Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.dich kommen; damit du dich nie in die schreckliche Gefahr der Leiden der Sünde stürzest. Könntest du auch dein ganzes Leben lang auf Erden, in irgend einer Art der Sünden, die deinem Erlö- ser einst unaussprechliche Quaal der Seele er- preßten, lauter Freuden finden: einst kommt die Stunde, in welcher du vor den Richterthron dessen gerufen wirst, der für dich den Staub des Oelbergs mit seinen Thränen benetzte. Ach, dann würde dich das Zittern und Zagen deiner Sünden ergreifen; das Jesus Christus in Geth- semane fühlte, es dir zu erleichtern! Seine Seele ward betrübt bis in den Tod: du würdest bis in die Ewigkeit betrübt werden! Vor ihm gieng der Kelch des Leidens endlich über: du würdest ihn ohne Aufhören trinken! -- -- Je- sus Christus ward für deine Sünde betrübt bis in den Tod: meine Seele! o, der große ernstvolle Gedanke sey dir nur immer gegenwär- tig zur Heiligung; er mache dir jede Sünde ab- scheulich, er lehre dich jeden Fehltritt wehmüthig bereun, er stärke dich, in keiner Stunde der Ver- suchung, in keiner Reizung der Sünde, in kei- ner Gefahr der Tugend von ihm zu wanken! er erhalte dich ihm getreu bis in den Tod! o, dann wird er dir auch zum Troste in allen Leiden ge- gen-
dich kommen; damit du dich nie in die ſchreckliche Gefahr der Leiden der Sünde ſtürzeſt. Könnteſt du auch dein ganzes Leben lang auf Erden, in irgend einer Art der Sünden, die deinem Erlö- ſer einſt unausſprechliche Quaal der Seele er- preßten, lauter Freuden finden: einſt kommt die Stunde, in welcher du vor den Richterthron deſſen gerufen wirſt, der für dich den Staub des Oelbergs mit ſeinen Thränen benetzte. Ach, dann würde dich das Zittern und Zagen deiner Sünden ergreifen; das Jeſus Chriſtus in Geth- ſemane fühlte, es dir zu erleichtern! Seine Seele ward betrübt bis in den Tod: du würdeſt bis in die Ewigkeit betrübt werden! Vor ihm gieng der Kelch des Leidens endlich über: du würdeſt ihn ohne Aufhören trinken! — — Je- ſus Chriſtus ward für deine Sünde betrübt bis in den Tod: meine Seele! o, der große ernſtvolle Gedanke ſey dir nur immer gegenwär- tig zur Heiligung; er mache dir jede Sünde ab- ſcheulich, er lehre dich jeden Fehltritt wehmüthig bereun, er ſtärke dich, in keiner Stunde der Ver- ſuchung, in keiner Reizung der Sünde, in kei- ner Gefahr der Tugend von ihm zu wanken! er erhalte dich ihm getreu bis in den Tod! o, dann wird er dir auch zum Troſte in allen Leiden ge- gen-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0282" n="230"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> dich kommen; damit du dich nie in die ſchreckliche<lb/> Gefahr der Leiden der Sünde ſtürzeſt. Könnteſt<lb/> du auch dein ganzes Leben lang auf Erden, in<lb/> irgend einer Art der Sünden, die deinem Erlö-<lb/> ſer einſt unausſprechliche Quaal der Seele er-<lb/> preßten, lauter Freuden finden: einſt kommt<lb/> die Stunde, in welcher du vor den Richterthron<lb/> deſſen gerufen wirſt, der für dich den Staub<lb/> des Oelbergs mit ſeinen Thränen benetzte. Ach,<lb/> dann würde dich das Zittern und Zagen deiner<lb/> Sünden ergreifen; das Jeſus Chriſtus in Geth-<lb/> ſemane fühlte, es dir zu erleichtern! <hi rendition="#fr">Seine<lb/> Seele ward betrübt bis in den Tod:</hi> du<lb/> würdeſt bis in die Ewigkeit betrübt werden! Vor<lb/> ihm gieng der Kelch des Leidens endlich über: du<lb/> würdeſt ihn ohne Aufhören trinken! — — Je-<lb/> ſus Chriſtus ward <hi rendition="#fr">für deine Sünde betrübt<lb/> bis in den Tod:</hi> meine Seele! o, der große<lb/> ernſtvolle Gedanke ſey dir nur immer gegenwär-<lb/> tig <hi rendition="#fr">zur Heiligung;</hi> er mache dir jede Sünde ab-<lb/> ſcheulich, er lehre dich jeden Fehltritt wehmüthig<lb/> bereun, er ſtärke dich, in keiner Stunde der Ver-<lb/> ſuchung, in keiner Reizung der Sünde, in kei-<lb/> ner Gefahr der Tugend von ihm zu wanken! er<lb/> erhalte dich ihm getreu bis in den Tod! o, dann<lb/> wird er dir auch <hi rendition="#fr">zum Troſte</hi> in allen Leiden ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [230/0282]
dich kommen; damit du dich nie in die ſchreckliche
Gefahr der Leiden der Sünde ſtürzeſt. Könnteſt
du auch dein ganzes Leben lang auf Erden, in
irgend einer Art der Sünden, die deinem Erlö-
ſer einſt unausſprechliche Quaal der Seele er-
preßten, lauter Freuden finden: einſt kommt
die Stunde, in welcher du vor den Richterthron
deſſen gerufen wirſt, der für dich den Staub
des Oelbergs mit ſeinen Thränen benetzte. Ach,
dann würde dich das Zittern und Zagen deiner
Sünden ergreifen; das Jeſus Chriſtus in Geth-
ſemane fühlte, es dir zu erleichtern! Seine
Seele ward betrübt bis in den Tod: du
würdeſt bis in die Ewigkeit betrübt werden! Vor
ihm gieng der Kelch des Leidens endlich über: du
würdeſt ihn ohne Aufhören trinken! — — Je-
ſus Chriſtus ward für deine Sünde betrübt
bis in den Tod: meine Seele! o, der große
ernſtvolle Gedanke ſey dir nur immer gegenwär-
tig zur Heiligung; er mache dir jede Sünde ab-
ſcheulich, er lehre dich jeden Fehltritt wehmüthig
bereun, er ſtärke dich, in keiner Stunde der Ver-
ſuchung, in keiner Reizung der Sünde, in kei-
ner Gefahr der Tugend von ihm zu wanken! er
erhalte dich ihm getreu bis in den Tod! o, dann
wird er dir auch zum Troſte in allen Leiden ge-
gen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/282 |
Zitationshilfe: | Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/282>, abgerufen am 23.06.2024. |