spannten Wagen fahren darf. Der Weg (Fahrweg, via) ist die Servitut, da man nicht allein leiden muß, daß jemand durch sein Gut gehet, oder Vieh treibet, sondern auch zu seinem Gute, als dem herrschenden fahren, tragen und schleppen darf, was man zum Be- sten seines Gutes nöthig hat. Das Wasser- schöpfen(aquae haustus) ist die Servitut, da man leiden muß, daß ein anderer aus seinem Brunnen, oder aus einem Ort der ihm zuge- hört, zur Bedürfnis seines liegenden Grun- des Wasser schöpft; die Wasserleitung (aquae ductus) aber da man leiden muß, daß einer durch seinen Grund und Boden Wasser zu dem seinigen leiten darf, es geschehe auf was Art und Weise es wolle; und die Ser- vitut Wasser abzuleiten(servitus aquae educendae) ist, da man leiden muß, daß einer das überflüßige und unnütze Wasser aus sei- nen liegenden Grunde durch unsern ableite. Die Träncke(pecoris ad aquam appul- sus) ist die Servitut, da man leiden muß, daß das Vieh von einem andern Gute, um dasselbe zu träncken zu unserm Brunnen, oder zu un- serm Wasser getrieben wird. Das Recht der Trift(jus pascendi) ist die Servitut, da man leiden muß, daß jemand das Vieh von seinem Gute auf unserm weidet. Das Recht Kalck zu brennen(jus calcis coquendae) ist die Servitut, da man leiden muß, daß einer auf unserm Grund und Boden, zur Be- qvemlichkeit seines Guts, Kalck brennen darf.
Was
II.Theil 15. Hauptſtuͤck.
ſpannten Wagen fahren darf. Der Weg (Fahrweg, via) iſt die Servitut, da man nicht allein leiden muß, daß jemand durch ſein Gut gehet, oder Vieh treibet, ſondern auch zu ſeinem Gute, als dem herrſchenden fahren, tragen und ſchleppen darf, was man zum Be- ſten ſeines Gutes noͤthig hat. Das Waſſer- ſchoͤpfen(aquæ hauſtus) iſt die Servitut, da man leiden muß, daß ein anderer aus ſeinem Brunnen, oder aus einem Ort der ihm zuge- hoͤrt, zur Beduͤrfnis ſeines liegenden Grun- des Waſſer ſchoͤpft; die Waſſerleitung (aquæ ductus) aber da man leiden muß, daß einer durch ſeinen Grund und Boden Waſſer zu dem ſeinigen leiten darf, es geſchehe auf was Art und Weiſe es wolle; und die Ser- vitut Waſſer abzuleiten(ſervitus aquæ educendæ) iſt, da man leiden muß, daß einer das uͤberfluͤßige und unnuͤtze Waſſer aus ſei- nen liegenden Grunde durch unſern ableite. Die Traͤncke(pecoris ad aquam appul- ſus) iſt die Servitut, da man leiden muß, daß das Vieh von einem andern Gute, um daſſelbe zu traͤncken zu unſerm Brunnen, oder zu un- ſerm Waſſer getrieben wird. Das Recht der Trift(jus paſcendi) iſt die Servitut, da man leiden muß, daß jemand das Vieh von ſeinem Gute auf unſerm weidet. Das Recht Kalck zu brennen(jus calcis coquendæ) iſt die Servitut, da man leiden muß, daß einer auf unſerm Grund und Boden, zur Be- qvemlichkeit ſeines Guts, Kalck brennen darf.
