Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Widerlegung der Einwürfe
ses ist ihre wahre Beschaffenheit, man mag es
sehn können oder nicht; Zunächst um der Höle
des Gefäßes herum muß sich, wenn dieses eine
Haut hat, ein Zellengewebe befinden, welches
sich durch seine Dichtigkeit von dem übrigen Zel-
lengewebe, das zum Gekröse gehört, unterschei-
det, man mag dieses dichtere Zellengewebe sehn
können oder nicht; denn findet solches auch in der
That nicht statt, so hat man keinen Grund, war-
um man sagen sollte, ein Theil dieses Zellenge-
webes, welcher nahe an der Höle des Gefäßes
liegt, oder ein Theil der Blätter des Gekröses, soll
als eine Haut des Gefäßes betrachtet werden, und
das übrige soll zum Gekröse gehören. Jch sage
also noch einmahl, so verhält sich die Sache noth-
wendig in sich selbst; nunmehro wollen wir von
den Erscheinungen reden, die daraus folgen. Das
Zellengewebe, welches die Haut des Gefäßes aus-
macht, ist dichter als das gewöhnliche Zellenge-
webe des Gekröses; es ist ein dichterer, und dieses
ein dünnerer Körper, (corpus rarius). Es kann
also wohl nicht fehlen, da alle dichtere Körper, wel-
che mehr Materie haben, undurchsichtiger, alle
dünnere aber durchsichtiger sind; so muß, so durch-
sichtig auch beyde übrigens immer seyn mögen,
doch wenigstens das Gewebe, welches die Haut
des Gefäßes ausmacht, einen höhern Grad der
Undurchsichtigkeit haben, als das übrige Gewebe
des Gekröses. Wäre dieses nun durchsichtig ge-
nug, daß es unsichtbar bleiben könnte; so wäre
es auch möglich, daß das Zellengewebe des Ge-

fäßes,

Widerlegung der Einwuͤrfe
ſes iſt ihre wahre Beſchaffenheit, man mag es
ſehn koͤnnen oder nicht; Zunaͤchſt um der Hoͤle
des Gefaͤßes herum muß ſich, wenn dieſes eine
Haut hat, ein Zellengewebe befinden, welches
ſich durch ſeine Dichtigkeit von dem uͤbrigen Zel-
lengewebe, das zum Gekroͤſe gehoͤrt, unterſchei-
det, man mag dieſes dichtere Zellengewebe ſehn
koͤnnen oder nicht; denn findet ſolches auch in der
That nicht ſtatt, ſo hat man keinen Grund, war-
um man ſagen ſollte, ein Theil dieſes Zellenge-
webes, welcher nahe an der Hoͤle des Gefaͤßes
liegt, oder ein Theil der Blaͤtter des Gekroͤſes, ſoll
als eine Haut des Gefaͤßes betrachtet werden, und
das uͤbrige ſoll zum Gekroͤſe gehoͤren. Jch ſage
alſo noch einmahl, ſo verhaͤlt ſich die Sache noth-
wendig in ſich ſelbſt; nunmehro wollen wir von
den Erſcheinungen reden, die daraus folgen. Das
Zellengewebe, welches die Haut des Gefaͤßes aus-
macht, iſt dichter als das gewoͤhnliche Zellenge-
webe des Gekroͤſes; es iſt ein dichterer, und dieſes
ein duͤnnerer Koͤrper, (corpus rarius). Es kann
alſo wohl nicht fehlen, da alle dichtere Koͤrper, wel-
che mehr Materie haben, undurchſichtiger, alle
duͤnnere aber durchſichtiger ſind; ſo muß, ſo durch-
ſichtig auch beyde uͤbrigens immer ſeyn moͤgen,
doch wenigſtens das Gewebe, welches die Haut
des Gefaͤßes ausmacht, einen hoͤhern Grad der
Undurchſichtigkeit haben, als das uͤbrige Gewebe
des Gekroͤſes. Waͤre dieſes nun durchſichtig ge-
nug, daß es unſichtbar bleiben koͤnnte; ſo waͤre
es auch moͤglich, daß das Zellengewebe des Ge-

