Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_102.001 Jm 14. Jahrhundert stellt Hadamar von Laber das Liebeswerben pwo_102.004 Noch Kaiser Maximilian I. ließ im "Teuerdank" unter allegorischer pwo_102.008 Mit dem allegorischen Epos ist die epische Form vollends aufgelöst: pwo_102.012 pwo_102.014 § 56. pwo_102.015 pwo_102.016Das Tierepos. Die gesamte Entwicklung, deren Zeuge wir geworden, spiegelt pwo_102.017 Willems ursprüngliches Gedicht "Van den Vos Reinaerde" pwo_102.034 pwo_102.001 Jm 14. Jahrhundert stellt Hadamar von Laber das Liebeswerben pwo_102.004 Noch Kaiser Maximilian I. ließ im „Teuerdank“ unter allegorischer pwo_102.008 Mit dem allegorischen Epos ist die epische Form vollends aufgelöst: pwo_102.012 pwo_102.014 § 56. pwo_102.015 pwo_102.016Das Tierepos. Die gesamte Entwicklung, deren Zeuge wir geworden, spiegelt pwo_102.017 Willems ursprüngliches Gedicht „Van den Vos Reinaerde“ pwo_102.034 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0116" n="102"/><lb n="pwo_102.001"/> gegen die Freigebigkeit erfolgreich Klage führt. Als Richterinnen <lb n="pwo_102.002"/> treten auf: Frau Gerechtigkeit, Wahrheit, Barmherzigkeit, Treue u. a.</p> <lb n="pwo_102.003"/> <p> Jm 14. Jahrhundert stellt <hi rendition="#g">Hadamar von Laber</hi> das Liebeswerben <lb n="pwo_102.004"/> unter dem Bilde der Jagd dar. Wenig geschmackvoll erscheint <lb n="pwo_102.005"/> das Herz als Hund, der auf die Spur des Wildes führt. Auch Beständigkeit, <lb n="pwo_102.006"/> Treue, Lust sind als Jagdhunde personifiziert.</p> <lb n="pwo_102.007"/> <p> Noch Kaiser Maximilian <hi rendition="#aq">I</hi>. ließ im „<hi rendition="#g">Teuerdank</hi>“ unter allegorischer <lb n="pwo_102.008"/> Vermummung seine Brautfahrt zu Maria von Burgund <lb n="pwo_102.009"/> (Ehrenreich) erzählen. Als Feinde stellen sich dem Helden Fürwittig, <lb n="pwo_102.010"/> Unfalo, Neidelhart entgegen.</p> <lb n="pwo_102.011"/> <p> Mit dem allegorischen Epos ist die epische Form vollends aufgelöst: <lb n="pwo_102.012"/> Thatsachen und Gestalten, alle Elemente der Erzählung dienen <lb n="pwo_102.013"/> nur noch als Vermummung von Jdeen.</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwo_102.014"/> <head> <hi rendition="#c">§ 56. <lb n="pwo_102.015"/> Das Tierepos.</hi> </head> <lb n="pwo_102.016"/> <p> Die gesamte Entwicklung, deren Zeuge wir geworden, spiegelt <lb n="pwo_102.017"/> sich in dem engeren Rahmen des Tierepos. Darf man doch ursprünglich <lb n="pwo_102.018"/> von einer Art Tiersage sprechen, deren Wurzeln bis in die Zeit <lb n="pwo_102.019"/> der Hirtenvölker zurückreichen mögen. Jedenfalls beruhen die ersten <lb n="pwo_102.020"/> Erzählungen aus dem Tierreich auf naiver Anteilnahme an dem Leben <lb n="pwo_102.021"/> und den Charakteren der in Feld und Wald beobachteten Geschöpfe. <lb n="pwo_102.022"/> Das ist aus den mittelalterlich lateinischen wie aus den französischen <lb n="pwo_102.023"/> Bearbeitungen zunächst ersichtlich. Ein deutsches Epos über die um <lb n="pwo_102.024"/> den Kampf zwischen Fuchs und Wolf konzentrierte Tiersage besitzen <lb n="pwo_102.025"/> wir bruchstückweise unter dem Titel „<hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Isengrîmes nôt</hi></hi>“ von <lb n="pwo_102.026"/> <hi rendition="#g">Heinrich dem <hi rendition="#aq">Glîchezære</hi></hi> (Gleißner, Pseudonymus). Um 1180 <lb n="pwo_102.027"/> entstanden, berührt es sich ziemlich eng mit dem nationalen Stil, wie <lb n="pwo_102.028"/> er noch im Nibelungenlied und den besseren Erzeugnissen der Spielmannsdichtung <lb n="pwo_102.029"/> des 12. Jahrhunderts erscheint. Vor allem aber läßt <lb n="pwo_102.030"/> uns die Geschichte einer germanischen Fuchsdichtung, deren Kernpartie <lb n="pwo_102.031"/> um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Holland gedichtet ist, den <lb n="pwo_102.032"/> Zug der epischen Entwicklung klar verfolgen.