Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Pflantzen. innere Bewegungen des Safftes, oder auchdurch Absonderung gewisser Theile von ihm entstehen können. Und daher ist aller- dings glaublicher, daß die kleinen Pfläntz- lein schon im kleinen vorhanden gewesen, ehe sie in dem Saffte und der Pflantze durch einige Veränderung in den Zustand gesetzet worden, wie sie im Saamen und den Au- gen anzutreffen. Allein es ist nun ferner die Frage, wo sie denn vorher gewesen. Sie stecken demnach entweder in einer kleineren Gestalt in einander, wie insonderheit Ma- lebranche (a) behauptet; oder werden aus der Lufft und Erde mit dem Nahrungs- Saffte in die Pflantze gebracht, wie Ho- noratus Fabry vorgegeben, (b) und Per- rault (c) und Sturm (d) nach ihm weiter ausgeführet. Nach der ersten Meinung muß das erste Saamen-Körnlein alles in sich enthalten haben, was bis auf diese Stunde daraus gewachsen ist und noch weiter hätte wachsen können, wenn keines von den Saamen-Körnlein jemahls wäre ver- (a) Recherche de la Verite Tom. I. lib. 1. c. 6. p. m. 38. & seqq. (b) Lib. 2. de plantis prop. 98. p. 55. 56. (c) Essay de Physique Tom. 3. part. 3. c. s. p. 305. edit. Par. (d) in Dissertat. de generatione plantarum & animalium, Phil. Eclect. T. 2. p. 287. S s 2
der Pflantzen. innere Bewegungen des Safftes, oder auchdurch Abſonderung gewiſſer Theile von ihm entſtehen koͤnnen. Und daher iſt aller- dings glaublicher, daß die kleinen Pflaͤntz- lein ſchon im kleinen vorhanden geweſen, ehe ſie in dem Saffte und der Pflantze durch einige Veraͤnderung in den Zuſtand geſetzet worden, wie ſie im Saamen und den Au- gen anzutreffen. Allein es iſt nun ferner die Frage, wo ſie denn vorher geweſen. Sie ſtecken demnach entweder in einer kleineren Geſtalt in einander, wie inſonderheit Ma- lebranche (a) behauptet; oder werden aus der Lufft und Erde mit dem Nahrungs- Saffte in die Pflantze gebracht, wie Ho- noratus Fabry vorgegeben, (b) und Per- rault (c) und Sturm (d) nach ihm weiter ausgefuͤhret. Nach der erſten Meinung muß das erſte Saamen-Koͤrnlein alles in ſich enthalten haben, was bis auf dieſe Stunde daraus gewachſen iſt und noch weiter haͤtte wachſen koͤnnen, wenn keines von den Saamen-Koͤrnlein jemahls waͤre ver- (a) Recherche de la Verité Tom. I. lib. 1. c. 6. p. m. 38. & ſeqq. (b) Lib. 2. de plantis prop. 98. p. 55. 56. (c) Eſſay de Phyſique Tom. 3. part. 3. c. s. p. 305. edit. Par. (d) in Diſſertat. de generatione plantarum & animalium, Phil. Eclect. T. 2. p. 287. S s 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0679" n="643"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Pflantzen.</hi></fw><lb/> innere Bewegungen des Safftes, oder auch<lb/> durch Abſonderung gewiſſer Theile von<lb/> ihm entſtehen koͤnnen. Und daher iſt aller-<lb/> dings glaublicher, daß die kleinen Pflaͤntz-<lb/> lein ſchon im kleinen vorhanden geweſen,<lb/> ehe ſie in dem Saffte und der Pflantze durch<lb/> einige Veraͤnderung in den Zuſtand geſetzet<lb/> worden, wie ſie im Saamen und den Au-<lb/> gen anzutreffen. Allein es iſt nun ferner<lb/> die Frage, wo ſie denn vorher geweſen. Sie<lb/> ſtecken demnach entweder in einer kleineren<lb/> Geſtalt in einander, wie inſonderheit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ma-<lb/> lebranche</hi></hi> <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Recherche de la Verité Tom. I. lib. 1.<lb/> c. 6. p. m. 38. & ſeqq.</hi></note> behauptet; oder werden aus<lb/> der Lufft und Erde mit dem Nahrungs-<lb/> Saffte in die Pflantze gebracht, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ho-<lb/> noratus Fabry</hi></hi> vorgegeben, <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Lib. 2. de plantis prop. 98. p.</hi> 55. 56.</note> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Per-<lb/> rault</hi></hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Eſſay de Phyſique Tom. 3. part. 3. c.<lb/> s. p. 305. edit. Par.</hi></note> und <hi rendition="#fr">Sturm</hi> <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">in Diſſertat. de generatione plantarum<lb/> & animalium, Phil. Eclect. T. 2. p.</hi> 287.</note> nach ihm weiter<lb/> ausgefuͤhret. Nach der erſten Meinung<lb/> muß das erſte Saamen-Koͤrnlein alles in<lb/> ſich enthalten haben, was bis auf dieſe<lb/> Stunde daraus gewachſen iſt und noch<lb/> weiter haͤtte wachſen koͤnnen, wenn keines<lb/> von den Saamen-Koͤrnlein jemahls waͤre<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S s 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [643/0679]
der Pflantzen.
innere Bewegungen des Safftes, oder auch
durch Abſonderung gewiſſer Theile von
ihm entſtehen koͤnnen. Und daher iſt aller-
dings glaublicher, daß die kleinen Pflaͤntz-
lein ſchon im kleinen vorhanden geweſen,
ehe ſie in dem Saffte und der Pflantze durch
einige Veraͤnderung in den Zuſtand geſetzet
worden, wie ſie im Saamen und den Au-
gen anzutreffen. Allein es iſt nun ferner
die Frage, wo ſie denn vorher geweſen. Sie
ſtecken demnach entweder in einer kleineren
Geſtalt in einander, wie inſonderheit Ma-
lebranche (a) behauptet; oder werden aus
der Lufft und Erde mit dem Nahrungs-
Saffte in die Pflantze gebracht, wie Ho-
noratus Fabry vorgegeben, (b) und Per-
rault (c) und Sturm (d) nach ihm weiter
ausgefuͤhret. Nach der erſten Meinung
muß das erſte Saamen-Koͤrnlein alles in
ſich enthalten haben, was bis auf dieſe
Stunde daraus gewachſen iſt und noch
weiter haͤtte wachſen koͤnnen, wenn keines
von den Saamen-Koͤrnlein jemahls waͤre
ver-
(a) Recherche de la Verité Tom. I. lib. 1.
c. 6. p. m. 38. & ſeqq.
(b) Lib. 2. de plantis prop. 98. p. 55. 56.
(c) Eſſay de Phyſique Tom. 3. part. 3. c.
s. p. 305. edit. Par.
(d) in Diſſertat. de generatione plantarum
& animalium, Phil. Eclect. T. 2. p. 287.
S s 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |