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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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Erzähl' von Sängern uns und Wein und laß das Weltgeheimnis ruhn! pwo_127.002
Enthüllt hat es, enthüllen wird's doch keines weisen Manns Verstand."
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Zu solchen gnomischen Zügen treten direkt symbolische, wie denn die pwo_127.004
orientalische Lyrik sich am tiefsten in Didaktik und Gleichnisrede versenkt pwo_127.005
hat. So entrollt der Dichter für seines Sohnes Tod eine Kette pwo_127.006
von Parallelgliedern:

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"Eine Ros' hat Nachtigall zum Ziele ihrer Glut gemacht, pwo_127.008
Neides Sturm mit hundert Dornen hat ihr trüben Mut gemacht. pwo_127.009
Frohen Herzens hofft' ein Papagei an Zucker sich zu laben, pwo_127.010
Eitel hat die Hoffnung plötzlich Unglücksstromes Wut gemacht" etc.
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Wir kennen aus Nachbildungen Goethes, Rückerts und anderer Dichter pwo_127.012
des 19. Jahrhunderts diesen gnomischen und symbolischen Charakter pwo_127.013
der neuorientalischen Lyrik zur Genüge.

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Die griechische Lyrik.
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So viele Kriterien zur Erkenntnis der Lyrik die orientalische pwo_127.017
Poesie im einzelnen darbietet, ihre Entwicklung ist von unserm Blick pwo_127.018
zu wenig durchdrungen, das uns vorliegende poetische Material zu pwo_127.019
wenig geordnet und historisch nicht sicher genug klassifiziert, um den pwo_127.020
Keim der lyrischen Dichtung in seiner Aus- und Fortbildung mit pwo_127.021
prinzipieller Sicherheit überschauen zu lassen. Von der so organischen pwo_127.022
und uns so vertrauten griechischen Poesie möchten wir eher Aufschluß pwo_127.023
auch über die Entwicklungsgesetze der Lyrik erhoffen.

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Nun ist freilich diese Gattung der griechischen Dichtung durchaus pwo_127.025
nicht in gleichem Maße wie das Epos oder auch nur wie die Tragödie pwo_127.026
mustergültig für die moderne Welt geworden. Ferner sind nur pwo_127.027
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Zunächst dürfen wir hier schon mit einiger Sicherheit einen pwo_127.031
vorlitterarischen lyrischen Sang ansetzen. Nicht nur im religiösen pwo_127.032
Lied drängte allgemach eine unmittelbare Aussprache der Gefühle pwo_127.033
die thatsächliche Verherrlichung der göttlichen Großthaten in den Hintergrund. pwo_127.034
Zu den kurzen Sprüchen, die noch immer religiös geweiht

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Erzähl' von Sängern uns und Wein und laß das Weltgeheimnis ruhn! pwo_127.002
Enthüllt hat es, enthüllen wird's doch keines weisen Manns Verstand.“
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/141>, abgerufen am 23.11.2024.