</p> <lb n="pwo_102.033"/> <p> <hi rendition="#g">Willems</hi> ursprüngliches Gedicht „<hi rendition="#g">Van den Vos Reinaerde</hi>“ <lb n="pwo_102.034"/> hält sich prinzipiell im erzählenden Stil, ohne andere Beimischungen <lb n="pwo_102.035"/> als kürzere Sentenzen, wie sie auch im Heldenepos begegnen. Jede </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0116]
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gegen die Freigebigkeit erfolgreich Klage führt. Als Richterinnen pwo_102.002
treten auf: Frau Gerechtigkeit, Wahrheit, Barmherzigkeit, Treue u. a.
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Jm 14. Jahrhundert stellt Hadamar von Laber das Liebeswerben pwo_102.004
unter dem Bilde der Jagd dar. Wenig geschmackvoll erscheint pwo_102.005
das Herz als Hund, der auf die Spur des Wildes führt. Auch Beständigkeit, pwo_102.006
Treue, Lust sind als Jagdhunde personifiziert.
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Noch Kaiser Maximilian I. ließ im „Teuerdank“ unter allegorischer pwo_102.008
Vermummung seine Brautfahrt zu Maria von Burgund pwo_102.009
(Ehrenreich) erzählen. Als Feinde stellen sich dem Helden Fürwittig, pwo_102.010
Unfalo, Neidelhart entgegen.
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Mit dem allegorischen Epos ist die epische Form vollends aufgelöst: pwo_102.012
Thatsachen und Gestalten, alle Elemente der Erzählung dienen pwo_102.013
nur noch als Vermummung von Jdeen.
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§ 56. pwo_102.015
Das Tierepos. pwo_102.016
Die gesamte Entwicklung, deren Zeuge wir geworden, spiegelt pwo_102.017
sich in dem engeren Rahmen des Tierepos. Darf man doch ursprünglich pwo_102.018
von einer Art Tiersage sprechen, deren Wurzeln bis in die Zeit pwo_102.019
der Hirtenvölker zurückreichen mögen. Jedenfalls beruhen die ersten pwo_102.020
Erzählungen aus dem Tierreich auf naiver Anteilnahme an dem Leben pwo_102.021
und den Charakteren der in Feld und Wald beobachteten Geschöpfe. pwo_102.022
Das ist aus den mittelalterlich lateinischen wie aus den französischen pwo_102.023
Bearbeitungen zunächst ersichtlich. Ein deutsches Epos über die um pwo_102.024
den Kampf zwischen Fuchs und Wolf konzentrierte Tiersage besitzen pwo_102.025
wir bruchstückweise unter dem Titel „Isengrîmes nôt“ von pwo_102.026
Heinrich dem Glîchezære (Gleißner, Pseudonymus). Um 1180 pwo_102.027
entstanden, berührt es sich ziemlich eng mit dem nationalen Stil, wie pwo_102.028
er noch im Nibelungenlied und den besseren Erzeugnissen der Spielmannsdichtung pwo_102.029
des 12. Jahrhunderts erscheint. Vor allem aber läßt pwo_102.030
uns die Geschichte einer germanischen Fuchsdichtung, deren Kernpartie pwo_102.031
um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Holland gedichtet ist, den pwo_102.032
Zug der epischen Entwicklung klar verfolgen.
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Willems ursprüngliches Gedicht „Van den Vos Reinaerde“ pwo_102.034
hält sich prinzipiell im erzählenden Stil, ohne andere Beimischungen pwo_102.035
als kürzere Sentenzen, wie sie auch im Heldenepos begegnen. Jede
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