Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite



in seinem Zimmer, auf seinem Siechbette
und Sterbelager, sich seines Gottes er-
freun? Hat er nicht desto dringendere Auf-
forderung und Ermunterung dazu, je län-
ger und je mehr er den Freuden dieser Welt
abstirbt, je öftrer er an den Tod erinnert
wird, je näher er der Ewigkeit zueilt? Hat
er nicht, bis in den lezten Augenblick sei-
nes Lebens, Pflichten mancher Art auf
sich, zu deren treuen Vollendung, ihm die-
se wohlthätigen Stärkungen so nöthig
sind? -- --

Das Wesen jeder Andacht, der ein-
samen
sowohl, als der gemeinschaftli-
chen,
ist: die abgezogenste Sammlung un-
srer Gedanken und Empfindungen, von
allen sinnlichen Vorstellungen, um sie ganz
auf den unsichtbaren Gegenstand unsrer
Betrachtung zu richten. Dies ist zugleich
die hauptsächlichste Vorschrift, für den
Christen, um aus den Beschäftigungen des
öffentlichen Gottesdienstes Nutzen zuziehn,
wo er seine Gedanken und Empfindungen,

ganz
c 3



in ſeinem Zimmer, auf ſeinem Siechbette
und Sterbelager, ſich ſeines Gottes er-
freun? Hat er nicht deſto dringendere Auf-
forderung und Ermunterung dazu, je län-
ger und je mehr er den Freuden dieſer Welt
abſtirbt, je öftrer er an den Tod erinnert
wird, je näher er der Ewigkeit zueilt? Hat
er nicht, bis in den lezten Augenblick ſei-
nes Lebens, Pflichten mancher Art auf
ſich, zu deren treuen Vollendung, ihm die-
ſe wohlthätigen Stärkungen ſo nöthig
ſind? — —

Das Weſen jeder Andacht, der ein-
ſamen
ſowohl, als der gemeinſchaftli-
chen,
iſt: die abgezogenſte Sammlung un-
ſrer Gedanken und Empfindungen, von
allen ſinnlichen Vorſtellungen, um ſie ganz
auf den unſichtbaren Gegenſtand unſrer
Betrachtung zu richten. Dies iſt zugleich
die hauptſächlichſte Vorſchrift, für den
Chriſten, um aus den Beſchäftigungen des
öffentlichen Gottesdienſtes Nutzen zuziehn,
wo er ſeine Gedanken und Empfindungen,

ganz
c 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="XXXVII"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
in &#x017F;einem Zimmer, auf &#x017F;einem Siechbette<lb/>
und Sterbelager, &#x017F;ich &#x017F;eines Gottes er-<lb/>
freun? Hat er nicht de&#x017F;to dringendere Auf-<lb/>
forderung und Ermunterung dazu, je län-<lb/>
ger und je mehr er den Freuden die&#x017F;er Welt<lb/>
ab&#x017F;tirbt, je öftrer er an den Tod erinnert<lb/>
wird, je näher er der Ewigkeit zueilt? Hat<lb/>
er nicht, bis in den lezten Augenblick &#x017F;ei-<lb/>
nes Lebens, Pflichten mancher Art auf<lb/>
&#x017F;ich, zu deren treuen Vollendung, ihm die-<lb/>
&#x017F;e wohlthätigen Stärkungen &#x017F;o nöthig<lb/>
&#x017F;ind? &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Das We&#x017F;en jeder Andacht, der <hi rendition="#fr">ein-<lb/>
&#x017F;amen</hi> &#x017F;owohl, als der <hi rendition="#fr">gemein&#x017F;chaftli-<lb/>
chen,</hi> i&#x017F;t: die abgezogen&#x017F;te Sammlung un-<lb/>
&#x017F;rer Gedanken und Empfindungen, von<lb/>
allen &#x017F;innlichen Vor&#x017F;tellungen, um &#x017F;ie ganz<lb/>
auf den un&#x017F;ichtbaren Gegen&#x017F;tand un&#x017F;rer<lb/>
Betrachtung zu richten. Dies i&#x017F;t zugleich<lb/>
die haupt&#x017F;ächlich&#x017F;te Vor&#x017F;chrift, für den<lb/>
Chri&#x017F;ten, um aus den Be&#x017F;chäftigungen des<lb/><hi rendition="#fr">öffentlichen Gottesdien&#x017F;tes</hi> Nutzen zuziehn,<lb/>
wo er &#x017F;eine Gedanken und Empfindungen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ganz</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXXVII/0041] in ſeinem Zimmer, auf ſeinem Siechbette und Sterbelager, ſich ſeines Gottes er- freun? Hat er nicht deſto dringendere Auf- forderung und Ermunterung dazu, je län- ger und je mehr er den Freuden dieſer Welt abſtirbt, je öftrer er an den Tod erinnert wird, je näher er der Ewigkeit zueilt? Hat er nicht, bis in den lezten Augenblick ſei- nes Lebens, Pflichten mancher Art auf ſich, zu deren treuen Vollendung, ihm die- ſe wohlthätigen Stärkungen ſo nöthig ſind? — — Das Weſen jeder Andacht, der ein- ſamen ſowohl, als der gemeinſchaftli- chen, iſt: die abgezogenſte Sammlung un- ſrer Gedanken und Empfindungen, von allen ſinnlichen Vorſtellungen, um ſie ganz auf den unſichtbaren Gegenſtand unſrer Betrachtung zu richten. Dies iſt zugleich die hauptſächlichſte Vorſchrift, für den Chriſten, um aus den Beſchäftigungen des öffentlichen Gottesdienſtes Nutzen zuziehn, wo er ſeine Gedanken und Empfindungen, ganz c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/41
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. XXXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/41>, abgerufen am 21.11.2024.