welches der erschaffnen Wesen können wir betrach- ten? ohne daß unser Auge es sehe, und unser Herz es empfinde: Gott ist die Liebe!
Du himmlisches Licht, majestätische Son- ne! du schwacher Schimmer des Lichts, in welchem der Allselige, jedem sterblichen Auge undurchdringlich, lebt! die du im schnellen Fluge unermüdet die Bahn so viele Jahrtausende schon vollendet hast, und sie mit jedem Morgen eines neuen Jahres von neuen beginnst, Licht und Leben und Wärme auf die ganze Natur herabströmst, unsern Geschäften leuchtest, die Saat im Schooße der Erde erwärmst und befruchtest: jeder Strahl den du uns herabsen- dest, läßt unser Herz es fühlen: Gott ist die Liebe! -- Du milderes Licht unsrer Nächte, ge- schaffen unsre Monden zu theilen! ihr aus der ungemeßensten Ferne uns leuchtende Sonnen! in jeder heitern Nacht, die uns den prachtvollen Him- mel zeigt, und uns schweigend verkündigt, welch eine unzählbare Schaar unbekannter glückseliger Geschöpfe ihr in eurem unbegränzten Raume ver- schließt, fühlt es unser Herz: Gott ist die Liebe! -- Du Wohnung unsrer Sterblichkeit, mütterliche Erde, aus deren Staube unser Körper gebildet ist! so oft wir in deinen fruchtbaren Kornf elden,
in
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welches der erſchaffnen Weſen können wir betrach- ten? ohne daß unſer Auge es ſehe, und unſer Herz es empfinde: Gott iſt die Liebe!
Du himmliſches Licht, majeſtätiſche Son- ne! du ſchwacher Schimmer des Lichts, in welchem der Allſelige, jedem ſterblichen Auge undurchdringlich, lebt! die du im ſchnellen Fluge unermüdet die Bahn ſo viele Jahrtauſende ſchon vollendet haſt, und ſie mit jedem Morgen eines neuen Jahres von neuen beginnſt, Licht und Leben und Wärme auf die ganze Natur herabſtrömſt, unſern Geſchäften leuchteſt, die Saat im Schooße der Erde erwärmſt und befruchteſt: jeder Strahl den du uns herabſen- deſt, läßt unſer Herz es fühlen: Gott iſt die Liebe! — Du milderes Licht unſrer Nächte, ge- ſchaffen unſre Monden zu theilen! ihr aus der ungemeßenſten Ferne uns leuchtende Sonnen! in jeder heitern Nacht, die uns den prachtvollen Him- mel zeigt, und uns ſchweigend verkündigt, welch eine unzählbare Schaar unbekannter glückſeliger Geſchöpfe ihr in eurem unbegränzten Raume ver- ſchließt, fühlt es unſer Herz: Gott iſt die Liebe! — Du Wohnung unſrer Sterblichkeit, mütterliche Erde, aus deren Staube unſer Körper gebildet iſt! ſo oft wir in deinen fruchtbaren Kornf elden,
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welches der erſchaffnen Weſen können wir betrach-
ten? ohne daß unſer Auge es ſehe, und unſer
Herz es empfinde: Gott iſt die Liebe!
Du himmliſches Licht, majeſtätiſche Son-
ne! du ſchwacher Schimmer des Lichts, in welchem
der Allſelige, jedem ſterblichen Auge undurchdringlich,
lebt! die du im ſchnellen Fluge unermüdet die
Bahn ſo viele Jahrtauſende ſchon vollendet haſt,
und ſie mit jedem Morgen eines neuen Jahres von
neuen beginnſt, Licht und Leben und Wärme auf
die ganze Natur herabſtrömſt, unſern Geſchäften
leuchteſt, die Saat im Schooße der Erde erwärmſt
und befruchteſt: jeder Strahl den du uns herabſen-
deſt, läßt unſer Herz es fühlen: Gott iſt die
Liebe! — Du milderes Licht unſrer Nächte, ge-
ſchaffen unſre Monden zu theilen! ihr aus der
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jeder heitern Nacht, die uns den prachtvollen Him-
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/87>, abgerufen am 18.06.2024.
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