Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.pwo_059.001 Aehnliches gilt für den Schauspieler und die Schauspielerin. pwo_059.009 pwo_059.014 § 39. pwo_059.015 pwo_059.016Begründung der poetischen Form. Die innere Ergründung der Poesie als Ausdruck erhobener Gefühle pwo_059.017 Wie kaum an einem zweiten Punkte der Poetik versagen hier pwo_059.024 pwo_059.001 Aehnliches gilt für den Schauspieler und die Schauspielerin. pwo_059.009 pwo_059.014 § 39. pwo_059.015 pwo_059.016Begründung der poetischen Form. Die innere Ergründung der Poesie als Ausdruck erhobener Gefühle pwo_059.017 Wie kaum an einem zweiten Punkte der Poetik versagen hier pwo_059.024 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0073" n="59"/><lb n="pwo_059.001"/> zugleich die heiligsten, hehrsten Töne der Verehrung und die überschwenglichsten <lb n="pwo_059.002"/> Sinnenergüsse beherrscht; daß ein Dichter die erhabensten <lb n="pwo_059.003"/> Jdeen verkünden und doch das Leben übervoll genießen kann; <lb n="pwo_059.004"/> daß er andererseits die Leidenschaft bis in ihre dunkelsten Tiefen darstellen <lb n="pwo_059.005"/> und doch ein imponierender Charakter sein kann. All seine <lb n="pwo_059.006"/> Gefühle sind eben potenziert: in dem gesteigerten Gefühlsleben liegt <lb n="pwo_059.007"/> seine Dichtergabe.</p> <lb n="pwo_059.008"/> <p> Aehnliches gilt für den Schauspieler und die Schauspielerin. <lb n="pwo_059.009"/> Soweit nicht durch ihre exponierte Stellung gegenüber der Oeffentlichkeit <lb n="pwo_059.010"/> und den Mitspielern ein verändertes Auftreten begreiflich wird, <lb n="pwo_059.011"/> findet es seine Erklärung in dem auch ihnen notwendigen gesteigerten <lb n="pwo_059.012"/> Gefühlsleben, ohne welches sie keine kongenialen Mittler des Dichterwortes <lb n="pwo_059.013"/> wären.</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwo_059.014"/> <head> <hi rendition="#c">§ 39. <lb n="pwo_059.015"/> Begründung der poetischen Form.</hi> </head> <lb n="pwo_059.016"/> <p> Die innere Ergründung der Poesie als Ausdruck erhobener Gefühle <lb n="pwo_059.017"/> darf ungleich größere Bedeutung in Anspruch nehmen als jede <lb n="pwo_059.018"/> rein formale Erklärung. Dennoch leuchtet nicht ohne weiteres ein, <lb n="pwo_059.019"/> welche Rolle angesichts der gewonnenen Definition nun der poetischen <lb n="pwo_059.020"/> Form zuzuerkennen ist, die doch auf irgend eine, wennschon nicht <lb n="pwo_059.021"/> ausschlaggebende Weise in der Begriffsbestimmung der Poesie enthalten <lb n="pwo_059.022"/> sein muß.</p> <lb n="pwo_059.023"/> <p> Wie kaum an einem zweiten Punkte der Poetik versagen hier <lb n="pwo_059.024"/> die meisten Versuche fast gänzlich. Um nur die fortgeschrittensten <lb n="pwo_059.025"/> Forscher zu berücksichtigen, blicken wir zunächst auf die in so vieler <lb n="pwo_059.026"/> Hinsicht reichhaltige und treffsichere Poetik von Wilhelm Wackernagel. <lb n="pwo_059.027"/> Hier lehrt er ganz abstrakt: „Schönheit der Darstellung wird erreicht, <lb n="pwo_059.028"/> wenn auch deren Mittel, die Sprache, die Worte dem Gesetz der <lb n="pwo_059.029"/> Schönheit unterworfen sind, wenn auch in ihnen Einheit des Mannigfaltigen <lb n="pwo_059.030"/> waltet. Dies Gesetz wird am deutlichsten ausgeprägt und <lb n="pwo_059.031"/> beherrscht die Rede am sichersten durch rhythmische Gliederung derselben.