Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
wegen des Eigenthums.
§. 276.

Weil ein gewissenhafter Besitzer demVon den
verzehr-
ten
Früch-
ten.

Eigenthumsherrn nicht davor stehen darf,
was er gethan, folglich auch nicht wegen der
verzehrten Früchte (§. 272.); jedoch aber
auch nicht aus eines andern Sache sich berei-
chern darf (§. 271.); so muß er dem Ei-
genthumsherrn nur in so weit davor
stehen, als er aus den verzehrten na-
türlichen Früchten und dem Antheil
derer, worauf er seinen Fleiß gewandt,
reicher worden ist;
folglich, da man nicht
sagen kann, daß der von dem, was einem
andern zugehöret, gelebt habe, welcher von
dem Seinigen leben konte; so ist er schul-
dig eben so viel wieder zu erstatten,
wenn er eben so viel im Vermögen
hat; hingegen weniger, wenn er we-
niger im Vermögen, aber nichts, wenn
er nichts im Vermögen hat.
Hingegen,
da ein ungewissenhafter Besitzer dem
Eigenthumsherrn so wohl in Ansehung der
Sache, als dessen, was er gethan, in allem
stehen muß (§. 272.), folglich auch deswegen,
daß er eine einem andern zugehörige Sache ver-
zehrt hat (§. 230.); so ist er auch schul-
dig den Werth der natürlichen Früchte,
die er verzehrt hat, und des verzehrten
Antheils des Eigenthumsherrn an de-
nen, worauf er Fleiß gewandt, zu er-
statten.
Man fragt hier aber, was wieder
erstattet werden soll, nicht was wieder erstattet
werden kann.

§. 277.
wegen des Eigenthums.
§. 276.

Weil ein gewiſſenhafter Beſitzer demVon den
verzehr-
ten
Fruͤch-
ten.

Eigenthumsherrn nicht davor ſtehen darf,
was er gethan, folglich auch nicht wegen der
verzehrten Fruͤchte (§. 272.); jedoch aber
auch nicht aus eines andern Sache ſich berei-
chern darf (§. 271.); ſo muß er dem Ei-
genthumsherrn nur in ſo weit davor
ſtehen, als er aus den verzehrten na-
tuͤrlichen Fruͤchten und dem Antheil
derer, worauf er ſeinen Fleiß gewandt,
reicher worden iſt;
folglich, da man nicht
ſagen kann, daß der von dem, was einem
andern zugehoͤret, gelebt habe, welcher von
dem Seinigen leben konte; ſo iſt er ſchul-
dig eben ſo viel wieder zu erſtatten,
wenn er eben ſo viel im Vermoͤgen
hat; hingegen weniger, wenn er we-
niger im Vermoͤgen, aber nichts, wenn
er nichts im Vermoͤgen hat.
Hingegen,
da ein ungewiſſenhafter Beſitzer dem
Eigenthumsherrn ſo wohl in Anſehung der
Sache, als deſſen, was er gethan, in allem
ſtehen muß (§. 272.), folglich auch deswegen,
daß er eine einem andern zugehoͤrige Sache ver-
zehrt hat (§. 230.); ſo iſt er auch ſchul-
dig den Werth der natuͤrlichen Fruͤchte,
die er verzehrt hat, und des verzehrten
Antheils des Eigenthumsherrn an de-
nen, worauf er Fleiß gewandt, zu er-
ſtatten.
Man fragt hier aber, was wieder
erſtattet werden ſoll, nicht was wieder erſtattet
werden kann.

§. 277.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0207" n="171"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">wegen des Eigenthums.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 276.</head><lb/>
              <p>Weil ein <hi rendition="#fr">gewi&#x017F;&#x017F;enhafter Be&#x017F;itzer</hi> dem<note place="right">Von den<lb/>
verzehr-<lb/>
ten<lb/>
Fru&#x0364;ch-<lb/>
ten.</note><lb/>
Eigenthumsherrn nicht davor &#x017F;tehen darf,<lb/>
was er gethan, folglich auch nicht wegen der<lb/>
verzehrten Fru&#x0364;chte (§. 272.); jedoch aber<lb/>
auch nicht aus eines andern Sache &#x017F;ich berei-<lb/>
chern darf (§. 271.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">muß er dem Ei-<lb/>
genthumsherrn nur in &#x017F;o weit davor<lb/>
&#x017F;tehen, als er aus den verzehrten na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Fru&#x0364;chten und dem Antheil<lb/>
derer, worauf er &#x017F;einen Fleiß gewandt,<lb/>
reicher worden i&#x017F;t;</hi> folglich, da man nicht<lb/>
&#x017F;agen kann, daß der von dem, was einem<lb/>
andern zugeho&#x0364;ret, gelebt habe, welcher von<lb/>
dem Seinigen leben konte; &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t er &#x017F;chul-<lb/>
dig eben &#x017F;o viel wieder zu er&#x017F;tatten,<lb/>
wenn er eben &#x017F;o viel im Vermo&#x0364;gen<lb/>
hat; hingegen weniger, wenn er we-<lb/>
niger im Vermo&#x0364;gen, aber nichts, wenn<lb/>
er nichts im Vermo&#x0364;gen hat.</hi> Hingegen,<lb/>
da <hi rendition="#fr">ein ungewi&#x017F;&#x017F;enhafter Be&#x017F;itzer</hi> dem<lb/>
Eigenthumsherrn &#x017F;o wohl in An&#x017F;ehung der<lb/>
Sache, als de&#x017F;&#x017F;en, was er gethan, in allem<lb/>
&#x017F;tehen muß (§. 272.), folglich auch deswegen,<lb/>
daß er eine einem andern zugeho&#x0364;rige Sache ver-<lb/>
zehrt hat (§. 230.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t er</hi> auch <hi rendition="#fr">&#x017F;chul-<lb/>
dig den Werth der natu&#x0364;rlichen Fru&#x0364;chte,<lb/>
die er verzehrt hat, und des verzehrten<lb/>
Antheils des Eigenthumsherrn an de-<lb/>
nen, worauf er Fleiß gewandt, zu er-<lb/>
&#x017F;tatten.</hi> Man fragt hier aber, was wieder<lb/>
er&#x017F;tattet werden &#x017F;oll, nicht was wieder er&#x017F;tattet<lb/>
werden kann.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 277.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0207] wegen des Eigenthums. §. 276. Weil ein gewiſſenhafter Beſitzer dem Eigenthumsherrn nicht davor ſtehen darf, was er gethan, folglich auch nicht wegen der verzehrten Fruͤchte (§. 272.); jedoch aber auch nicht aus eines andern Sache ſich berei- chern darf (§. 271.); ſo muß er dem Ei- genthumsherrn nur in ſo weit davor ſtehen, als er aus den verzehrten na- tuͤrlichen Fruͤchten und dem Antheil derer, worauf er ſeinen Fleiß gewandt, reicher worden iſt; folglich, da man nicht ſagen kann, daß der von dem, was einem andern zugehoͤret, gelebt habe, welcher von dem Seinigen leben konte; ſo iſt er ſchul- dig eben ſo viel wieder zu erſtatten, wenn er eben ſo viel im Vermoͤgen hat; hingegen weniger, wenn er we- niger im Vermoͤgen, aber nichts, wenn er nichts im Vermoͤgen hat. Hingegen, da ein ungewiſſenhafter Beſitzer dem Eigenthumsherrn ſo wohl in Anſehung der Sache, als deſſen, was er gethan, in allem ſtehen muß (§. 272.), folglich auch deswegen, daß er eine einem andern zugehoͤrige Sache ver- zehrt hat (§. 230.); ſo iſt er auch ſchul- dig den Werth der natuͤrlichen Fruͤchte, die er verzehrt hat, und des verzehrten Antheils des Eigenthumsherrn an de- nen, worauf er Fleiß gewandt, zu er- ſtatten. Man fragt hier aber, was wieder erſtattet werden ſoll, nicht was wieder erſtattet werden kann. Von den verzehr- ten Fruͤch- ten. §. 277.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/207
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/207>, abgerufen am 25.11.2024.