Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.der vor sich selbst bestehenden etc. von der allmähligen Formation der Theile, dereinem keinen Gedanken von der Evolution einmal einfallen läßt. Diese kleine Hügel sind, nachdem sie schon etwas älter oder jünger noch sind, mehr oder weniger erhoben. Zu einer gewissen Zeit sind sie bey einigen Pflanzen kegelförmig, bey an- dern mehr abgeplattet oder zusammen gedrückt. Die vollkommen kegelförmigen sind zur Observa- tion die schönsten; sie sind groß genug, daß sie durch ein mäßiges Vergrößerungsglas vollkom- men deutlich gesehn und auf allen Seiten betrach- tet werden können; man kann sie dahero auch sehr gut ohne Spiegel und undurchsichtig betrachten. Man sieht aber alsdann mit aller angewandten Mühe weiter nichts an ihm, als einen bloßen klei- nen Kegel, der rings herum mit seiner glatten und allenthalben gleichen Fläche, oben aber durch sei- nen Gipfel, terminirt ist. Nun weis man aus der Folge der Observationen gewiß, daß dieser Kegel noch weiter nichts, als der Embryo der Hauptrippe des Blattes ist, und niemals einen Theil der Flügel des Blattes vorstellt, oder zu ei- nem Theil dieser Flügel wird, indem dieselben bald darauf besonders formirt werden, und alsdann zu- erst unter der Gestalt einer Kante an diesem Ke- gel zu beyden Seiten zum Vorschein kommen; folglich sieht man bey dieser Erscheinung offenbar, daß ein Theil nach dem andern formirt wird; daß zu der Zeit, wenn diese Erscheinung statt findet, da man diesen kleinen Kegel groß genug, deutlich genug, und auch ohne Spiegel oder gegenscheinen- des N 3
der vor ſich ſelbſt beſtehenden ꝛc. von der allmaͤhligen Formation der Theile, dereinem keinen Gedanken von der Evolution einmal einfallen laͤßt. Dieſe kleine Huͤgel ſind, nachdem ſie ſchon etwas aͤlter oder juͤnger noch ſind, mehr oder weniger erhoben. Zu einer gewiſſen Zeit ſind ſie bey einigen Pflanzen kegelfoͤrmig, bey an- dern mehr abgeplattet oder zuſammen gedruͤckt. Die vollkommen kegelfoͤrmigen ſind zur Obſerva- tion die ſchoͤnſten; ſie ſind groß genug, daß ſie durch ein maͤßiges Vergroͤßerungsglas vollkom- men deutlich geſehn und auf allen Seiten betrach- tet werden koͤnnen; man kann ſie dahero auch ſehr gut ohne Spiegel und undurchſichtig betrachten. Man ſieht aber alsdann mit aller angewandten Muͤhe weiter nichts an ihm, als einen bloßen klei- nen Kegel, der rings herum mit ſeiner glatten und allenthalben gleichen Flaͤche, oben aber durch ſei- nen Gipfel, terminirt iſt. Nun weis man aus der Folge der Obſervationen gewiß, daß dieſer Kegel noch weiter nichts, als der Embryo der Hauptrippe des Blattes iſt, und niemals einen Theil der Fluͤgel des Blattes vorſtellt, oder zu ei- nem Theil dieſer Fluͤgel wird, indem dieſelben bald darauf beſonders formirt werden, und alsdann zu- erſt unter der Geſtalt einer Kante an dieſem Ke- gel zu beyden Seiten zum Vorſchein kommen; folglich ſieht man bey dieſer Erſcheinung offenbar, daß ein Theil nach dem andern formirt wird; daß zu der Zeit, wenn dieſe Erſcheinung ſtatt findet, da man dieſen kleinen Kegel groß genug, deutlich genug, und auch ohne Spiegel oder gegenſcheinen- des N 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0219" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der vor ſich ſelbſt beſtehenden ꝛc.