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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. XIV. Von den Sinnen.
schwinde fort reden und, was noch mehr ist,
andere, die sich in dieser Kunst geübet, alles,
was mit und im Munde vorgehet, behende
mercken können.

§. 431.

Der Geruch bestehet in einem sub-Was ge-
schiehet
wenn wir
riechen.

tilen Ausfluß aus den riechenden Cörpern.
Wir haben ein gantz klares Cxempel, an der
sympatetischen Dinte, die durch den star-
cken Gestanck das ihre verrichtet (§. 128.
T. II. Exper.). Denn wo der Gestanck
durchdringet und findet mit Silberglette ge-
schriebene Buchstaben, da hängen sich die
subtilen Theile an und machen sie dadurch
schwartz. Campfer hat einen sehr starcken
Geruch: aber er verreucht sich gar, daß
nichts davon übrig verbleibet, welches eine
Anzeige ist, daß er sich nach und nach gantz
in einen subtilen Ausfluß, gleichsam wie in
einen unsichtbahren Rauch, resoluiret.
Man kan es auch gantz deutlich daher er-
kennen, daß wir Sachen riechen, die von
unserer Nase weit weg sind. Da nun et-
was in die Nase kommen muß, wenn wir
riechen sollen; so muß nothwendig aus dem
Cörper, der einen Geruch hat, etwas heraus-
gehen, so biß in unsere Nase kommen kan.
Eben dieses wird dadurch bestetiget, daß sich
von einer wohlriechenden Blume, die wir
von der Nase etwan weit halten, der Geruch
in dieselbe ziehen lässet. Daß die kleinen
Cörperlein, die den Geruch ausmachen, sehr

subti-
X x 5

Cap. XIV. Von den Sinnen.
ſchwinde fort reden und, was noch mehr iſt,
andere, die ſich in dieſer Kunſt geuͤbet, alles,
was mit und im Munde vorgehet, behende
mercken koͤnnen.

§. 431.

Der Geruch beſtehet in einem ſub-Was ge-
ſchiehet
wenn wir
riechen.

tilen Ausfluß aus den riechenden Coͤrpern.
Wir haben ein gantz klares Cxempel, an der
ſympatetiſchen Dinte, die durch den ſtar-
cken Geſtanck das ihre verrichtet (§. 128.
T. II. Exper.). Denn wo der Geſtanck
durchdringet und findet mit Silberglette ge-
ſchriebene Buchſtaben, da haͤngen ſich die
ſubtilen Theile an und machen ſie dadurch
ſchwartz. Campfer hat einen ſehr ſtarcken
Geruch: aber er verreucht ſich gar, daß
nichts davon uͤbrig verbleibet, welches eine
Anzeige iſt, daß er ſich nach und nach gantz
in einen ſubtilen Ausfluß, gleichſam wie in
einen unſichtbahren Rauch, reſoluiret.
Man kan es auch gantz deutlich daher er-
kennen, daß wir Sachen riechen, die von
unſerer Naſe weit weg ſind. Da nun et-
was in die Naſe kommen muß, wenn wir
riechen ſollen; ſo muß nothwendig aus dem
Coͤrper, der einen Geruch hat, etwas heraus-
gehen, ſo biß in unſere Naſe kommen kan.
Eben dieſes wird dadurch beſtetiget, daß ſich
von einer wohlriechenden Blume, die wir
von der Naſe etwan weit halten, der Geruch
in dieſelbe ziehen laͤſſet. Daß die kleinen
Coͤrperlein, die den Geruch ausmachen, ſehr

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[697/0733] Cap. XIV. Von den Sinnen. ſchwinde fort reden und, was noch mehr iſt, andere, die ſich in dieſer Kunſt geuͤbet, alles, was mit und im Munde vorgehet, behende mercken koͤnnen. §. 431. Der Geruch beſtehet in einem ſub- tilen Ausfluß aus den riechenden Coͤrpern. Wir haben ein gantz klares Cxempel, an der ſympatetiſchen Dinte, die durch den ſtar- cken Geſtanck das ihre verrichtet (§. 128. T. II. Exper.). Denn wo der Geſtanck durchdringet und findet mit Silberglette ge- ſchriebene Buchſtaben, da haͤngen ſich die ſubtilen Theile an und machen ſie dadurch ſchwartz. Campfer hat einen ſehr ſtarcken Geruch: aber er verreucht ſich gar, daß nichts davon uͤbrig verbleibet, welches eine Anzeige iſt, daß er ſich nach und nach gantz in einen ſubtilen Ausfluß, gleichſam wie in einen unſichtbahren Rauch, reſoluiret. Man kan es auch gantz deutlich daher er- kennen, daß wir Sachen riechen, die von unſerer Naſe weit weg ſind. Da nun et- was in die Naſe kommen muß, wenn wir riechen ſollen; ſo muß nothwendig aus dem Coͤrper, der einen Geruch hat, etwas heraus- gehen, ſo biß in unſere Naſe kommen kan. Eben dieſes wird dadurch beſtetiget, daß ſich von einer wohlriechenden Blume, die wir von der Naſe etwan weit halten, der Geruch in dieſelbe ziehen laͤſſet. Daß die kleinen Coͤrperlein, die den Geruch ausmachen, ſehr ſubti- Was ge- ſchiehet wenn wir riechen. X x 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/733>, abgerufen am 22.11.2024.