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F. v. W. [Margarethe von Wolff]: Gemüth und Selbstsucht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–86. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Sprache kommt, Zeit und Stunde mögen wenig günstig sein. Mir gilt aber der Grundsatz, dem scheinbar Unabwendbaren nie aus dem Wege zu gehn; überdies, was man den Muth hat zu wollen, muß auch entschlossen ausgesprochen werden, gleichviel, ob es mit Gunst oder Ungunst aufgenommen werden mag. Ich bin sehr entschieden, in den nächsten Jahren noch keine Anstellung zu suchen.

Herr Steffano schwieg abermals, die kleine Blondine schlüpfte behende aus dem Zimmer, Sophie erhob sich ihr zu folgen, aber ein ernster Blick des Vaters bewog sie zu bleiben. Ich verstehe dich nicht, lieber Neffe, begann er endlich; sei daher so gütig, dich deutlicher zu erklären. Wenn man gleich dir acht Jahre auf Universitäten zugebracht hat, wenn man achtundzwanzig Jahre alt ist, dann, scheint mir, ist in ihrer vollen Reife die Zeit da, wo man eines ernsten Lebenszweckes bedarf und auf alle Weise ihn suchen muß. Du hast dir vollkommen Zeit gelassen, das Leben zu genießen, so hoffte ich würdest du jetzt daran denken, dich demselben nützlich und thätig einzubürgern.

Der Neffe lächelte: Ihre Güte kommt mir sehr unerwartet zu Hülfe, denn eben diese Idee des Einbürgerns in die kleinlichen und etwas platten Lebensverhältnisse, die mir bevorstehen würden, machte jede Annäherung vorläufig zur Unmöglichkeit.

Du willst also vom Civilfache dich gänzlich abwenden? --

Sprache kommt, Zeit und Stunde mögen wenig günstig sein. Mir gilt aber der Grundsatz, dem scheinbar Unabwendbaren nie aus dem Wege zu gehn; überdies, was man den Muth hat zu wollen, muß auch entschlossen ausgesprochen werden, gleichviel, ob es mit Gunst oder Ungunst aufgenommen werden mag. Ich bin sehr entschieden, in den nächsten Jahren noch keine Anstellung zu suchen.

Herr Steffano schwieg abermals, die kleine Blondine schlüpfte behende aus dem Zimmer, Sophie erhob sich ihr zu folgen, aber ein ernster Blick des Vaters bewog sie zu bleiben. Ich verstehe dich nicht, lieber Neffe, begann er endlich; sei daher so gütig, dich deutlicher zu erklären. Wenn man gleich dir acht Jahre auf Universitäten zugebracht hat, wenn man achtundzwanzig Jahre alt ist, dann, scheint mir, ist in ihrer vollen Reife die Zeit da, wo man eines ernsten Lebenszweckes bedarf und auf alle Weise ihn suchen muß. Du hast dir vollkommen Zeit gelassen, das Leben zu genießen, so hoffte ich würdest du jetzt daran denken, dich demselben nützlich und thätig einzubürgern.

Der Neffe lächelte: Ihre Güte kommt mir sehr unerwartet zu Hülfe, denn eben diese Idee des Einbürgerns in die kleinlichen und etwas platten Lebensverhältnisse, die mir bevorstehen würden, machte jede Annäherung vorläufig zur Unmöglichkeit.

Du willst also vom Civilfache dich gänzlich abwenden? —

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[0011] Sprache kommt, Zeit und Stunde mögen wenig günstig sein. Mir gilt aber der Grundsatz, dem scheinbar Unabwendbaren nie aus dem Wege zu gehn; überdies, was man den Muth hat zu wollen, muß auch entschlossen ausgesprochen werden, gleichviel, ob es mit Gunst oder Ungunst aufgenommen werden mag. Ich bin sehr entschieden, in den nächsten Jahren noch keine Anstellung zu suchen. Herr Steffano schwieg abermals, die kleine Blondine schlüpfte behende aus dem Zimmer, Sophie erhob sich ihr zu folgen, aber ein ernster Blick des Vaters bewog sie zu bleiben. Ich verstehe dich nicht, lieber Neffe, begann er endlich; sei daher so gütig, dich deutlicher zu erklären. Wenn man gleich dir acht Jahre auf Universitäten zugebracht hat, wenn man achtundzwanzig Jahre alt ist, dann, scheint mir, ist in ihrer vollen Reife die Zeit da, wo man eines ernsten Lebenszweckes bedarf und auf alle Weise ihn suchen muß. Du hast dir vollkommen Zeit gelassen, das Leben zu genießen, so hoffte ich würdest du jetzt daran denken, dich demselben nützlich und thätig einzubürgern. Der Neffe lächelte: Ihre Güte kommt mir sehr unerwartet zu Hülfe, denn eben diese Idee des Einbürgerns in die kleinlichen und etwas platten Lebensverhältnisse, die mir bevorstehen würden, machte jede Annäherung vorläufig zur Unmöglichkeit. Du willst also vom Civilfache dich gänzlich abwenden? —

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:52:17Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: F. v. W. [Margarethe von Wolff]: Gemüth und Selbstsucht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–86. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_selbstsucht_1910/11>, abgerufen am 23.11.2024.