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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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und es erscheint am hellsten, wenn diese Axen eine diagonale Stel-
lung von 45° einnehmen. Bringt man nun in dieser diagonalen Stel-
lung ein Gypsplättchen zwischen die beiden Nicol's, so wird da-
durch der ordentliche gegen den ausserordentlichen Strahl um irgend
einen Theil einer Wellenlänge verzögert werden, es wird also eine
Färbung eintreten, die irgend einem der Newton'schen Farbenringe
entspricht; je dünner das Plättchen ist, um so näher wird diese Fär-
bung dem Centrum des Newton'schen Ringsystems stehen. Wir wollen
z. B. annehmen, diese Farbe sei Grau erster Ordnung: so wird, wenn
man ein zweites Gypsplättchen von derselben Dicke und parallel auf
das erste legt, nun eine Färbung entstehen, die in dem Newton'schen
Ringsystem weiter nach der Peripherie hin gelegen ist; man erhält so
in der That als Additionsfarbe der beiden Plättchen, deren jedes
Grau erster Ordnung giebt, ein Hellblau erster Ordnung. Legt man
dagegen die beiden Plättchen so auf einander, dass ihre correspon-
direnden Axen senkrecht zu einander stehen, dass also a b des ersten
Plättchens mit c d des zweiten und c d des ersten mit a b des zwei-
ten zusammenfällt, so erhält man die Subtractionsfarbe, indem
das zweite Plättchen einen Gangunterschied in umgekehrter Richtung
wie das erste erzeugt. In dem oben gewählten Beispiel wird das
zweite Plättchen den Gangunterschied des ersten genau wieder auf-
heben: es wird daher als Subtractionsfarbe Schwarz entstehen. Stellt
man die beiden Nicol's einander parallel, so erhält man natürlich auch
hier wieder die Farbe der Newton'schen Ringe in durchfallendem
Lichte. Ein Plättchen, das bei gekreuzten Nicol's Grau erster Ord-
nung giebt, giebt z. B. bei parallelen Nicol's Weiss, und als Additions-
farbe zweier Plättchen von derselben Farbe erhält man Gelbweiss,
als Subtractionsfarbe Weiss.

In dem gewählten Beispiel ergeben sich die Folgen der Addition und Subtrac-
tion der Interferenzfarben unmittelbar aus der Betrachtung der Tabelle in §. 231.
Für die Farben, die im Newton'schen Ringsystem weiter vom Centrum entfernt liegen,
wollen wir eine Tabelle der Additionsfarben hier noch beifügen; wir werden unten
sehen, dass die Kenntniss dieser Farben bei der Untersuchung der Körper auf ihre
doppelbrechenden Eigenschaften von Wichtigkeit ist. Wir werden uns dabei auf die
Farben bei gekreuzten Nicol's beschränken, da die hier zu beobachtenden Erscheinun-
gen sich unmittelbar mit Hülfe der Tabelle in §. 231 auf parallele Nicol's übertragen
lassen. Wir wollen ferner nur Combinationen je zweier gleich dicker Plättchen her-
vorheben, welche Farben der ersten Ordnung liefern. Die Subtractionsfarbe ist in
allen diesen Fällen natürlich Schwarz.

Combinirte Farben. Additionsfarbe.
Grau -- Grau -- Hellblau
Hellblau -- Hellblau -- Gelb
Gelb -- Gelb -- Blau
Orange -- Orange -- Gelb
Roth -- Roth -- Roth.

Von dem Lichte.
und es erscheint am hellsten, wenn diese Axen eine diagonale Stel-
lung von 45° einnehmen. Bringt man nun in dieser diagonalen Stel-
lung ein Gypsplättchen zwischen die beiden Nicol’s, so wird da-
durch der ordentliche gegen den ausserordentlichen Strahl um irgend
einen Theil einer Wellenlänge verzögert werden, es wird also eine
Färbung eintreten, die irgend einem der Newton’schen Farbenringe
entspricht; je dünner das Plättchen ist, um so näher wird diese Fär-
bung dem Centrum des Newton’schen Ringsystems stehen. Wir wollen
z. B. annehmen, diese Farbe sei Grau erster Ordnung: so wird, wenn
man ein zweites Gypsplättchen von derselben Dicke und parallel auf
das erste legt, nun eine Färbung entstehen, die in dem Newton’schen
Ringsystem weiter nach der Peripherie hin gelegen ist; man erhält so
in der That als Additionsfarbe der beiden Plättchen, deren jedes
Grau erster Ordnung giebt, ein Hellblau erster Ordnung. Legt man
dagegen die beiden Plättchen so auf einander, dass ihre correspon-
direnden Axen senkrecht zu einander stehen, dass also a b des ersten
Plättchens mit c d des zweiten und c d des ersten mit a b des zwei-
ten zusammenfällt, so erhält man die Subtractionsfarbe, indem
das zweite Plättchen einen Gangunterschied in umgekehrter Richtung
wie das erste erzeugt. In dem oben gewählten Beispiel wird das
zweite Plättchen den Gangunterschied des ersten genau wieder auf-
heben: es wird daher als Subtractionsfarbe Schwarz entstehen. Stellt
man die beiden Nicol’s einander parallel, so erhält man natürlich auch
hier wieder die Farbe der Newton’schen Ringe in durchfallendem
Lichte. Ein Plättchen, das bei gekreuzten Nicol’s Grau erster Ord-
nung giebt, giebt z. B. bei parallelen Nicol’s Weiss, und als Additions-
farbe zweier Plättchen von derselben Farbe erhält man Gelbweiss,
als Subtractionsfarbe Weiss.

