Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Von dem Wesen
stehen wir dadurch nichts anders, als daß es
aus den Bewegungen erfolgen können, die
ein Cörper haben kan: gleichwie wir sagen,
es sey seinem Wesen gemäß, was seinen
Grund in seiner Art der Zusammensetzung
hat (§. 611 Met.). Ja eben deswegen nen-
nen wir die Maximen, darinnen die Regeln
der Bewegnng gegründet sind (§. 675. 682.
Met.), Gesetze der Natur, weil sich die
Natur der Cörper darnach achtet.

Jn jedem
Cörper
ist zwey-
erley Art
der Ma-
terie ent-
halten.
§. 13.

Die Geschwindigkeit sowohl als
die Richtung, vermöge welcher sich, was
beweget wird, nach einer gewissen Gegend
beweget, wird allzeit durch die Bewegung
eines andern Cörpers geändert, der ihn be-
rühret und hat darinnen ihren Grund (§.
663. 664. Met.). Derowegen daß einige
Theile der Materie in einem Cörper mit
entgegen gesetzten Richtungen und gleicher
Geschwindigkeit sich gegen einander bewe-
gen und dadurch einander in einem Raume
aufhalten (§. 9.), muß von der Bewegung
der übrigen Materie herrühren, die mit ih-
nen nicht zusammen hänget. Da nun
diejenige Materie, welche in einem Cörper
zusammen hält und daher mit ihm sich zu-
gleich bewegen lässet, seine eigenthümliche;
die andere aber fremde Materie genennet
wird (§. 656. Met.): so erkennet man hier-
aus, daß nothwendig in einem jeden Cörper
sowohl eigenthümliche, als auch fremde

Ma-

Cap. I. Von dem Weſen
ſtehen wir dadurch nichts anders, als daß es
aus den Bewegungen erfolgen koͤnnen, die
ein Coͤrper haben kan: gleichwie wir ſagen,
es ſey ſeinem Weſen gemaͤß, was ſeinen
Grund in ſeiner Art der Zuſammenſetzung
hat (§. 611 Met.). Ja eben deswegen nen-
nen wir die Maximen, darinnen die Regeln
der Bewegnng gegruͤndet ſind (§. 675. 682.
Met.), Geſetze der Natur, weil ſich die
Natur der Coͤrper darnach achtet.

Jn jedem
Coͤrper
iſt zwey-
erley Art
der Ma-
terie ent-
halten.
§. 13.

Die Geſchwindigkeit ſowohl als
die Richtung, vermoͤge welcher ſich, was
beweget wird, nach einer gewiſſen Gegend
beweget, wird allzeit durch die Bewegung
eines andern Coͤrpers geaͤndert, der ihn be-
ruͤhret und hat darinnen ihren Grund (§.
663. 664. Met.). Derowegen daß einige
Theile der Materie in einem Coͤrper mit
entgegen geſetzten Richtungen und gleicher
Geſchwindigkeit ſich gegen einander bewe-
gen und dadurch einander in einem Raume
aufhalten (§. 9.), muß von der Bewegung
der uͤbrigen Materie herruͤhren, die mit ih-
nen nicht zuſammen haͤnget. Da nun
diejenige Materie, welche in einem Coͤrper
zuſammen haͤlt und daher mit ihm ſich zu-
gleich bewegen laͤſſet, ſeine eigenthuͤmliche;
die andere aber fremde Materie genennet
wird (§. 656. Met.): ſo erkennet man hier-
aus, daß nothwendig in einem jeden Coͤrper
ſowohl eigenthuͤmliche, als auch fremde

Ma-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0064" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. I.</hi> Von dem We&#x017F;en</hi></fw><lb/>
&#x017F;tehen wir dadurch nichts anders, als daß es<lb/>
aus den Bewegungen erfolgen ko&#x0364;nnen, die<lb/>
ein Co&#x0364;rper haben kan: gleichwie wir &#x017F;agen,<lb/>
es &#x017F;ey &#x017F;einem We&#x017F;en gema&#x0364;ß, was &#x017F;einen<lb/>
Grund in &#x017F;einer Art der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung<lb/>
hat (§. 611 <hi rendition="#aq">Met.</hi>). Ja eben deswegen nen-<lb/>
nen wir die Maximen, darinnen die Regeln<lb/>
der Bewegnng gegru&#x0364;ndet &#x017F;ind (§. 675. 682.<lb/><hi rendition="#aq">Met.</hi>), <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etze der Natur</hi>, weil &#x017F;ich die<lb/>
Natur der Co&#x0364;rper darnach achtet.</p><lb/>
              <note place="left">Jn jedem<lb/>
Co&#x0364;rper<lb/>
i&#x017F;t zwey-<lb/>
erley Art<lb/>
der Ma-<lb/>
terie ent-<lb/>
halten.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 13.</head>
              <p>Die Ge&#x017F;chwindigkeit &#x017F;owohl als<lb/>
die Richtung, vermo&#x0364;ge welcher &#x017F;ich, was<lb/>
beweget wird, nach einer gewi&#x017F;&#x017F;en Gegend<lb/>
beweget, wird allzeit durch die Bewegung<lb/>
eines andern Co&#x0364;rpers gea&#x0364;ndert, der ihn be-<lb/>
ru&#x0364;hret und hat darinnen ihren Grund (§.<lb/>
663. 664. <hi rendition="#aq">Met.</hi>). Derowegen daß einige<lb/>
Theile der Materie in einem Co&#x0364;rper mit<lb/>
entgegen ge&#x017F;etzten Richtungen und gleicher<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit &#x017F;ich gegen einander bewe-<lb/>
gen und dadurch einander in einem Raume<lb/>
aufhalten (§. 9.), muß von der Bewegung<lb/>
der u&#x0364;brigen Materie herru&#x0364;hren, die mit ih-<lb/>
nen nicht zu&#x017F;ammen ha&#x0364;nget. Da nun<lb/>
diejenige Materie, welche in einem Co&#x0364;rper<lb/>
zu&#x017F;ammen ha&#x0364;lt und daher mit ihm &#x017F;ich zu-<lb/>
gleich bewegen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;eine <hi rendition="#fr">eigenthu&#x0364;mliche;</hi><lb/>
die andere aber <hi rendition="#fr">fremde Materie</hi> genennet<lb/>
wird (§. 656. <hi rendition="#aq">Met.</hi>): &#x017F;o erkennet man hier-<lb/>
aus, daß nothwendig in einem jeden Co&#x0364;rper<lb/>
&#x017F;owohl eigenthu&#x0364;mliche, als auch fremde<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ma-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0064] Cap. I. Von dem Weſen ſtehen wir dadurch nichts anders, als daß es aus den Bewegungen erfolgen koͤnnen, die ein Coͤrper haben kan: gleichwie wir ſagen, es ſey ſeinem Weſen gemaͤß, was ſeinen Grund in ſeiner Art der Zuſammenſetzung hat (§. 611 Met.). Ja eben deswegen nen- nen wir die Maximen, darinnen die Regeln der Bewegnng gegruͤndet ſind (§. 675. 682. Met.), Geſetze der Natur, weil ſich die Natur der Coͤrper darnach achtet. §. 13. Die Geſchwindigkeit ſowohl als die Richtung, vermoͤge welcher ſich, was beweget wird, nach einer gewiſſen Gegend beweget, wird allzeit durch die Bewegung eines andern Coͤrpers geaͤndert, der ihn be- ruͤhret und hat darinnen ihren Grund (§. 663. 664. Met.). Derowegen daß einige Theile der Materie in einem Coͤrper mit entgegen geſetzten Richtungen und gleicher Geſchwindigkeit ſich gegen einander bewe- gen und dadurch einander in einem Raume aufhalten (§. 9.), muß von der Bewegung der uͤbrigen Materie herruͤhren, die mit ih- nen nicht zuſammen haͤnget. Da nun diejenige Materie, welche in einem Coͤrper zuſammen haͤlt und daher mit ihm ſich zu- gleich bewegen laͤſſet, ſeine eigenthuͤmliche; die andere aber fremde Materie genennet wird (§. 656. Met.): ſo erkennet man hier- aus, daß nothwendig in einem jeden Coͤrper ſowohl eigenthuͤmliche, als auch fremde Ma-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/64
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/64>, abgerufen am 24.11.2024.