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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Interferenzerscheinungen im polarisirten Lichte.

Dritte Ordnung.Vierte Ordnung.
ABAB
Violett--GrüngelbHellviolett--Hellgrüngelb
Blau--GelborangeBlaugrün--Hellrosa
Grün--RothGrün--Hellroth
Gelb--ViolettHellgrüngelb--Lila
Rosa--GrünblauHellgelbroth--Hellgrünblau
Roth--Grün.Hellroth--Hellgrün.

Fünfte und sechste Ordnung.
(Beide übereinstimmend, nur die sechste noch weisslicher als die fünfte.)

A B
Hellblau -- Hellrosa
Hellgrün -- Hellroth
Weisslich -- Weisslich
Hellroth -- Hellgrün.

Die Farbenerscheinungen, die an zweiaxigen Körpern, wenn232
Polarisations-
farben dünner
Plättchen aus
zweiaxigen
Krystallen.

sie zwischen zwei Nicol'sche Prismen gebracht werden, auftreten, sind
natürlich complicirter als die Erscheinungen an den einaxigen Körpern.
In dem einen Fall jedoch, der für uns allein practisch wichtig ist, in wel-
chem nur dünne irgend zwei Axen des Elasticitätsellipsoids parallele Plätt-
chen solcher Körper zur Anwendung kommen, entsprechen die Erscheinun-
gen vollkommen denjenigen, die an Plättchen einaxiger Krystalle, welche
dem Hauptschnitt parallel sind, beobachtet werden. So haben z. B. an
den tafelartig entwickelten Gypskrystallen die den Spaltungsrichtun-

[Abbildung] Fig. 179.
gen parallelen Axen die Richtungen a b und c d
(Fig. 179), die Ellipse a d b c ist also hier der den
Spaltungsrichtungen parallele Durchschnitt der Elasti-
citätsfläche. Aehnlich liegen den Spaltungsrichtungen
des Glimmers zwei Elasticitätsaxen parallel. Dem ent-
sprechend beobachtet man denn bei der Einschaltung
sehr dünner Gyps- oder Glimmerplättchen ebenso wie
bei dünnen Hauptschnitten einaxiger Krystalle gleich-
mässig verbreitete Farben, deren Beschaffenheit von
der Dicke der Plättchen abhängt und daher abgeän-
dert werden kann, wenn man mehrere Plättchen über
einander schichtet. Man pflegt aber gerade den Gyps
oder Glimmer zur Hervorrufung dieser Interferenzfarben zu wählen,
weil sich dieselben sehr leicht in dünne, planparallele Plättchen spal-
ten lassen. Die Intensität der Interferenzfarbe ist von der Stellung
des Plättchens zu den beiden Nicol's abhängig. Stehen die letzteren
auf einander senkrecht, so erscheint das Gesichtsfeld dunkel, wenn
die Axen a b, c d (Fig. 179) den Polarisationsrichtungen parallel sind,

Interferenzerscheinungen im polarisirten Lichte.

Dritte Ordnung.Vierte Ordnung.
ABAB
ViolettGrüngelbHellviolettHellgrüngelb
BlauGelborangeBlaugrünHellrosa
GrünRothGrünHellroth
GelbViolettHellgrüngelbLila
RosaGrünblauHellgelbrothHellgrünblau
RothGrün.HellrothHellgrün.

Fünfte und sechste Ordnung.
(Beide übereinstimmend, nur die sechste noch weisslicher als die fünfte.)

A B
Hellblau — Hellrosa
Hellgrün — Hellroth
Weisslich — Weisslich
Hellroth — Hellgrün.

Die Farbenerscheinungen, die an zweiaxigen Körpern, wenn232
Polarisations-
farben dünner
Plättchen aus
zweiaxigen
Krystallen.

sie zwischen zwei Nicol’sche Prismen gebracht werden, auftreten, sind
natürlich complicirter als die Erscheinungen an den einaxigen Körpern.
In dem einen Fall jedoch, der für uns allein practisch wichtig ist, in wel-
chem nur dünne irgend zwei Axen des Elasticitätsellipsoids parallele Plätt-
chen solcher Körper zur Anwendung kommen, entsprechen die Erscheinun-
gen vollkommen denjenigen, die an Plättchen einaxiger Krystalle, welche
dem Hauptschnitt parallel sind, beobachtet werden. So haben z. B. an
den tafelartig entwickelten Gypskrystallen die den Spaltungsrichtun-

