Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.II. Die psychischen Gebilde. Glied der Reihe a' b' c' d' ... schon deshalb ein andererals bei dem zugehörigen Glied der Reihe a b c d ..., weil bei dem Eindruck a' der andere a schon gegeben war, a' also auf a zurückbezogen werden kann, während für a diese Bedingung nicht besteht. Analoge Unterschiede des Gefühls- zustandes ergeben sich für zusammengesetztere Wieder- holungsreihen. Mögen bei ihnen auch die subjectiven Be- dingungen der Momentangefühle noch so sehr übereinstimmen, zusammenfallen können sie niemals, da jeder augenblick- liche Zustand immer seine eigenthümliche Orientirung zur Gesammtheit der psychischen Vorgänge besitzt. Nehmen wir z. B. an, es folgten sich eine größere Anzahl überein- stimmender Reihen a b c d, a' b' c' d', a" b" c" d" u. s. w., in denen die Empfindungsinhalte a"=a'=a, b"=b'=b u. s. w. sind, so bleibt a" in seinen Gefühlsbedingungen dadurch von a' verschieden, dass a' nur auf a, a" aber sowohl auf a' wie auf a zurückbezogen werden kann, abgesehen davon, dass stets noch andere Unterschiede zwischen solchen an sich gleichen Eindrücken in irgend welchen zufällig beglei- tenden Empfindungen gegeben sind, die die Gefühlslage be- einflussen. 11. Indem nun, wie oben bemerkt, jedes Element einer II. Die psychischen Gebilde. Glied der Reihe a′ b′ c′ d′ … schon deshalb ein andererals bei dem zugehörigen Glied der Reihe a b c d …, weil bei dem Eindruck a′ der andere a schon gegeben war, a′ also auf a zurückbezogen werden kann, während für a diese Bedingung nicht besteht. Analoge Unterschiede des Gefühls- zustandes ergeben sich für zusammengesetztere Wieder- holungsreihen. Mögen bei ihnen auch die subjectiven Be- dingungen der Momentangefühle noch so sehr übereinstimmen, zusammenfallen können sie niemals, da jeder augenblick- liche Zustand immer seine eigenthümliche Orientirung zur Gesammtheit der psychischen Vorgänge besitzt. Nehmen wir z. B. an, es folgten sich eine größere Anzahl überein- stimmender Reihen a b c d, a′ b′ c′ d′, a″ b″ c″ d″ u. s. w., in denen die Empfindungsinhalte a″=a′=a, b″=b′=b u. s. w. sind, so bleibt a″ in seinen Gefühlsbedingungen dadurch von a′ verschieden, dass a′ nur auf a, a″ aber sowohl auf a′ wie auf a zurückbezogen werden kann, abgesehen davon, dass stets noch andere Unterschiede zwischen solchen an sich gleichen Eindrücken in irgend welchen zufällig beglei- tenden Empfindungen gegeben sind, die die Gefühlslage be- einflussen. 11. Indem nun, wie oben bemerkt, jedes Element einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0198" n="182"/><fw place="top" type="header">II. 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II. Die psychischen Gebilde.
Glied der Reihe a′ b′ c′ d′ … schon deshalb ein anderer
als bei dem zugehörigen Glied der Reihe a b c d …, weil
bei dem Eindruck a′ der andere a schon gegeben war, a′ also
auf a zurückbezogen werden kann, während für a diese
Bedingung nicht besteht. Analoge Unterschiede des Gefühls-
zustandes ergeben sich für zusammengesetztere Wieder-
holungsreihen. Mögen bei ihnen auch die subjectiven Be-
dingungen der Momentangefühle noch so sehr übereinstimmen,
zusammenfallen können sie niemals, da jeder augenblick-
liche Zustand immer seine eigenthümliche Orientirung zur
Gesammtheit der psychischen Vorgänge besitzt. Nehmen
wir z. B. an, es folgten sich eine größere Anzahl überein-
stimmender Reihen a b c d, a′ b′ c′ d′, a″ b″ c″ d″ u. s. w.,
in denen die Empfindungsinhalte a″=a′=a, b″=b′=b u. s. w.
sind, so bleibt a″ in seinen Gefühlsbedingungen dadurch
von a′ verschieden, dass a′ nur auf a, a″ aber sowohl auf
a′ wie auf a zurückbezogen werden kann, abgesehen davon,
dass stets noch andere Unterschiede zwischen solchen an
sich gleichen Eindrücken in irgend welchen zufällig beglei-
tenden Empfindungen gegeben sind, die die Gefühlslage be-
einflussen.
11. Indem nun, wie oben bemerkt, jedes Element einer
zeitlichen Vorstellung nach dem unmittelbar gegenwärtigen
Eindruck geordnet wird, ist zugleich dieser vor allen andern
Bestandtheilen der nämlichen Vorstellung durch eine ähnliche
Eigenschaft bevorzugt, wie sie bei der Auffassung der räum-
lichen Gebilde dem Blickpunkte zukommt, dadurch nämlich
dass er am klarsten und schärfsten wahrgenommen wird.
Aber es besteht zugleich der große Unterschied, dass diese
schärfste Wahrnehmung nicht, wie bei den räumlichen Vor-
stellungen, mit der physiologischen Organisation der Sinnes-
apparate zusammenhängt, sondern ausschließlich in den all-
gemeinen Eigenschaften des Vorstellenden, wie sie in den
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