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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.
continuirlich aber rauh, und dann, indem auch die Rauhig-
keit verschwindet, rein dissonant. Die gewöhnliche
Dissonanz setzt sich aus Schwebungen oder Rauhigkeiten
des Zusammenklangs und reiner Dissonanz zusammen,
wobei die ersteren auf wahrnehmbaren oder eben ver-
schwindenden Intermissionen der Empfindung beruhen, die
letztere aber in der gänzlichen Aufhebung der durch voll-
kommene oder unvollkommene Tonverschmelzung bewirkten
Klangeinheit oder Consonanz besteht, daher man dieses auf
dem Verhältniss der reinen Tonqualitäten beruhende Aus-
einanderfallen der Töne auch als Bisonanz bezeichnen
kann. Häufen sich nun durch das Zusammenklingen einer
größeren Anzahl auseinanderfallender Klänge die Momente
der gewöhnlichen Dissonanz, Schwebungen, Tonstöße, Rauhig-
keiten und Bisonanzen, so wird aus dem Zusammenklang
das Geräusch. Dieses ist psychologisch dadurch gekenn-
zeichnet, dass bei ihm die herrschenden Tonelemente völlig
verschwunden oder in die Reihe der den Gesammtcharakter
der Vorstellung modificirenden Elemente zurückgetreten sind.
Bestimmend für die Auffassung des Geräusches ist daher
entweder, bei den kurz dauernden Geräuschen, ausschließ-
lich die allgemeine Tonlage der an Intensität vorwaltenden
Elemente, oder, bei den Dauergeräuschen, außerdem die
Form der Störung, wie sie aus der Schnelligkeit der Schwe-
bungen, den begleitenden Tonstößen u. s. w. hervorgeht.

Charakteristische Beispiele der verschiedenen Geräusch-
formen sind die menschlichen Sprachlaute, unter denen die
Vokale Zwischenstufen zwischen Klang und Geräusch mit
vorwaltendem Klangcharakter, die Resonanzlaute Dauer-
geräusche, die eigentlichen Consonanten dagegen kurz
dauernde Geräusche sind. Bei der Flüsterstimme gehen
auch die Vokale in Geräusche über. Der Umstand, dass
hierbei durchaus ihre Unterschiede erhalten bleiben, be-

II. Die psychischen Gebilde.
continuirlich aber rauh, und dann, indem auch die Rauhig-
keit verschwindet, rein dissonant. Die gewöhnliche
Dissonanz setzt sich aus Schwebungen oder Rauhigkeiten
des Zusammenklangs und reiner Dissonanz zusammen,
wobei die ersteren auf wahrnehmbaren oder eben ver-
schwindenden Intermissionen der Empfindung beruhen, die
letztere aber in der gänzlichen Aufhebung der durch voll-
kommene oder unvollkommene Tonverschmelzung bewirkten
Klangeinheit oder Consonanz besteht, daher man dieses auf
dem Verhältniss der reinen Tonqualitäten beruhende Aus-
einanderfallen der Töne auch als Bisonanz bezeichnen
kann. Häufen sich nun durch das Zusammenklingen einer
größeren Anzahl auseinanderfallender Klänge die Momente
der gewöhnlichen Dissonanz, Schwebungen, Tonstöße, Rauhig-
keiten und Bisonanzen, so wird aus dem Zusammenklang
das Geräusch. Dieses ist psychologisch dadurch gekenn-
zeichnet, dass bei ihm die herrschenden Tonelemente völlig
verschwunden oder in die Reihe der den Gesammtcharakter
der Vorstellung modificirenden Elemente zurückgetreten sind.
Bestimmend für die Auffassung des Geräusches ist daher
entweder, bei den kurz dauernden Geräuschen, ausschließ-
lich die allgemeine Tonlage der an Intensität vorwaltenden
Elemente, oder, bei den Dauergeräuschen, außerdem die
Form der Störung, wie sie aus der Schnelligkeit der Schwe-
bungen, den begleitenden Tonstößen u. s. w. hervorgeht.

Charakteristische Beispiele der verschiedenen Geräusch-
formen sind die menschlichen Sprachlaute, unter denen die
Vokale Zwischenstufen zwischen Klang und Geräusch mit
vorwaltendem Klangcharakter, die Resonanzlaute Dauer-
geräusche, die eigentlichen Consonanten dagegen kurz
dauernde Geräusche sind. Bei der Flüsterstimme gehen
auch die Vokale in Geräusche über. Der Umstand, dass
hierbei durchaus ihre Unterschiede erhalten bleiben, be-

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[118/0134] II. Die psychischen Gebilde. continuirlich aber rauh, und dann, indem auch die Rauhig- keit verschwindet, rein dissonant. Die gewöhnliche Dissonanz setzt sich aus Schwebungen oder Rauhigkeiten des Zusammenklangs und reiner Dissonanz zusammen, wobei die ersteren auf wahrnehmbaren oder eben ver- schwindenden Intermissionen der Empfindung beruhen, die letztere aber in der gänzlichen Aufhebung der durch voll- kommene oder unvollkommene Tonverschmelzung bewirkten Klangeinheit oder Consonanz besteht, daher man dieses auf dem Verhältniss der reinen Tonqualitäten beruhende Aus- einanderfallen der Töne auch als Bisonanz bezeichnen kann. Häufen sich nun durch das Zusammenklingen einer größeren Anzahl auseinanderfallender Klänge die Momente der gewöhnlichen Dissonanz, Schwebungen, Tonstöße, Rauhig- keiten und Bisonanzen, so wird aus dem Zusammenklang das Geräusch. Dieses ist psychologisch dadurch gekenn- zeichnet, dass bei ihm die herrschenden Tonelemente völlig verschwunden oder in die Reihe der den Gesammtcharakter der Vorstellung modificirenden Elemente zurückgetreten sind. Bestimmend für die Auffassung des Geräusches ist daher entweder, bei den kurz dauernden Geräuschen, ausschließ- lich die allgemeine Tonlage der an Intensität vorwaltenden Elemente, oder, bei den Dauergeräuschen, außerdem die Form der Störung, wie sie aus der Schnelligkeit der Schwe- bungen, den begleitenden Tonstößen u. s. w. hervorgeht. Charakteristische Beispiele der verschiedenen Geräusch- formen sind die menschlichen Sprachlaute, unter denen die Vokale Zwischenstufen zwischen Klang und Geräusch mit vorwaltendem Klangcharakter, die Resonanzlaute Dauer- geräusche, die eigentlichen Consonanten dagegen kurz dauernde Geräusche sind. Bei der Flüsterstimme gehen auch die Vokale in Geräusche über. Der Umstand, dass hierbei durchaus ihre Unterschiede erhalten bleiben, be-

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/134>, abgerufen am 24.11.2024.