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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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die in der Erde befindlich.
sich aber zerstreuet oder gehindert wird, daß
sie nicht mehr durch den Magnet und das
Eisen einen freyen Durchgang hat; so bald
gehet auch die Krafft verlohren. Weil die
magnetische Materie, welche zu dem Pole
des Magnetens herausgehet, in das Eisen
hinein fähret und nach seiner Länge sich
durch beweget und an einem entgegen gesetz-
ten Orte heraus fähret; so ist es eben soviel,
alß wenn der Pol des Magnetens in dem
Orte im Eisen wäre, wo die magnetische
Materie heraus kommet. Es beginnet sich
demnach dieselbe dergestalt um den Magnet
zubewegen, als wenn das Eisen mit zu ihm
gehörete und mit ihm einen Cörper machte.
Und so fähret denn auch die Materie, die
von dem andern Pole herkommet, erst
durch das Eisen, ehe es in den Pol hinein
kommen kan, daran das Eisen hänget.
Wenn nun das Eisen durch die magnetische
Materie stärcker an den Magneten ge-
druckt, als durch die Schweere zurücke ge-
zogen wird; so bleibet es daran hangen und
wird viel oder wenige Krafft erfordert es loß
zu reissen, nachdem die magnetische Krafft
der Schweere viel oder wenig überlegen ist.
Gleichergestalt wenn der Süder-Pol des ei-
nen Magnetens an den Nord-Pol des an-
dern geleget wird; so kan die Materie, wel-
che zu dem Pole des einen heraus kommet,
gleich in den Pol des andern hinein fahren

(§. 40.

die in der Erde befindlich.
ſich aber zerſtreuet oder gehindert wird, daß
ſie nicht mehr durch den Magnet und das
Eiſen einen freyen Durchgang hat; ſo bald
gehet auch die Krafft verlohren. Weil die
magnetiſche Materie, welche zu dem Pole
des Magnetens herausgehet, in das Eiſen
hinein faͤhret und nach ſeiner Laͤnge ſich
durch beweget und an einem entgegen geſetz-
ten Orte heraus faͤhret; ſo iſt es eben ſoviel,
alß wenn der Pol des Magnetens in dem
Orte im Eiſen waͤre, wo die magnetiſche
Materie heraus kommet. Es beginnet ſich
demnach dieſelbe dergeſtalt um den Magnet
zubewegen, als wenn das Eiſen mit zu ihm
gehoͤrete und mit ihm einen Coͤrper machte.
Und ſo faͤhret denn auch die Materie, die
von dem andern Pole herkommet, erſt
durch das Eiſen, ehe es in den Pol hinein
kommen kan, daran das Eiſen haͤnget.
Wenn nun das Eiſen durch die magnetiſche
Materie ſtaͤrcker an den Magneten ge-
druckt, als durch die Schweere zuruͤcke ge-
zogen wird; ſo bleibet es daran hangen und
wird viel oder wenige Krafft erfordert es loß
zu reiſſen, nachdem die magnetiſche Krafft
der Schweere viel oder wenig uͤberlegen iſt.
Gleichergeſtalt wenn der Suͤder-Pol des ei-
nen Magnetens an den Nord-Pol des an-
dern geleget wird; ſo kan die Materie, wel-
che zu dem Pole des einen heraus kommet,
gleich in den Pol des andern hinein fahren

(§. 40.
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[591/0627] die in der Erde befindlich. ſich aber zerſtreuet oder gehindert wird, daß ſie nicht mehr durch den Magnet und das Eiſen einen freyen Durchgang hat; ſo bald gehet auch die Krafft verlohren. Weil die magnetiſche Materie, welche zu dem Pole des Magnetens herausgehet, in das Eiſen hinein faͤhret und nach ſeiner Laͤnge ſich durch beweget und an einem entgegen geſetz- ten Orte heraus faͤhret; ſo iſt es eben ſoviel, alß wenn der Pol des Magnetens in dem Orte im Eiſen waͤre, wo die magnetiſche Materie heraus kommet. Es beginnet ſich demnach dieſelbe dergeſtalt um den Magnet zubewegen, als wenn das Eiſen mit zu ihm gehoͤrete und mit ihm einen Coͤrper machte. Und ſo faͤhret denn auch die Materie, die von dem andern Pole herkommet, erſt durch das Eiſen, ehe es in den Pol hinein kommen kan, daran das Eiſen haͤnget. Wenn nun das Eiſen durch die magnetiſche Materie ſtaͤrcker an den Magneten ge- druckt, als durch die Schweere zuruͤcke ge- zogen wird; ſo bleibet es daran hangen und wird viel oder wenige Krafft erfordert es loß zu reiſſen, nachdem die magnetiſche Krafft der Schweere viel oder wenig uͤberlegen iſt. Gleichergeſtalt wenn der Suͤder-Pol des ei- nen Magnetens an den Nord-Pol des an- dern geleget wird; ſo kan die Materie, wel- che zu dem Pole des einen heraus kommet, gleich in den Pol des andern hinein fahren (§. 40.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/627>, abgerufen am 17.06.2024.