Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_165.001 "Was woll'n wir aber heben an? pwo_165.008 pwo_165.011Ein neues Lied zu singen; pwo_165.009 Wir singen von einem schwarzen Mönch pwo_165.010 Und seiner Nähterinnen." Daran schließt sich unmittelbar die Erzählung. - Ueberhaupt sind pwo_165.012 "Schwarzbraunes Aeugelein, pwo_165.014 pwo_165.018Wo wendest du dich hin?" - pwo_165.015 "Mädel, warum betrübst du dich, pwo_165.016 Dieweil ich muß verlassen dich?" - pwo_165.017 "Wo find' ich deines Vaters Haus?" Sofort ist die Antwort herausgefordert und damit der dramatischdialogische pwo_165.019 "Ach Gott, wer hat dies Lied erdacht? pwo_165.022 pwo_165.029Es haben's gesungen pwo_165.023 Drei Jägersjungen pwo_165.024 Zu guter Nacht." - pwo_165.025 "Wer ist's, der uns dies Liedlein sang? pwo_165.026 So frei ist es gesungen. pwo_165.027 Das haben drei Jungfräulein gethan pwo_165.028 Zu Wien im Oesterreiche." Auch wohl ohne direkte Frage erfolgt eine allgemeine, oft fingierte pwo_165.030 "Dies Liedlein, ach, ach! pwo_165.032 pwo_165.035Hat wohl ein Müller erdacht; pwo_165.033 Den hat des Ritters Töchterlein pwo_165.034 Vom Lieben zum Scheiden gebracht." Nicht selten zieht der Schluß die allgemeinen Folgen oder selbst Lehren pwo_165.036 pwo_165.001 „Was woll'n wir aber heben an? pwo_165.008 pwo_165.011Ein neues Lied zu singen; pwo_165.009 Wir singen von einem schwarzen Mönch pwo_165.010 Und seiner Nähterinnen.“ Daran schließt sich unmittelbar die Erzählung. – Ueberhaupt sind pwo_165.012 „Schwarzbraunes Aeugelein, pwo_165.014 pwo_165.018Wo wendest du dich hin?“ – pwo_165.015 „Mädel, warum betrübst du dich, pwo_165.016 Dieweil ich muß verlassen dich?“ – pwo_165.017 „Wo find' ich deines Vaters Haus?“ Sofort ist die Antwort herausgefordert und damit der dramatischdialogische pwo_165.019 „Ach Gott, wer hat dies Lied erdacht? pwo_165.022 pwo_165.029Es haben's gesungen pwo_165.023 Drei Jägersjungen pwo_165.024 Zu guter Nacht.“ – pwo_165.025 „Wer ist's, der uns dies Liedlein sang? pwo_165.026 So frei ist es gesungen. pwo_165.027 Das haben drei Jungfräulein gethan pwo_165.028 Zu Wien im Oesterreiche.“ Auch wohl ohne direkte Frage erfolgt eine allgemeine, oft fingierte pwo_165.030 „Dies Liedlein, ach, ach! pwo_165.032 pwo_165.035Hat wohl ein Müller erdacht; pwo_165.033 Den hat des Ritters Töchterlein pwo_165.034 Vom Lieben zum Scheiden gebracht.“ Nicht selten zieht der Schluß die allgemeinen Folgen oder selbst Lehren pwo_165.036 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0179" n="165"/><lb n="pwo_165.001"/> und Ausgangsformeln ausgebildet. Mit einer Naturdarstellung oder <lb n="pwo_165.002"/> einem Naturbild einzusetzen, liebte auch die Ritterdichtung – bei uns <lb n="pwo_165.003"/> wie in der Provence. Aber auch sonst begegnen oft bestimmte Lieblingswendungen. <lb n="pwo_165.004"/> Sehr verbreitet ist eine Begrüßung: „Nun grüß <lb n="pwo_165.005"/> dich Gott“, „nun gesegen euch Gott“ u. dgl. Oder die sofortige <lb n="pwo_165.006"/> Nennung des Themas wird durch eine typische Frage herausgefordert:</p> <lb n="pwo_165.007"/> <lg> <l>„Was woll'n wir aber heben an?</l> <lb n="pwo_165.008"/> <l>Ein neues Lied zu singen;</l> <lb n="pwo_165.009"/> <l>Wir singen von einem schwarzen Mönch</l> <lb n="pwo_165.010"/> <l>Und seiner Nähterinnen.“</l> </lg> <lb n="pwo_165.011"/> <p>Daran schließt sich unmittelbar die Erzählung. – Ueberhaupt sind <lb n="pwo_165.012"/> Fragen als lebhaftes Mittel der Einführung beliebt.</p> <lb n="pwo_165.013"/> <lg> <l>„Schwarzbraunes Aeugelein,</l> <lb n="pwo_165.014"/> <l>Wo wendest du dich hin?“ –</l> <lb n="pwo_165.015"/> <l>„Mädel, warum betrübst du dich,</l> <lb n="pwo_165.016"/> <l>Dieweil ich muß verlassen dich?