Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Pflantzen. kommen kan, sie mögen recht oder verkehrtstehen: denn solches bezeuget nicht allein die verkehrte Pflantzung der Bäume (§. 389); sondern man kan es auch erfahren, wenn man eine Pflantze, die leicht wurtzelt, ins Wasser setzet, daß die Blätter im Was- ser und die Wurtzel ausser ihm zu stehen kom- men. Denn da in diesem Stande die Wurtzeln frisch bleiben und mehrere Würtz- lichen treiben; so muß der Safft aus den Blättern durch den Stamm auch in die Wurtzeln kommen können. Man kan auch ein Zweiglein von einem Baume oder ein Stücklein Holtz davon verkehrt ins Wasser stellen: so wird sichs gleichfals zei- gen, daß der Theil ausser dem Wasser frisch verbleibet und also der Safft auch in der verkehrten Lage in die Höhe steiget. Dar- nach lässet sich auch weisen, daß sich der Safft in die Wurtzel aus den Blättern be- weget, wenn er durch den Stamm nieder- steigen muß. Denn man darf nur eine Pflantze nehmen, die sich leicht beugen läs- set, ohne daß der Stengel zerbricht, oder auch ein einiges Zweiglein von einem zehen Holtze; so lässet sich der untere Theil ausser dem Wasser niederwärts beugen. Mariotte hat noch einen andern Beweis angeführet: wir können uns aber damit vergnügen, was ich jetzt beygebracht, zumahl da wir vorhin (§. 400.) gezeiget, wie der Safft aus den Blät- R r 5
der Pflantzen. kommen kan, ſie moͤgen recht oder verkehrtſtehen: denn ſolches bezeuget nicht allein die verkehrte Pflantzung der Baͤume (§. 389); ſondern man kan es auch erfahren, wenn man eine Pflantze, die leicht wurtzelt, ins Waſſer ſetzet, daß die Blaͤtter im Waſ- ſer und die Wurtzel auſſer ihm zu ſtehen kom- men. Denn da in dieſem Stande die Wurtzeln friſch bleiben und mehrere Wuͤrtz- lichen treiben; ſo muß der Safft aus den Blaͤttern durch den Stamm auch in die Wurtzeln kommen koͤnnen. Man kan auch ein Zweiglein von einem Baume oder ein Stuͤcklein Holtz davon verkehrt ins Waſſer ſtellen: ſo wird ſichs gleichfals zei- gen, daß der Theil auſſer dem Waſſer friſch verbleibet und alſo der Safft auch in der verkehrten Lage in die Hoͤhe ſteiget. Dar- nach laͤſſet ſich auch weiſen, daß ſich der Safft in die Wurtzel aus den Blaͤttern be- weget, wenn er durch den Stamm nieder- ſteigen muß. Denn man darf nur eine Pflantze nehmen, die ſich leicht beugen laͤſ- ſet, ohne daß der Stengel zerbricht, oder auch ein einiges Zweiglein von einem zehen Holtze; ſo laͤſſet ſich der untere Theil auſſer dem Waſſer niederwaͤrts beugen. Mariotte hat noch einen andern Beweis angefuͤhret: wir koͤnnen uns aber damit vergnuͤgen, was ich jetzt beygebracht, zumahl da wir vorhin (§. 400.) gezeiget, wie der Safft aus den Blaͤt- R r 5
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der Pflantzen.
kommen kan, ſie moͤgen recht oder verkehrt
ſtehen: denn ſolches bezeuget nicht allein
die verkehrte Pflantzung der Baͤume (§.
389); ſondern man kan es auch erfahren,
wenn man eine Pflantze, die leicht wurtzelt,
ins Waſſer ſetzet, daß die Blaͤtter im Waſ-
ſer und die Wurtzel auſſer ihm zu ſtehen kom-
men. Denn da in dieſem Stande die
Wurtzeln friſch bleiben und mehrere Wuͤrtz-
lichen treiben; ſo muß der Safft aus den
Blaͤttern durch den Stamm auch in die
Wurtzeln kommen koͤnnen. Man kan
auch ein Zweiglein von einem Baume oder
ein Stuͤcklein Holtz davon verkehrt ins
Waſſer ſtellen: ſo wird ſichs gleichfals zei-
gen, daß der Theil auſſer dem Waſſer friſch
verbleibet und alſo der Safft auch in der
verkehrten Lage in die Hoͤhe ſteiget. Dar-
nach laͤſſet ſich auch weiſen, daß ſich der
Safft in die Wurtzel aus den Blaͤttern be-
weget, wenn er durch den Stamm nieder-
ſteigen muß. Denn man darf nur eine
Pflantze nehmen, die ſich leicht beugen laͤſ-
ſet, ohne daß der Stengel zerbricht, oder
auch ein einiges Zweiglein von einem zehen
Holtze; ſo laͤſſet ſich der untere Theil auſſer
dem Waſſer niederwaͤrts beugen. Mariotte
hat noch einen andern Beweis angefuͤhret:
wir koͤnnen uns aber damit vergnuͤgen, was
ich jetzt beygebracht, zumahl da wir vorhin
(§. 400.) gezeiget, wie der Safft aus den
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