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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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4. Kap. Von der Entstehungsart
des Licht undurchsichtig betrachten kann, nur
noch die bloße Hauptrippe, aber noch keine Flügel
des Blattes existiren. Wenn man aber sagen
will, diese Kante, als der Anfang der Flügel des
Blattes, kann ungeachtet der Größe, worin man
den Kegel betrachten kann, ungeachtet aller Deut-
lichkeit, womit man die Fläche des Kegels rings
herum glatt und allenthalben gleich siehet, dennoch
wohl zu der Zeit, wo man sie nicht sieht, unsicht-
bar da seyn, weil man nicht schließen kann, daß
das, was man nicht sieht, deswegen nicht da sey;
so ist dieses freylich eine Sache, wobey man ge-
meiniglich viel zu denken pflegt, was man nicht
sagt, und worauf auch derjenige, der Vergnügen
am Disputiren findet, nicht eben Lust zu antwor-
ten hat. Jch habe indessen aber in der vorherge-
henden Abhandlung diese Ausflucht des Herrn
Bonnets destruiret.

§. 57.
Formation
der Flügel des
Blattes.
Entstehung
der Seiten-
rippen.

Wenn auf diese Art dieser kleine
Kegel, als der Anfang der Hauptrip-
pe, formirt ist, so fängt er nunmehro
an auf beyden Seiten eine neue Sub-
stanz zu excerniren, die zuerst unter
der Gestalt einer schmalen, durchsich-
tigen, sehr dünnen, und sehr von dem dicken Kegel
unterschiedenen Kante zum Vorschein kommt; die-
se Kante ist der Anfang der Flügel des Blatts.
Sie wird allmählig immer breiter; im Anfange
ist sie allenthalben gleich dünne und durchsichtig.

Allmäh-

4. Kap. Von der Entſtehungsart
des Licht undurchſichtig betrachten kann, nur
noch die bloße Hauptrippe, aber noch keine Fluͤgel
des Blattes exiſtiren. Wenn man aber ſagen
will, dieſe Kante, als der Anfang der Fluͤgel des
Blattes, kann ungeachtet der Groͤße, worin man
den Kegel betrachten kann, ungeachtet aller Deut-
lichkeit, womit man die Flaͤche des Kegels rings
herum glatt und allenthalben gleich ſiehet, dennoch
wohl zu der Zeit, wo man ſie nicht ſieht, unſicht-
bar da ſeyn, weil man nicht ſchließen kann, daß
das, was man nicht ſieht, deswegen nicht da ſey;
ſo iſt dieſes freylich eine Sache, wobey man ge-
meiniglich viel zu denken pflegt, was man nicht
ſagt, und worauf auch derjenige, der Vergnuͤgen
am Diſputiren findet, nicht eben Luſt zu antwor-
ten hat. Jch habe indeſſen aber in der vorherge-
henden Abhandlung dieſe Ausflucht des Herrn
Bonnets deſtruiret.

§. 57.
Formation
der Flügel des
Blattes.
Entſtehung
der Seiten-
rippen.

Wenn auf dieſe Art dieſer kleine
Kegel, als der Anfang der Hauptrip-
pe, formirt iſt, ſo faͤngt er nunmehro
an auf beyden Seiten eine neue Sub-
ſtanz zu excerniren, die zuerſt unter
der Geſtalt einer ſchmalen, durchſich-
tigen, ſehr duͤnnen, und ſehr von dem dicken Kegel
unterſchiedenen Kante zum Vorſchein kommt; die-
ſe Kante iſt der Anfang der Fluͤgel des Blatts.
Sie wird allmaͤhlig immer breiter; im Anfange
iſt ſie allenthalben gleich duͤnne und durchſichtig.

Allmaͤh-
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[198/0220] 4. Kap. Von der Entſtehungsart des Licht undurchſichtig betrachten kann, nur noch die bloße Hauptrippe, aber noch keine Fluͤgel des Blattes exiſtiren. Wenn man aber ſagen will, dieſe Kante, als der Anfang der Fluͤgel des Blattes, kann ungeachtet der Groͤße, worin man den Kegel betrachten kann, ungeachtet aller Deut- lichkeit, womit man die Flaͤche des Kegels rings herum glatt und allenthalben gleich ſiehet, dennoch wohl zu der Zeit, wo man ſie nicht ſieht, unſicht- bar da ſeyn, weil man nicht ſchließen kann, daß das, was man nicht ſieht, deswegen nicht da ſey; ſo iſt dieſes freylich eine Sache, wobey man ge- meiniglich viel zu denken pflegt, was man nicht ſagt, und worauf auch derjenige, der Vergnuͤgen am Diſputiren findet, nicht eben Luſt zu antwor- ten hat. Jch habe indeſſen aber in der vorherge- henden Abhandlung dieſe Ausflucht des Herrn Bonnets deſtruiret. §. 57. Wenn auf dieſe Art dieſer kleine Kegel, als der Anfang der Hauptrip- pe, formirt iſt, ſo faͤngt er nunmehro an auf beyden Seiten eine neue Sub- ſtanz zu excerniren, die zuerſt unter der Geſtalt einer ſchmalen, durchſich- tigen, ſehr duͤnnen, und ſehr von dem dicken Kegel unterſchiedenen Kante zum Vorſchein kommt; die- ſe Kante iſt der Anfang der Fluͤgel des Blatts. Sie wird allmaͤhlig immer breiter; im Anfange iſt ſie allenthalben gleich duͤnne und durchſichtig. Allmaͤh-

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/220>, abgerufen am 27.11.2024.