Was
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0532"n="496"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#b">Theil 15. Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>ſpannten Wagen fahren darf. Der <hirendition="#fr">Weg</hi><lb/>
(Fahrweg, <hirendition="#aq">via</hi>) iſt die Servitut, da man nicht<lb/>
allein leiden muß, daß jemand durch ſein<lb/>
Gut gehet, oder Vieh treibet, ſondern auch<lb/>
zu ſeinem Gute, als dem herrſchenden fahren,<lb/>
tragen und ſchleppen darf, was man zum Be-<lb/>ſten ſeines Gutes noͤthig hat. <hirendition="#fr">Das Waſſer-<lb/>ſchoͤpfen</hi><hirendition="#aq">(aquæ hauſtus)</hi> iſt die Servitut, da<lb/>
man leiden muß, daß ein anderer aus ſeinem<lb/>
Brunnen, oder aus einem Ort der ihm zuge-<lb/>
hoͤrt, zur Beduͤrfnis ſeines liegenden Grun-<lb/>
des Waſſer ſchoͤpft; die <hirendition="#fr">Waſſerleitung</hi><lb/><hirendition="#aq">(aquæ ductus)</hi> aber da man leiden muß, daß<lb/>
einer durch ſeinen Grund und Boden Waſſer<lb/>
zu dem ſeinigen leiten darf, es geſchehe auf<lb/>
was Art und Weiſe es wolle; und <hirendition="#fr">die Ser-<lb/>
vitut Waſſer abzuleiten</hi><hirendition="#aq">(ſervitus aquæ<lb/>
educendæ)</hi> iſt, da man leiden muß, daß einer<lb/>
das uͤberfluͤßige und unnuͤtze Waſſer aus ſei-<lb/>
nen liegenden Grunde durch unſern ableite.<lb/><hirendition="#fr">Die Traͤncke</hi><hirendition="#aq">(pecoris ad aquam appul-<lb/>ſus)</hi> iſt die Servitut, da man leiden muß, daß<lb/>
das Vieh von einem andern Gute, um daſſelbe<lb/>
zu traͤncken zu unſerm Brunnen, oder zu un-<lb/>ſerm Waſſer getrieben wird. Das <hirendition="#fr">Recht der<lb/>
Trift</hi><hirendition="#aq">(jus paſcendi)</hi> iſt die Servitut, da<lb/>
man leiden muß, daß jemand das Vieh von<lb/>ſeinem Gute auf unſerm weidet. <hirendition="#fr">Das Recht<lb/>
Kalck zu brennen</hi><hirendition="#aq">(jus calcis coquendæ)</hi><lb/>
iſt die Servitut, da man leiden muß, daß<lb/>
einer auf unſerm Grund und Boden, zur Be-<lb/>
qvemlichkeit ſeines Guts, Kalck brennen darf.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Was</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[496/0532]
II. Theil 15. Hauptſtuͤck.
ſpannten Wagen fahren darf. Der Weg
(Fahrweg, via) iſt die Servitut, da man nicht
allein leiden muß, daß jemand durch ſein
Gut gehet, oder Vieh treibet, ſondern auch
zu ſeinem Gute, als dem herrſchenden fahren,
tragen und ſchleppen darf, was man zum Be-
ſten ſeines Gutes noͤthig hat. Das Waſſer-
ſchoͤpfen (aquæ hauſtus) iſt die Servitut, da
man leiden muß, daß ein anderer aus ſeinem
Brunnen, oder aus einem Ort der ihm zuge-
hoͤrt, zur Beduͤrfnis ſeines liegenden Grun-
des Waſſer ſchoͤpft; die Waſſerleitung
(aquæ ductus) aber da man leiden muß, daß
einer durch ſeinen Grund und Boden Waſſer
zu dem ſeinigen leiten darf, es geſchehe auf
was Art und Weiſe es wolle; und die Ser-
vitut Waſſer abzuleiten (ſervitus aquæ
educendæ) iſt, da man leiden muß, daß einer
das uͤberfluͤßige und unnuͤtze Waſſer aus ſei-
nen liegenden Grunde durch unſern ableite.
Die Traͤncke (pecoris ad aquam appul-
ſus) iſt die Servitut, da man leiden muß, daß
das Vieh von einem andern Gute, um daſſelbe
zu traͤncken zu unſerm Brunnen, oder zu un-
ſerm Waſſer getrieben wird. Das Recht der
Trift (jus paſcendi) iſt die Servitut, da
man leiden muß, daß jemand das Vieh von
ſeinem Gute auf unſerm weidet. Das Recht
Kalck zu brennen (jus calcis coquendæ)
iſt die Servitut, da man leiden muß, daß
einer auf unſerm Grund und Boden, zur Be-
qvemlichkeit ſeines Guts, Kalck brennen darf.
Was
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/532>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.