len, sondern vielmehr in einen kleineren Raum gebracht werden. Wir finden, daß die fleischerne Fasern mit andern viel subtileren von dem Haar-Wachse wie ein Gewebe durchschossen sind. Wenn dem- nach dieselben gespannet werden, drucken sie die fleischernen Fasern nieder, daß sie die Figur einer Schlangen-Linie erhalten. Solchergestalt werden sie kürtzer und das Mäuslein wird doch nicht dicker, sondern dünner und härter: wie man es denn auch fühlen kan, daß es härter ist in der Bewe- gung, als ausser derselben. Es stimmet demnach diese Erklärung so wohl mit der Art der Zusammensetzung der Mäuslein, als auch mit der Erfahrung überein.
§. 436.
Wir haben so wohl hier, alsBeschaf- fenheit der Ner- ven und ob ein Nerven- Safft vorhan- den. bey anderer. Gelegenheit angenommen, daß die Nerven hohl seyn und in ihnen eine subtile flüßige Materie angetroffen wird, welche man den Nerven-Safft nennet. Nun erfoderte es wohl weiter keinen Be- weis, weil die Beschaffenheit der Sachen, die dadurch erkläret werden, dergleichen erfordern: allein weil gleichwohl einige sol- ches in zweiffel ziehen, so wird nicht un- dienlich seyn, wenn ich es hier weiter aus- führe. Es hat demnach Leeuvvenhock (a) subtile Scheiblein von Nerven, die
nicht
(a)in Epist. Physiolog. epist. 32. p. 311.
(Physick) Y y
der Thiere und des Menſchen.
len, ſondern vielmehr in einen kleineren Raum gebracht werden. Wir finden, daß die fleiſcherne Faſern mit andern viel ſubtileren von dem Haar-Wachſe wie ein Gewebe durchſchoſſen ſind. Wenn dem- nach dieſelben geſpannet werden, drucken ſie die fleiſchernen Faſern nieder, daß ſie die Figur einer Schlangen-Linie erhalten. Solchergeſtalt werden ſie kuͤrtzer und das Maͤuslein wird doch nicht dicker, ſondern duͤnner und haͤrter: wie man es denn auch fuͤhlen kan, daß es haͤrter iſt in der Bewe- gung, als auſſer derſelben. Es ſtimmet demnach dieſe Erklaͤrung ſo wohl mit der Art der Zuſammenſetzung der Maͤuslein, als auch mit der Erfahrung uͤberein.
§. 436.
Wir haben ſo wohl hier, alsBeſchaf- fenheit der Ner- ven und ob ein Nerven- Safft vorhan- den. bey anderer. Gelegenheit angenommen, daß die Nerven hohl ſeyn und in ihnen eine ſubtile fluͤßige Materie angetroffen wird, welche man den Nerven-Safft nennet. Nun erfoderte es wohl weiter keinen Be- weis, weil die Beſchaffenheit der Sachen, die dadurch erklaͤret werden, dergleichen erfordern: allein weil gleichwohl einige ſol- ches in zweiffel ziehen, ſo wird nicht un- dienlich ſeyn, wenn ich es hier weiter aus- fuͤhre. Es hat demnach Leeuvvenhock (a) ſubtile Scheiblein von Nerven, die
nicht
(a)in Epiſt. Phyſiolog. epiſt. 32. p. 311.
(Phyſick) Y y
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der Thiere und des Menſchen.
len, ſondern vielmehr in einen kleineren
Raum gebracht werden. Wir finden,
daß die fleiſcherne Faſern mit andern viel
ſubtileren von dem Haar-Wachſe wie ein
Gewebe durchſchoſſen ſind. Wenn dem-
nach dieſelben geſpannet werden, drucken
ſie die fleiſchernen Faſern nieder, daß ſie die
Figur einer Schlangen-Linie erhalten.
Solchergeſtalt werden ſie kuͤrtzer und das
Maͤuslein wird doch nicht dicker, ſondern
duͤnner und haͤrter: wie man es denn auch
fuͤhlen kan, daß es haͤrter iſt in der Bewe-
gung, als auſſer derſelben. Es ſtimmet
demnach dieſe Erklaͤrung ſo wohl mit der
Art der Zuſammenſetzung der Maͤuslein,
als auch mit der Erfahrung uͤberein.
§. 436. Wir haben ſo wohl hier, als
bey anderer. Gelegenheit angenommen,
daß die Nerven hohl ſeyn und in ihnen eine
ſubtile fluͤßige Materie angetroffen wird,
welche man den Nerven-Safft nennet.
Nun erfoderte es wohl weiter keinen Be-
weis, weil die Beſchaffenheit der Sachen,
die dadurch erklaͤret werden, dergleichen
erfordern: allein weil gleichwohl einige ſol-
ches in zweiffel ziehen, ſo wird nicht un-
dienlich ſeyn, wenn ich es hier weiter aus-
fuͤhre. Es hat demnach Leeuvvenhock
(a) ſubtile Scheiblein von Nerven, die
nicht
Beſchaf-
fenheit
der Ner-
ven und
ob ein
Nerven-
Safft
vorhan-
den.
(a) in Epiſt. Phyſiolog. epiſt. 32. p. 311.
(Phyſick) Y y
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/741>, abgerufen am 22.11.2024.
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