“ <lb n="pwo_059.032"/> Eine Definition, welche die Dichter in Versen schreiben läßt, <lb n="pwo_059.033"/> um „Einheit des Mannigfaltigen“ herzustellen, kann auf Klarheit und <lb n="pwo_059.034"/> positive Greifbarkeit wenig Anspruch erheben. Noch bedenklicher ist <lb n="pwo_059.035"/> die empirische Erklärung Wilhelm Scherers: „Der Rhythmus ist entsprungen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0073]
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zugleich die heiligsten, hehrsten Töne der Verehrung und die überschwenglichsten pwo_059.002
Sinnenergüsse beherrscht; daß ein Dichter die erhabensten pwo_059.003
Jdeen verkünden und doch das Leben übervoll genießen kann; pwo_059.004
daß er andererseits die Leidenschaft bis in ihre dunkelsten Tiefen darstellen pwo_059.005
und doch ein imponierender Charakter sein kann. All seine pwo_059.006
Gefühle sind eben potenziert: in dem gesteigerten Gefühlsleben liegt pwo_059.007
seine Dichtergabe.
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Aehnliches gilt für den Schauspieler und die Schauspielerin. pwo_059.009
Soweit nicht durch ihre exponierte Stellung gegenüber der Oeffentlichkeit pwo_059.010
und den Mitspielern ein verändertes Auftreten begreiflich wird, pwo_059.011
findet es seine Erklärung in dem auch ihnen notwendigen gesteigerten pwo_059.012
Gefühlsleben, ohne welches sie keine kongenialen Mittler des Dichterwortes pwo_059.013
wären.
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§ 39. pwo_059.015
Begründung der poetischen Form. pwo_059.016
Die innere Ergründung der Poesie als Ausdruck erhobener Gefühle pwo_059.017
darf ungleich größere Bedeutung in Anspruch nehmen als jede pwo_059.018
rein formale Erklärung. Dennoch leuchtet nicht ohne weiteres ein, pwo_059.019
welche Rolle angesichts der gewonnenen Definition nun der poetischen pwo_059.020
Form zuzuerkennen ist, die doch auf irgend eine, wennschon nicht pwo_059.021
ausschlaggebende Weise in der Begriffsbestimmung der Poesie enthalten pwo_059.022
sein muß.
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Wie kaum an einem zweiten Punkte der Poetik versagen hier pwo_059.024
die meisten Versuche fast gänzlich. Um nur die fortgeschrittensten pwo_059.025
Forscher zu berücksichtigen, blicken wir zunächst auf die in so vieler pwo_059.026
Hinsicht reichhaltige und treffsichere Poetik von Wilhelm Wackernagel. pwo_059.027
Hier lehrt er ganz abstrakt: „Schönheit der Darstellung wird erreicht, pwo_059.028
wenn auch deren Mittel, die Sprache, die Worte dem Gesetz der pwo_059.029
Schönheit unterworfen sind, wenn auch in ihnen Einheit des Mannigfaltigen pwo_059.030
waltet. Dies Gesetz wird am deutlichsten ausgeprägt und pwo_059.031
beherrscht die Rede am sichersten durch rhythmische Gliederung derselben.“ pwo_059.032
Eine Definition, welche die Dichter in Versen schreiben läßt, pwo_059.033
um „Einheit des Mannigfaltigen“ herzustellen, kann auf Klarheit und pwo_059.034
positive Greifbarkeit wenig Anspruch erheben. Noch bedenklicher ist pwo_059.035
die empirische Erklärung Wilhelm Scherers: „Der Rhythmus ist entsprungen
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