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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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Während die Nachahmungstheorie die Lyrik aus der Poesie ausschließen pwo_057.002
müßte, besteht das Ergebnis eines entwicklungsgeschichtlichen pwo_057.003
Ueberblicks: die in verschiedenen Aeußerungsformen doch immer ausgeprägte pwo_057.004
Gefühlserhebung, gerade die Probe auf die lyrische Dichtungsart pwo_057.005
unmittelbar. Ebenso erhellt ohne weiteres, daß die epische pwo_057.006
wie die dramatische Darstellung einer Person die entsprechend lebhafte pwo_057.007
Empfindung des Dichters zur Voraussetzung hat: die poetische Verherrlichung pwo_057.008
eines Helden ist Ausfluß von des Dichters Bewunderung pwo_057.009
oder Mitgefühl für denselben.

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Einheit der Künste.
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Auch die Einheit der Künste erweist sich in dem Beruf zur Gefühlserhebung pwo_057.013
offenkundig. Die Poesie tritt als verwandte Erscheinung pwo_057.014
in den Kreis ihrer Schwesterkünste. Wie diese sich aus dem pwo_057.015
Gefühl an das Gefühl wenden, erhellt leichter; die Poesie allein, pwo_057.016
weil sie durch das intellektuelle Wort wirkt, hat man oft verstandesmäßig pwo_057.017
erklärt.

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Die Abweichung der Künste unter einander liegt ausschließlich pwo_057.019
in den verschiedenen Mitteln, durch welche sie zur Gefühlserhebung pwo_057.020
gelangen. Während die bildenden Künste durch Körper unmittelbar pwo_057.021
ein gesteigertes Empfindungsleben ausdrücken, wirken die redenden pwo_057.022
Künste durch Töne: die Musik durch melodische Töne, die Poesie pwo_057.023
ihrerseits durch die artikulierte Sprache.

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Ebenso wenig wie die Dichtungsarten haben eben diese Künste pwo_057.025
allezeit neben und unabhängig von einander bestanden. Wie die Kunst pwo_057.026
aus der Religion herauswächst, schafft der primitive Geist feierlich pwo_057.027
geschmückte Wohnstätten für die Gottheit (bildende Künste), alsdann pwo_057.028
zu Ehren der Gottheit feierliche Bewegungen der äußern Organe pwo_057.029
(Mimik), bald unter Teilnahme der innern Organe (Musik), schließlich pwo_057.030
feierlich bewegte Sprache (Poesie).

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Unterschied von der Prosa.
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Weiterhin wird durch Annahme des Gefühlsausdruckes als Wesen pwo_057.034
der Poesie deren innerer Unterschied von der Prosa hervorleuchtend.

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Unterschied von der Prosa.
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/71>, abgerufen am 26.11.2024.