</hi></fw><lb/> von der allmaͤhligen Formation der Theile, der<lb/> einem keinen Gedanken von der Evolution einmal<lb/> einfallen laͤßt. Dieſe kleine Huͤgel ſind, nachdem<lb/> ſie ſchon etwas aͤlter oder juͤnger noch ſind, mehr<lb/> oder weniger erhoben. Zu einer gewiſſen Zeit<lb/> ſind ſie bey einigen Pflanzen kegelfoͤrmig, bey an-<lb/> dern mehr abgeplattet oder zuſammen gedruͤckt.<lb/> Die vollkommen kegelfoͤrmigen ſind zur Obſerva-<lb/> tion die ſchoͤnſten; ſie ſind groß genug, daß ſie<lb/> durch ein maͤßiges Vergroͤßerungsglas vollkom-<lb/> men deutlich geſehn und auf allen Seiten betrach-<lb/> tet werden koͤnnen; man kann ſie dahero auch ſehr<lb/> gut ohne Spiegel und undurchſichtig betrachten.<lb/> Man ſieht aber alsdann mit aller angewandten<lb/> Muͤhe weiter nichts an ihm, als einen bloßen klei-<lb/> nen Kegel, der rings herum mit ſeiner glatten und<lb/> allenthalben gleichen Flaͤche, oben aber durch ſei-<lb/> nen Gipfel, terminirt iſt. Nun weis man aus<lb/> der Folge der Obſervationen gewiß, daß dieſer<lb/> Kegel noch weiter nichts, als der Embryo der<lb/> Hauptrippe des Blattes iſt, und niemals einen<lb/> Theil der Fluͤgel des Blattes vorſtellt, oder zu ei-<lb/> nem Theil dieſer Fluͤgel wird, indem dieſelben bald<lb/> darauf beſonders formirt werden, und alsdann zu-<lb/> erſt unter der Geſtalt einer Kante an dieſem Ke-<lb/> gel zu beyden Seiten zum Vorſchein kommen;<lb/> folglich ſieht man bey dieſer Erſcheinung offenbar,<lb/> daß ein Theil nach dem andern formirt wird; daß<lb/> zu der Zeit, wenn dieſe Erſcheinung ſtatt findet,<lb/> da man dieſen kleinen Kegel groß genug, deutlich<lb/> genug, und auch ohne Spiegel oder gegenſcheinen-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0219]
der vor ſich ſelbſt beſtehenden ꝛc.
von der allmaͤhligen Formation der Theile, der
einem keinen Gedanken von der Evolution einmal
einfallen laͤßt. Dieſe kleine Huͤgel ſind, nachdem
ſie ſchon etwas aͤlter oder juͤnger noch ſind, mehr
oder weniger erhoben. Zu einer gewiſſen Zeit
ſind ſie bey einigen Pflanzen kegelfoͤrmig, bey an-
dern mehr abgeplattet oder zuſammen gedruͤckt.
Die vollkommen kegelfoͤrmigen ſind zur Obſerva-
tion die ſchoͤnſten; ſie ſind groß genug, daß ſie
durch ein maͤßiges Vergroͤßerungsglas vollkom-
men deutlich geſehn und auf allen Seiten betrach-
tet werden koͤnnen; man kann ſie dahero auch ſehr
gut ohne Spiegel und undurchſichtig betrachten.
Man ſieht aber alsdann mit aller angewandten
Muͤhe weiter nichts an ihm, als einen bloßen klei-
nen Kegel, der rings herum mit ſeiner glatten und
allenthalben gleichen Flaͤche, oben aber durch ſei-
nen Gipfel, terminirt iſt. Nun weis man aus
der Folge der Obſervationen gewiß, daß dieſer
Kegel noch weiter nichts, als der Embryo der
Hauptrippe des Blattes iſt, und niemals einen
Theil der Fluͤgel des Blattes vorſtellt, oder zu ei-
nem Theil dieſer Fluͤgel wird, indem dieſelben bald
darauf beſonders formirt werden, und alsdann zu-
erſt unter der Geſtalt einer Kante an dieſem Ke-
gel zu beyden Seiten zum Vorſchein kommen;
folglich ſieht man bey dieſer Erſcheinung offenbar,
daß ein Theil nach dem andern formirt wird; daß
zu der Zeit, wenn dieſe Erſcheinung ſtatt findet,
da man dieſen kleinen Kegel groß genug, deutlich
genug, und auch ohne Spiegel oder gegenſcheinen-
des
N 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |