Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. X. Von denen Dingen,
gnetische Materie einen freyen Durchgang
haben kan. Und solchergestalt kan der
Magnet dem Eisen seine Krafft mittheilen,
weil die innere Zusammensetzung der klei-
nen Theile in Ansehung derjenigen Zwi-
schen Räumlein, dadurch die magnetische
Materie ihren Weg findet, im Eisen eben so
ist wie im Magneten. Jch sage mit Fleiß,
in Anschung derjenigen Zwischen-Räum-
lein, dadurch die magnetische Materie ih-
ren Weg findet: denn da die magnetische
Materie von der Lufft unterschieden ist, (§.
45 T. III. Exper.); so können die Lufft-
Höhlen wohl anders seyn im Eisen, als im
Magneten, ohne daß dadurch gehindert
wird, daß nicht dem Eisen die magnetische
Krafft mitgetheilet werden könnte. Man
siehet auch, warum die magnetische Krafft
dem Eisen stärcker mitgetheilet wird, wenn
es harte an den Pol des Magneten gedruckt
und lange daran gehalten wird, als wenn
man nur damit ein wenig über den Pol des
Magnetens fähret: denn in dem ersten
Falle kan ein grösserer Strom der magneti-
schen Materie in das Eisen hineinfahren
als in dem andern. Eben so ist klar, wie
lange so wohl der Magnet, als das Eisen die
magnetische Krafft behalten kan, nemlich
so lange als die magnetische Materie in
gnungsamer Menge sich umb den Magnet
und das Eisen herum beweget: so bald sie

sich

Cap. X. Von denen Dingen,
gnetiſche Materie einen freyen Durchgang
haben kan. Und ſolchergeſtalt kan der
Magnet dem Eiſen ſeine Krafft mittheilen,
weil die innere Zuſammenſetzung der klei-
nen Theile in Anſehung derjenigen Zwi-
ſchen Raͤumlein, dadurch die magnetiſche
Materie ihren Weg findet, im Eiſen eben ſo
iſt wie im Magneten. Jch ſage mit Fleiß,
in Anſchung derjenigen Zwiſchen-Raͤum-
lein, dadurch die magnetiſche Materie ih-
ren Weg findet: denn da die magnetiſche
Materie von der Lufft unterſchieden iſt, (§.
45 T. III. Exper.); ſo koͤnnen die Lufft-
Hoͤhlen wohl anders ſeyn im Eiſen, als im
Magneten, ohne daß dadurch gehindert
wird, daß nicht dem Eiſen die magnetiſche
Krafft mitgetheilet werden koͤnnte. Man
ſiehet auch, warum die magnetiſche Krafft
dem Eiſen ſtaͤrcker mitgetheilet wird, wenn
es harte an den Pol des Magneten gedruckt
und lange daran gehalten wird, als wenn
man nur damit ein wenig uͤber den Pol des
Magnetens faͤhret: denn in dem erſten
Falle kan ein groͤſſerer Strom der magneti-
ſchen Materie in das Eiſen hineinfahren
als in dem andern. Eben ſo iſt klar, wie
lange ſo wohl der Magnet, als das Eiſen die
magnetiſche Krafft behalten kan, nemlich
ſo lange als die magnetiſche Materie in
gnungſamer Menge ſich umb den Magnet
und das Eiſen herum beweget: ſo bald ſie