faͤßes,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0146" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Widerlegung der Einwu&#x0364;rfe</hi></fw><lb/>
&#x017F;es i&#x017F;t ihre wahre Be&#x017F;chaffenheit, man mag es<lb/>
&#x017F;ehn ko&#x0364;nnen oder nicht; Zuna&#x0364;ch&#x017F;t um der Ho&#x0364;le<lb/>
des Gefa&#x0364;ßes herum muß &#x017F;ich, wenn die&#x017F;es eine<lb/>
Haut hat, ein Zellengewebe befinden, welches<lb/>
&#x017F;ich durch &#x017F;eine Dichtigkeit von dem u&#x0364;brigen Zel-<lb/>
lengewebe, das zum Gekro&#x0364;&#x017F;e geho&#x0364;rt, unter&#x017F;chei-<lb/>
det, man mag die&#x017F;es dichtere Zellengewebe &#x017F;ehn<lb/>
ko&#x0364;nnen oder nicht; denn findet &#x017F;olches auch in der<lb/>
That nicht &#x017F;tatt, &#x017F;o hat man keinen Grund, war-<lb/>
um man &#x017F;agen &#x017F;ollte, ein Theil die&#x017F;es Zellenge-<lb/>
webes, welcher nahe an der Ho&#x0364;le des Gefa&#x0364;ßes<lb/>
liegt, oder ein Theil der Bla&#x0364;tter des Gekro&#x0364;&#x017F;es, &#x017F;oll<lb/>
als eine Haut des Gefa&#x0364;ßes betrachtet werden, und<lb/>
das u&#x0364;brige &#x017F;oll zum Gekro&#x0364;&#x017F;e geho&#x0364;ren. Jch &#x017F;age<lb/>
al&#x017F;o noch einmahl, &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ich die Sache noth-<lb/>
wendig in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t; nunmehro wollen wir von<lb/>
den Er&#x017F;cheinungen reden, die daraus folgen. Das<lb/>
Zellengewebe, welches die Haut des Gefa&#x0364;ßes aus-<lb/>
macht, i&#x017F;t dichter als das gewo&#x0364;hnliche Zellenge-<lb/>
webe des Gekro&#x0364;&#x017F;es; es i&#x017F;t ein dichterer, und die&#x017F;es<lb/>
ein du&#x0364;nnerer Ko&#x0364;rper, (<hi rendition="#aq">corpus rarius</hi>). Es kann<lb/>
al&#x017F;o wohl nicht fehlen, da alle dichtere Ko&#x0364;rper, wel-<lb/>
che mehr Materie haben, undurch&#x017F;ichtiger, alle<lb/>
du&#x0364;nnere aber durch&#x017F;ichtiger &#x017F;ind; &#x017F;o muß, &#x017F;o durch-<lb/>
&#x017F;ichtig auch beyde u&#x0364;brigens immer &#x017F;eyn mo&#x0364;gen,<lb/>
doch wenig&#x017F;tens das Gewebe, welches die Haut<lb/>
des Gefa&#x0364;ßes ausmacht, einen ho&#x0364;hern Grad der<lb/>
Undurch&#x017F;ichtigkeit haben, als das u&#x0364;brige Gewebe<lb/>
des Gekro&#x0364;&#x017F;es. Wa&#x0364;re die&#x017F;es nun durch&#x017F;ichtig ge-<lb/>
nug, daß es un&#x017F;ichtbar bleiben ko&#x0364;nnte; &#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
es auch mo&#x0364;glich, daß das Zellengewebe des Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fa&#x0364;ßes,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0146] Widerlegung der Einwuͤrfe ſes iſt ihre wahre Beſchaffenheit, man mag es ſehn koͤnnen oder nicht; Zunaͤchſt um der Hoͤle des Gefaͤßes herum muß ſich, wenn dieſes eine Haut hat, ein Zellengewebe befinden, welches ſich durch ſeine Dichtigkeit von dem uͤbrigen Zel- lengewebe, das zum Gekroͤſe gehoͤrt, unterſchei- det, man mag dieſes dichtere Zellengewebe ſehn koͤnnen oder nicht; denn findet ſolches auch in der That nicht ſtatt, ſo hat man keinen Grund, war- um man ſagen ſollte, ein Theil dieſes Zellenge- webes, welcher nahe an der Hoͤle des Gefaͤßes liegt, oder ein Theil der Blaͤtter des Gekroͤſes, ſoll als eine Haut des Gefaͤßes betrachtet werden, und das uͤbrige ſoll zum Gekroͤſe gehoͤren. Jch ſage alſo noch einmahl, ſo verhaͤlt ſich die Sache noth- wendig in ſich ſelbſt; nunmehro wollen wir von den Erſcheinungen reden, die daraus folgen. Das Zellengewebe, welches die Haut des Gefaͤßes aus- macht, iſt dichter als das gewoͤhnliche Zellenge- webe des Gekroͤſes; es iſt ein dichterer, und dieſes ein duͤnnerer Koͤrper, (corpus rarius). Es kann alſo wohl nicht fehlen, da alle dichtere Koͤrper, wel- che mehr Materie haben, undurchſichtiger, alle duͤnnere aber durchſichtiger ſind; ſo muß, ſo durch- ſichtig auch beyde uͤbrigens immer ſeyn moͤgen, doch wenigſtens das Gewebe, welches die Haut des Gefaͤßes ausmacht, einen hoͤhern Grad der Undurchſichtigkeit haben, als das uͤbrige Gewebe des Gekroͤſes. Waͤre dieſes nun durchſichtig ge- nug, daß es unſichtbar bleiben koͤnnte; ſo waͤre es auch moͤglich, daß das Zellengewebe des Ge- faͤßes,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/146
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/146>, abgerufen am 24.11.2024.