich.
Bewandnis wie mit Erzeugung der Steine,
davon vorhin (§. 736) iſt geredet worden.
Jm andern Falle wird viel fabelhafftes vor-
gegeben, wie ſelbſt Varenius erinnert und
fehlet an ausfuͤhrlicher Nachricht, daraus
man mit Gewißheit was ſchlieſſen kan. De-
rowegen muß man ſich mit Muthmaſſun-
gen nicht uͤbereilen. Man ſiehet freylich
wohl, daß ſowohl die Lufft-Loͤcher, als noch
ſubtilerere Zwiſchen-Raͤumlein des Hol-
tzes mit einer Materie muͤſſen erfuͤllet wer-
den, die im Waſſer anzutreffen und harte
werden kan: was es aber fuͤr eine Materie
ſey, und wie ſie darinnen harte wird, laͤſſet
ſich nicht errathen, wo man nicht ſelbſt Ge-
legenheit hat zu unterſuchen, was andere,
die davon geſchrieben, zuthun unterlaſſen.
§. 378. Wo das Waſſer einen ſubtilen
Grieß und Schleim mit ſich fuͤhret, daraus
ein Stein werden kan, wo er ſich anhaͤnget,
da kan auch nach und nach ſich an einen
Stein mehrere von derſelben Materie an-
legen und wird daher der Stein groͤſſer.
Und auf ſolche Art kan der Stein wachſen.
Jch weiß wohl, daß Tournefort in der un-
terirrdiſchen Hoͤhle in Candien (b) verſchiede-
nes angiebet, dadurch er zubehaupten ſu-
chet, daß die Steine auch von innen durch
einen
Wie
Steine
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A. 1702 p. 290. & ſeqq.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/617>, abgerufen am 22.11.2024.
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