Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


III.
1 Joh. 4, 16.
Gott ist die Liebe.


Gott ist die Liebe! Alle seine anbetungswür-
dige Eigenschaften, vereinigen sich in der einzi-
gen: daß er der Liebhaber und Freudengeber al-
ler seiner Geschöpfe ist. -- Das zu ergründen,
wird unserm schwachen Verstande freilich zu
schwer: Er ermüdet, und verliert sich in dem
Gedanken der Liebe Gottes. Wie kann doch
Gott, der Unendliche, und Allselige, der sich
selbst von Ewigkeit allgenugsam war, einen Theil
seiner allseligen Wonne darin finden, eine Zeit
von unendlicher Dauer, -- für ihn doch kaum
ein Augenblick, -- eine Welt von unermeßli-
chen Gränzen, -- für ihn doch kaum ein
Spannenraum, -- eine zahllose Menge von Ge-
schöpfen, -- die er doch mit einem Blicke über-
sieht, -- aus dem Nichts herrvorgehn zu las-
sen? Wie konnt er einen Theil seiner allseligen
Wonne darin finden, diese, seit undenklichen
Jahrtausenden erschaffne Zeit, mit allen ihren
wundervollen Abwechselungen, zu erhalten; so

viele


III.
1 Joh. 4, 16.
Gott iſt die Liebe.


Gott iſt die Liebe! Alle ſeine anbetungswür-
dige Eigenſchaften, vereinigen ſich in der einzi-
gen: daß er der Liebhaber und Freudengeber al-
ler ſeiner Geſchöpfe iſt. — Das zu ergründen,
wird unſerm ſchwachen Verſtande freilich zu
ſchwer: Er ermüdet, und verliert ſich in dem
Gedanken der Liebe Gottes. Wie kann doch
Gott, der Unendliche, und Allſelige, der ſich
ſelbſt von Ewigkeit allgenugſam war, einen Theil
ſeiner allſeligen Wonne darin finden, eine Zeit
von unendlicher Dauer, — für ihn doch kaum
ein Augenblick, — eine Welt von unermeßli-
chen Gränzen, — für ihn doch kaum ein
Spannenraum, — eine zahlloſe Menge von Ge-
ſchöpfen, — die er doch mit einem Blicke über-
ſieht, — aus dem Nichts herrvorgehn zu laſ-
ſen? Wie konnt er einen Theil ſeiner allſeligen
Wonne darin finden, dieſe, ſeit undenklichen
Jahrtauſenden erſchaffne Zeit, mit allen ihren
wundervollen Abwechſelungen, zu erhalten; ſo

viele
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0084" n="32"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
1 <hi rendition="#fr">Joh.</hi> 4, 16.<lb/><hi rendition="#g">Gott i&#x017F;t die Liebe.</hi></head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">G</hi><hi rendition="#fr">ott i&#x017F;t die Liebe!</hi> Alle &#x017F;eine anbetungswür-<lb/>
dige Eigen&#x017F;chaften, vereinigen &#x017F;ich in der einzi-<lb/>
gen: daß er der Liebhaber und Freudengeber al-<lb/>
ler &#x017F;einer Ge&#x017F;chöpfe i&#x017F;t. &#x2014; Das zu ergründen,<lb/>
wird un&#x017F;erm &#x017F;chwachen Ver&#x017F;tande freilich zu<lb/>
&#x017F;chwer: Er ermüdet, und verliert &#x017F;ich in dem<lb/>
Gedanken der Liebe Gottes. Wie kann doch<lb/>
Gott, der Unendliche, und All&#x017F;elige, der &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t von Ewigkeit allgenug&#x017F;am war, einen Theil<lb/>
&#x017F;einer all&#x017F;eligen Wonne darin finden, eine Zeit<lb/>
von unendlicher Dauer, &#x2014; für ihn doch kaum<lb/>
ein Augenblick, &#x2014; eine Welt von unermeßli-<lb/>
chen Gränzen, &#x2014; für ihn doch kaum ein<lb/>
Spannenraum, &#x2014; eine zahllo&#x017F;e Menge von Ge-<lb/>
&#x017F;chöpfen, &#x2014; die er doch mit einem Blicke über-<lb/>
&#x017F;ieht, &#x2014; aus dem Nichts herrvorgehn zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en? Wie konnt er einen Theil &#x017F;einer all&#x017F;eligen<lb/>
Wonne darin finden, die&#x017F;e, &#x017F;eit undenklichen<lb/>
Jahrtau&#x017F;enden er&#x017F;chaffne Zeit, mit allen ihren<lb/>
wundervollen Abwech&#x017F;elungen, zu erhalten; &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">viele</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0084] III. 1 Joh. 4, 16. Gott iſt die Liebe. Gott iſt die Liebe! Alle ſeine anbetungswür- dige Eigenſchaften, vereinigen ſich in der einzi- gen: daß er der Liebhaber und Freudengeber al- ler ſeiner Geſchöpfe iſt. — Das zu ergründen, wird unſerm ſchwachen Verſtande freilich zu ſchwer: Er ermüdet, und verliert ſich in dem Gedanken der Liebe Gottes. Wie kann doch Gott, der Unendliche, und Allſelige, der ſich ſelbſt von Ewigkeit allgenugſam war, einen Theil ſeiner allſeligen Wonne darin finden, eine Zeit von unendlicher Dauer, — für ihn doch kaum ein Augenblick, — eine Welt von unermeßli- chen Gränzen, — für ihn doch kaum ein Spannenraum, — eine zahlloſe Menge von Ge- ſchöpfen, — die er doch mit einem Blicke über- ſieht, — aus dem Nichts herrvorgehn zu laſ- ſen? Wie konnt er einen Theil ſeiner allſeligen Wonne darin finden, dieſe, ſeit undenklichen Jahrtauſenden erſchaffne Zeit, mit allen ihren wundervollen Abwechſelungen, zu erhalten; ſo viele

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/84
Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/84>, abgerufen am 04.12.2024.