In dem gewählten Beispiel ergeben sich die Folgen der Addition und Subtrac-
tion der Interferenzfarben unmittelbar aus der Betrachtung der Tabelle in §. 231.
Für die Farben, die im Newton’schen Ringsystem weiter vom Centrum entfernt liegen,
wollen wir eine Tabelle der Additionsfarben hier noch beifügen; wir werden unten
sehen, dass die Kenntniss dieser Farben bei der Untersuchung der Körper auf ihre
doppelbrechenden Eigenschaften von Wichtigkeit ist. Wir werden uns dabei auf die
Farben bei gekreuzten Nicol’s beschränken, da die hier zu beobachtenden Erscheinun-
gen sich unmittelbar mit Hülfe der Tabelle in §. 231 auf parallele Nicol’s übertragen
lassen. Wir wollen ferner nur Combinationen je zweier gleich dicker Plättchen her-
vorheben, welche Farben der ersten Ordnung liefern. Die Subtractionsfarbe ist in
allen diesen Fällen natürlich Schwarz.

Combinirte Farben. Additionsfarbe.
Grau — Grau — Hellblau
Hellblau — Hellblau — Gelb
Gelb — Gelb — Blau
Orange — Orange — Gelb
Roth — Roth — Roth.

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[348/0370] Von dem Lichte. und es erscheint am hellsten, wenn diese Axen eine diagonale Stel- lung von 45° einnehmen. Bringt man nun in dieser diagonalen Stel- lung ein Gypsplättchen zwischen die beiden Nicol’s, so wird da- durch der ordentliche gegen den ausserordentlichen Strahl um irgend einen Theil einer Wellenlänge verzögert werden, es wird also eine Färbung eintreten, die irgend einem der Newton’schen Farbenringe entspricht; je dünner das Plättchen ist, um so näher wird diese Fär- bung dem Centrum des Newton’schen Ringsystems stehen. Wir wollen z. B. annehmen, diese Farbe sei Grau erster Ordnung: so wird, wenn man ein zweites Gypsplättchen von derselben Dicke und parallel auf das erste legt, nun eine Färbung entstehen, die in dem Newton’schen Ringsystem weiter nach der Peripherie hin gelegen ist; man erhält so in der That als Additionsfarbe der beiden Plättchen, deren jedes Grau erster Ordnung giebt, ein Hellblau erster Ordnung. Legt man dagegen die beiden Plättchen so auf einander, dass ihre correspon- direnden Axen senkrecht zu einander stehen, dass also a b des ersten Plättchens mit c d des zweiten und c d des ersten mit a b des zwei- ten zusammenfällt, so erhält man die Subtractionsfarbe, indem das zweite Plättchen einen Gangunterschied in umgekehrter Richtung wie das erste erzeugt. In dem oben gewählten Beispiel wird das zweite Plättchen den Gangunterschied des ersten genau wieder auf- heben: es wird daher als Subtractionsfarbe Schwarz entstehen. Stellt man die beiden Nicol’s einander parallel, so erhält man natürlich auch hier wieder die Farbe der Newton’schen Ringe in durchfallendem Lichte. Ein Plättchen, das bei gekreuzten Nicol’s Grau erster Ord- nung giebt, giebt z. B. bei parallelen Nicol’s Weiss, und als Additions- farbe zweier Plättchen von derselben Farbe erhält man Gelbweiss, als Subtractionsfarbe Weiss. In dem gewählten Beispiel ergeben sich die Folgen der Addition und Subtrac- tion der Interferenzfarben unmittelbar aus der Betrachtung der Tabelle in §. 231. Für die Farben, die im Newton’schen Ringsystem weiter vom Centrum entfernt liegen, wollen wir eine Tabelle der Additionsfarben hier noch beifügen; wir werden unten sehen, dass die Kenntniss dieser Farben bei der Untersuchung der Körper auf ihre doppelbrechenden Eigenschaften von Wichtigkeit ist. Wir werden uns dabei auf die Farben bei gekreuzten Nicol’s beschränken, da die hier zu beobachtenden Erscheinun- gen sich unmittelbar mit Hülfe der Tabelle in §. 231 auf parallele Nicol’s übertragen lassen. Wir wollen ferner nur Combinationen je zweier gleich dicker Plättchen her- vorheben, welche Farben der ersten Ordnung liefern. Die Subtractionsfarbe ist in allen diesen Fällen natürlich Schwarz. Combinirte Farben. Additionsfarbe. Grau — Grau — Hellblau Hellblau — Hellblau — Gelb Gelb — Gelb — Blau Orange — Orange — Gelb Roth — Roth — Roth.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/370>, abgerufen am 05.12.2024.