“ –</l> <lb n="pwo_165.017"/> <l>„Wo find' ich deines Vaters Haus?“</l> </lg> <lb n="pwo_165.018"/> <p>Sofort ist die Antwort herausgefordert und damit der dramatischdialogische <lb n="pwo_165.019"/> Charakter gegeben. – Unter den Ausklangsformeln gewinnt <lb n="pwo_165.020"/> weiteste Verbreitung die Frage nach dem Dichter:</p> <lb n="pwo_165.021"/> <lg> <l> „Ach Gott, wer hat dies Lied erdacht?</l> <lb n="pwo_165.022"/> <l>Es haben's gesungen</l> <lb n="pwo_165.023"/> <l>Drei Jägersjungen</l> <lb n="pwo_165.024"/> <l>Zu guter Nacht.“ –</l> <lb n="pwo_165.025"/> <l> „Wer ist's, der uns dies Liedlein sang?</l> <lb n="pwo_165.026"/> <l>So frei ist es gesungen.</l> <lb n="pwo_165.027"/> <l>Das haben drei Jungfräulein gethan</l> <lb n="pwo_165.028"/> <l>Zu Wien im Oesterreiche.“</l> </lg> <lb n="pwo_165.029"/> <p>Auch wohl ohne direkte Frage erfolgt eine allgemeine, oft fingierte <lb n="pwo_165.030"/> Angabe der Autorschaft:</p> <lb n="pwo_165.031"/> <lg> <l>„Dies Liedlein, ach, ach!</l> <lb n="pwo_165.032"/> <l>Hat wohl ein Müller erdacht;</l> <lb n="pwo_165.033"/> <l>Den hat des Ritters Töchterlein</l> <lb n="pwo_165.034"/> <l>Vom Lieben zum Scheiden gebracht.“</l> </lg> <lb n="pwo_165.035"/> <p>Nicht selten zieht der Schluß die allgemeinen Folgen oder selbst Lehren <lb n="pwo_165.036"/> der lyrisch zugestutzten Erzählung:</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0179]
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und Ausgangsformeln ausgebildet. Mit einer Naturdarstellung oder pwo_165.002
einem Naturbild einzusetzen, liebte auch die Ritterdichtung – bei uns pwo_165.003
wie in der Provence. Aber auch sonst begegnen oft bestimmte Lieblingswendungen. pwo_165.004
Sehr verbreitet ist eine Begrüßung: „Nun grüß pwo_165.005
dich Gott“, „nun gesegen euch Gott“ u. dgl. Oder die sofortige pwo_165.006
Nennung des Themas wird durch eine typische Frage herausgefordert:
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„Was woll'n wir aber heben an? pwo_165.008
Ein neues Lied zu singen; pwo_165.009
Wir singen von einem schwarzen Mönch pwo_165.010
Und seiner Nähterinnen.“
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Daran schließt sich unmittelbar die Erzählung. – Ueberhaupt sind pwo_165.012
Fragen als lebhaftes Mittel der Einführung beliebt.
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„Schwarzbraunes Aeugelein, pwo_165.014
Wo wendest du dich hin?“ – pwo_165.015
„Mädel, warum betrübst du dich, pwo_165.016
Dieweil ich muß verlassen dich?“ – pwo_165.017
„Wo find' ich deines Vaters Haus?“
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Sofort ist die Antwort herausgefordert und damit der dramatischdialogische pwo_165.019
Charakter gegeben. – Unter den Ausklangsformeln gewinnt pwo_165.020
weiteste Verbreitung die Frage nach dem Dichter:
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„Ach Gott, wer hat dies Lied erdacht? pwo_165.022
Es haben's gesungen pwo_165.023
Drei Jägersjungen pwo_165.024
Zu guter Nacht.“ – pwo_165.025
„Wer ist's, der uns dies Liedlein sang? pwo_165.026
So frei ist es gesungen. pwo_165.027
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Zu Wien im Oesterreiche.“
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Auch wohl ohne direkte Frage erfolgt eine allgemeine, oft fingierte pwo_165.030
Angabe der Autorschaft:
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Hat wohl ein Müller erdacht; pwo_165.033
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Vom Lieben zum Scheiden gebracht.“
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Nicht selten zieht der Schluß die allgemeinen Folgen oder selbst Lehren pwo_165.036
der lyrisch zugestutzten Erzählung:
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