bens, die er vorangegangen ist, zum Grabe fol- gen, wenn er dich auf der Bahn des Todes einst zu seinen Freuden leiten soll. O, so schwe- be mir denn täglich vor Augen, und ruhe mir tief im Gedächtniß, du furchtbare, und dennoch friedenvolle und segensreiche, Todesstunde mei- nes Erlösers.
Hier schau ich hin auf meine Todesstunde. Es ist vollbracht: mein irdisches Leben, mit seinen Thaten, und seiner Arbeit, und seinen Leiden: o, das wird einst jedem, der mich sterben siehet, das verlöschende Licht meiner Augen, und die Todesbläße auf meinem Antlitz, und der ge- brochne Laut meiner Stimme, und das fühllose Erstarren meiner Glieder, verkündigen. Wär es denn aber ein Leben gewesen, verschwendet in der rastlosen Mühe für diese Welt, und unge- nützt für die zukünftige, verdunkelt in fröhlichen Zerstreuungen der Sinne, leer an guten Thaten für die Ewigkeit; wären es nur die Mühe und Leiden der Eitelkeit und Sünden gewesen, nur die Unruhe aufgebrachter Leidenschaften, nur das ungesättigte Schmachten der Wollust, oder der Verdruß des unbefriedigten Stolzes, oder die Sorge des nimmer gesättigten Durstes nach
Gol-
bens, die er vorangegangen iſt, zum Grabe fol- gen, wenn er dich auf der Bahn des Todes einſt zu ſeinen Freuden leiten ſoll. O, ſo ſchwe- be mir denn täglich vor Augen, und ruhe mir tief im Gedächtniß, du furchtbare, und dennoch friedenvolle und ſegensreiche, Todesſtunde mei- nes Erlöſers.
Hier ſchau ich hin auf meine Todesſtunde. Es iſt vollbracht: mein irdiſches Leben, mit ſeinen Thaten, und ſeiner Arbeit, und ſeinen Leiden: o, das wird einſt jedem, der mich ſterben ſiehet, das verlöſchende Licht meiner Augen, und die Todesbläße auf meinem Antlitz, und der ge- brochne Laut meiner Stimme, und das fühlloſe Erſtarren meiner Glieder, verkündigen. Wär es denn aber ein Leben geweſen, verſchwendet in der raſtloſen Mühe für dieſe Welt, und unge- nützt für die zukünftige, verdunkelt in fröhlichen Zerſtreuungen der Sinne, leer an guten Thaten für die Ewigkeit; wären es nur die Mühe und Leiden der Eitelkeit und Sünden geweſen, nur die Unruhe aufgebrachter Leidenſchaften, nur das ungeſättigte Schmachten der Wolluſt, oder der Verdruß des unbefriedigten Stolzes, oder die Sorge des nimmer geſättigten Durſtes nach
Gol-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0338"n="286"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><hirendition="#fr">bens,</hi> die er vorangegangen iſt, zum Grabe fol-<lb/>
gen, wenn er dich auf der <hirendition="#fr">Bahn des Todes</hi><lb/>
einſt zu ſeinen Freuden leiten ſoll. O, ſo ſchwe-<lb/>
be mir denn täglich vor Augen, und ruhe mir<lb/>
tief im Gedächtniß, du furchtbare, und dennoch<lb/>
friedenvolle und ſegensreiche, Todesſtunde mei-<lb/>
nes Erlöſers.</p><lb/><p>Hier ſchau ich hin auf meine Todesſtunde.<lb/><hirendition="#fr">Es iſt vollbracht:</hi> mein irdiſches Leben, mit<lb/>ſeinen Thaten, und ſeiner Arbeit, und ſeinen<lb/>
Leiden: o, das wird einſt jedem, der mich ſterben<lb/>ſiehet, das verlöſchende Licht meiner Augen, und<lb/>
die Todesbläße auf meinem Antlitz, und der ge-<lb/>
brochne Laut meiner Stimme, und das fühlloſe<lb/>
Erſtarren meiner Glieder, verkündigen. Wär<lb/>
es denn aber ein Leben geweſen, verſchwendet in<lb/>
der raſtloſen Mühe für dieſe Welt, und unge-<lb/>
nützt für die zukünftige, verdunkelt in fröhlichen<lb/>
Zerſtreuungen der Sinne, leer an guten Thaten<lb/>
für die Ewigkeit; wären es nur die Mühe und<lb/>
Leiden der Eitelkeit und Sünden geweſen, nur<lb/>
die Unruhe aufgebrachter Leidenſchaften, nur das<lb/>
ungeſättigte Schmachten der Wolluſt, oder der<lb/>
Verdruß des unbefriedigten Stolzes, oder die<lb/>
Sorge des nimmer geſättigten Durſtes nach<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gol-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[286/0338]
bens, die er vorangegangen iſt, zum Grabe fol-
gen, wenn er dich auf der Bahn des Todes
einſt zu ſeinen Freuden leiten ſoll. O, ſo ſchwe-
be mir denn täglich vor Augen, und ruhe mir
tief im Gedächtniß, du furchtbare, und dennoch
friedenvolle und ſegensreiche, Todesſtunde mei-
nes Erlöſers.
Hier ſchau ich hin auf meine Todesſtunde.
Es iſt vollbracht: mein irdiſches Leben, mit
ſeinen Thaten, und ſeiner Arbeit, und ſeinen
Leiden: o, das wird einſt jedem, der mich ſterben
ſiehet, das verlöſchende Licht meiner Augen, und
die Todesbläße auf meinem Antlitz, und der ge-
brochne Laut meiner Stimme, und das fühlloſe
Erſtarren meiner Glieder, verkündigen. Wär
es denn aber ein Leben geweſen, verſchwendet in
der raſtloſen Mühe für dieſe Welt, und unge-
nützt für die zukünftige, verdunkelt in fröhlichen
Zerſtreuungen der Sinne, leer an guten Thaten
für die Ewigkeit; wären es nur die Mühe und
Leiden der Eitelkeit und Sünden geweſen, nur
die Unruhe aufgebrachter Leidenſchaften, nur das
ungeſättigte Schmachten der Wolluſt, oder der
Verdruß des unbefriedigten Stolzes, oder die
Sorge des nimmer geſättigten Durſtes nach
Gol-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/338>, abgerufen am 24.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.