Weil ein Weltweiser nichts für die lange Weile bekräfftigen soll; so muß er auch nichts für erdichtet ausgeben, als wenn er erweisen kan, daß es erdichtet ist: wozu meine Metaphysischen Gründe, darauf ich mich erst beruffen habe, dienlich sind.
Woher Zwillinge etc. kom- men.
§. 450.
Wenn zwey Eyerlein entweder in einem, oder in beyden Eyerstöcken frucht- bahr werden (§. 444) und entweder beyde durch eine, oder eines durch die rechte, das andere durch die lincke Trompete in die Mutter gebracht werden (§. 443); so wer- den Zwillinge erzeuget. Und auf eben ei- ne solche Weise lässet es sich begreiffen, daß mehr als zwey Kinder auf einmahl erzeuget werden. Da in einem jeden, auch dem aller kleinesten Tröpflein Saamen, eine un- sägliche Menge Saamen-Thierlein vor- handen sind (§. 99. T. III. Exper.); so können auch durch einen einigen Beyschlaff, da der Saame in die Mutter kömmet (§. 440.), viel Kinder zugleich erzeuget wer- den. Unterdessen ist es auch nicht unmög- lich, daß ein jedes Eyerlein durch einen be- sonderen Beyschlaff fruchtbahr gemacht wird.
Wenn deFrucht
§. 451.
Das Saamen-Thierlein ist ein le- bendiges Wesen (§. 99. T. III. Exper.) und
da
Cap. XVI. Von Erzeugung
Weil ein Weltweiſer nichts fuͤr die lange Weile bekraͤfftigen ſoll; ſo muß er auch nichts fuͤr erdichtet ausgeben, als wenn er erweiſen kan, daß es erdichtet iſt: wozu meine Metaphyſiſchen Gruͤnde, darauf ich mich erſt beruffen habe, dienlich ſind.
Woher Zwillinge ꝛc. kom- men.
§. 450.
Wenn zwey Eyerlein entweder in einem, oder in beyden Eyerſtoͤcken frucht- bahr werden (§. 444) und entweder beyde durch eine, oder eines durch die rechte, das andere durch die lincke Trompete in die Mutter gebracht werden (§. 443); ſo wer- den Zwillinge erzeuget. Und auf eben ei- ne ſolche Weiſe laͤſſet es ſich begreiffen, daß mehr als zwey Kinder auf einmahl erzeuget werden. Da in einem jeden, auch dem aller kleineſten Troͤpflein Saamen, eine un- ſaͤgliche Menge Saamen-Thierlein vor- handen ſind (§. 99. T. III. Exper.); ſo koͤnnen auch durch einen einigen Beyſchlaff, da der Saame in die Mutter koͤmmet (§. 440.), viel Kinder zugleich erzeuget wer- den. Unterdeſſen iſt es auch nicht unmoͤg- lich, daß ein jedes Eyerlein durch einen be- ſonderen Beyſchlaff fruchtbahr gemacht wird.
Wenn deFrucht
§. 451.
Das Saamen-Thierlein iſt ein le- bendiges Weſen (§. 99. T. III. Exper.) und
da
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0764"n="728"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. XVI.</hi> Von Erzeugung</hi></fw><lb/>
Weil ein Weltweiſer nichts fuͤr die lange<lb/>
Weile bekraͤfftigen ſoll; ſo muß er auch<lb/>
nichts fuͤr erdichtet ausgeben, als wenn er<lb/>
erweiſen kan, daß es erdichtet iſt: wozu<lb/>
meine <hirendition="#aq">Metaphyſi</hi>ſchen Gruͤnde, darauf ich<lb/>
mich erſt beruffen habe, dienlich ſind.</p><lb/><noteplace="left">Woher<lb/>
Zwillinge<lb/>ꝛc. kom-<lb/>
men.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 450.</head><p>Wenn zwey Eyerlein entweder<lb/>
in einem, oder in beyden Eyerſtoͤcken frucht-<lb/>
bahr werden (§. 444) und entweder beyde<lb/>
durch eine, oder eines durch die rechte, das<lb/>
andere durch die lincke Trompete in die<lb/>
Mutter gebracht werden (§. 443); ſo wer-<lb/>
den Zwillinge erzeuget. Und auf eben ei-<lb/>
ne ſolche Weiſe laͤſſet es ſich begreiffen, daß<lb/>
mehr als zwey Kinder auf einmahl erzeuget<lb/>
werden. Da in einem jeden, auch dem<lb/>
aller kleineſten Troͤpflein Saamen, eine un-<lb/>ſaͤgliche Menge Saamen-Thierlein vor-<lb/>
handen ſind (§. 99. <hirendition="#aq">T. III. Exper.</hi>); ſo<lb/>
koͤnnen auch durch einen einigen Beyſchlaff,<lb/>
da der Saame in die Mutter koͤmmet (§.<lb/>
440.), viel Kinder zugleich erzeuget wer-<lb/>
den. Unterdeſſen iſt es auch nicht unmoͤg-<lb/>
lich, daß ein jedes Eyerlein durch einen be-<lb/>ſonderen Beyſchlaff fruchtbahr gemacht<lb/>
wird.</p><lb/><noteplace="left">Wenn <hirendition="#g">de</hi>Frucht</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 451.</head><p>Das Saamen-Thierlein iſt ein le-<lb/>
bendiges Weſen (§. 99. <hirendition="#aq">T. III. Exper.</hi>) und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">da</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[728/0764]
Cap. XVI. Von Erzeugung
Weil ein Weltweiſer nichts fuͤr die lange
Weile bekraͤfftigen ſoll; ſo muß er auch
nichts fuͤr erdichtet ausgeben, als wenn er
erweiſen kan, daß es erdichtet iſt: wozu
meine Metaphyſiſchen Gruͤnde, darauf ich
mich erſt beruffen habe, dienlich ſind.
§. 450. Wenn zwey Eyerlein entweder
in einem, oder in beyden Eyerſtoͤcken frucht-
bahr werden (§. 444) und entweder beyde
durch eine, oder eines durch die rechte, das
andere durch die lincke Trompete in die
Mutter gebracht werden (§. 443); ſo wer-
den Zwillinge erzeuget. Und auf eben ei-
ne ſolche Weiſe laͤſſet es ſich begreiffen, daß
mehr als zwey Kinder auf einmahl erzeuget
werden. Da in einem jeden, auch dem
aller kleineſten Troͤpflein Saamen, eine un-
ſaͤgliche Menge Saamen-Thierlein vor-
handen ſind (§. 99. T. III. Exper.); ſo
koͤnnen auch durch einen einigen Beyſchlaff,
da der Saame in die Mutter koͤmmet (§.
440.), viel Kinder zugleich erzeuget wer-
den. Unterdeſſen iſt es auch nicht unmoͤg-
lich, daß ein jedes Eyerlein durch einen be-
ſonderen Beyſchlaff fruchtbahr gemacht
wird.
§. 451. Das Saamen-Thierlein iſt ein le-
bendiges Weſen (§. 99. T. III. Exper.) und
da
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/764>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.