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0626" n="590"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. X.</hi> Von denen Dingen,</hi></fw><lb/>
gneti&#x017F;che Materie einen freyen Durchgang<lb/>
haben kan. Und &#x017F;olcherge&#x017F;talt kan der<lb/>
Magnet dem Ei&#x017F;en &#x017F;eine Krafft mittheilen,<lb/>
weil die innere Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der klei-<lb/>
nen Theile in An&#x017F;ehung derjenigen Zwi-<lb/>
&#x017F;chen Ra&#x0364;umlein, dadurch die magneti&#x017F;che<lb/>
Materie ihren Weg findet, im Ei&#x017F;en eben &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t wie im Magneten. Jch &#x017F;age mit Fleiß,<lb/>
in An&#x017F;chung derjenigen Zwi&#x017F;chen-Ra&#x0364;um-<lb/>
lein, dadurch die magneti&#x017F;che Materie ih-<lb/>
ren Weg findet: denn da die magneti&#x017F;che<lb/>
Materie von der Lufft unter&#x017F;chieden i&#x017F;t, (§.<lb/>
45 <hi rendition="#aq">T. III. Exper.</hi>); &#x017F;o ko&#x0364;nnen die Lufft-<lb/>
Ho&#x0364;hlen wohl anders &#x017F;eyn im Ei&#x017F;en, als im<lb/>
Magneten, ohne daß dadurch gehindert<lb/>
wird, daß nicht dem Ei&#x017F;en die magneti&#x017F;che<lb/>
Krafft mitgetheilet werden ko&#x0364;nnte. Man<lb/>
&#x017F;iehet auch, warum die magneti&#x017F;che Krafft<lb/>
dem Ei&#x017F;en &#x017F;ta&#x0364;rcker mitgetheilet wird, wenn<lb/>
es harte an den Pol des Magneten gedruckt<lb/>
und lange daran gehalten wird, als wenn<lb/>
man nur damit ein wenig u&#x0364;ber den Pol des<lb/>
Magnetens fa&#x0364;hret: denn in dem er&#x017F;ten<lb/>
Falle kan ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Strom der magneti-<lb/>
&#x017F;chen Materie in das Ei&#x017F;en hineinfahren<lb/>
als in dem andern. Eben &#x017F;o i&#x017F;t klar, wie<lb/>
lange &#x017F;o wohl der Magnet, als das Ei&#x017F;en die<lb/>
magneti&#x017F;che Krafft behalten kan, nemlich<lb/>
&#x017F;o lange als die magneti&#x017F;che Materie in<lb/>
gnung&#x017F;amer Menge &#x017F;ich umb den Magnet<lb/>
und das Ei&#x017F;en herum beweget: &#x017F;o bald &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[590/0626] Cap. X. Von denen Dingen, gnetiſche Materie einen freyen Durchgang haben kan. Und ſolchergeſtalt kan der Magnet dem Eiſen ſeine Krafft mittheilen, weil die innere Zuſammenſetzung der klei- nen Theile in Anſehung derjenigen Zwi- ſchen Raͤumlein, dadurch die magnetiſche Materie ihren Weg findet, im Eiſen eben ſo iſt wie im Magneten. Jch ſage mit Fleiß, in Anſchung derjenigen Zwiſchen-Raͤum- lein, dadurch die magnetiſche Materie ih- ren Weg findet: denn da die magnetiſche Materie von der Lufft unterſchieden iſt, (§. 45 T. III. Exper.); ſo koͤnnen die Lufft- Hoͤhlen wohl anders ſeyn im Eiſen, als im Magneten, ohne daß dadurch gehindert wird, daß nicht dem Eiſen die magnetiſche Krafft mitgetheilet werden koͤnnte. Man ſiehet auch, warum die magnetiſche Krafft dem Eiſen ſtaͤrcker mitgetheilet wird, wenn es harte an den Pol des Magneten gedruckt und lange daran gehalten wird, als wenn man nur damit ein wenig uͤber den Pol des Magnetens faͤhret: denn in dem erſten Falle kan ein groͤſſerer Strom der magneti- ſchen Materie in das Eiſen hineinfahren als in dem andern. Eben ſo iſt klar, wie lange ſo wohl der Magnet, als das Eiſen die magnetiſche Krafft behalten kan, nemlich ſo lange als die magnetiſche Materie in gnungſamer Menge ſich umb den Magnet und das Eiſen herum beweget: ſo bald ſie ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/626
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/626>, abgerufen am 22.11.2024.