[Abbildung] Fig. 179.
gen parallelen Axen die Richtungen a b und c d
(Fig. 179), die Ellipse a d b c ist also hier der den
Spaltungsrichtungen parallele Durchschnitt der Elasti-
citätsfläche. Aehnlich liegen den Spaltungsrichtungen
des Glimmers zwei Elasticitätsaxen parallel. Dem ent-
sprechend beobachtet man denn bei der Einschaltung
sehr dünner Gyps- oder Glimmerplättchen ebenso wie
bei dünnen Hauptschnitten einaxiger Krystalle gleich-
mässig verbreitete Farben, deren Beschaffenheit von
der Dicke der Plättchen abhängt und daher abgeän-
dert werden kann, wenn man mehrere Plättchen über
einander schichtet. Man pflegt aber gerade den Gyps
oder Glimmer zur Hervorrufung dieser Interferenzfarben zu wählen,
weil sich dieselben sehr leicht in dünne, planparallele Plättchen spal-
ten lassen. Die Intensität der Interferenzfarbe ist von der Stellung
des Plättchens zu den beiden Nicol’s abhängig. Stehen die letzteren
auf einander senkrecht, so erscheint das Gesichtsfeld dunkel, wenn
die Axen a b, c d (Fig. 179) den Polarisationsrichtungen parallel sind,

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[347/0369] Interferenzerscheinungen im polarisirten Lichte. Dritte Ordnung. Vierte Ordnung. A B A B Violett — Grüngelb Hellviolett — Hellgrüngelb Blau — Gelborange Blaugrün — Hellrosa Grün — Roth Grün — Hellroth Gelb — Violett Hellgrüngelb — Lila Rosa — Grünblau Hellgelbroth — Hellgrünblau Roth — Grün. Hellroth — Hellgrün. Fünfte und sechste Ordnung. (Beide übereinstimmend, nur die sechste noch weisslicher als die fünfte.) A B Hellblau — Hellrosa Hellgrün — Hellroth Weisslich — Weisslich Hellroth — Hellgrün. Die Farbenerscheinungen, die an zweiaxigen Körpern, wenn sie zwischen zwei Nicol’sche Prismen gebracht werden, auftreten, sind natürlich complicirter als die Erscheinungen an den einaxigen Körpern. In dem einen Fall jedoch, der für uns allein practisch wichtig ist, in wel- chem nur dünne irgend zwei Axen des Elasticitätsellipsoids parallele Plätt- chen solcher Körper zur Anwendung kommen, entsprechen die Erscheinun- gen vollkommen denjenigen, die an Plättchen einaxiger Krystalle, welche dem Hauptschnitt parallel sind, beobachtet werden. So haben z. B. an den tafelartig entwickelten Gypskrystallen die den Spaltungsrichtun- [Abbildung Fig. 179.] gen parallelen Axen die Richtungen a b und c d (Fig. 179), die Ellipse a d b c ist also hier der den Spaltungsrichtungen parallele Durchschnitt der Elasti- citätsfläche. Aehnlich liegen den Spaltungsrichtungen des Glimmers zwei Elasticitätsaxen parallel. Dem ent- sprechend beobachtet man denn bei der Einschaltung sehr dünner Gyps- oder Glimmerplättchen ebenso wie bei dünnen Hauptschnitten einaxiger Krystalle gleich- mässig verbreitete Farben, deren Beschaffenheit von der Dicke der Plättchen abhängt und daher abgeän- dert werden kann, wenn man mehrere Plättchen über einander schichtet. Man pflegt aber gerade den Gyps oder Glimmer zur Hervorrufung dieser Interferenzfarben zu wählen, weil sich dieselben sehr leicht in dünne, planparallele Plättchen spal- ten lassen. Die Intensität der Interferenzfarbe ist von der Stellung des Plättchens zu den beiden Nicol’s abhängig. Stehen die letzteren auf einander senkrecht, so erscheint das Gesichtsfeld dunkel, wenn die Axen a b, c d (Fig. 179) den Polarisationsrichtungen parallel sind, 232 Polarisations- farben dünner Plättchen aus zweiaxigen Krystallen.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/369>, abgerufen am 05.12.2024.