Combinirt man Plättchen mit Farben höherer Ordnungen, so sind im Ganzen die Additionsfarben ähnlich, höchstens springen sie auf einen benachbarten Farbenton über. So giebt z. B. Gelb 2ter O. mit Gelb 1ster O. ein helleres Blau, zwei Gelb 2ter O. geben aber ein Grün 4ter O. Selbstverständlich ändern sich die combi- nirten Farben, wenn die Axen der über einander gefügten Plättchen weder zu einan- der parallel noch zu einander senkrecht sind, sondern irgend eine mittlere Stellung haben. So liefern z. B. zwei Gypsplättchen von Grau 1ster O., die bei paralleler Stellung Hellblau geben, wenn man sie aus der parallelen in die zu einander senk- rechte Stellung dreht, allmälig ein dunkleres Blau und gehen endlich in Schwarz über. Zwei Plättchen, deren jedes Hellblau 1ster O. giebt, gehen aus Gelb durch Weiss, Bläulichweiss in Schwarz über, u. s. w.
Werden die parallel zwei Axen aus einem zweiaxigen Krystall geschnittenen233 Interferenzer- scheinungen dicker Platten aus zweiaxigen Krystallen. Platten dicker, so dass die in verschiedener Richtung auffallenden Strahlen einen merklich verschiedenen Gangunterschied erhalten, so treten, wie leicht zu übersehen ist, die in Fig. 175 für die Hauptschnitte einaxiger Krystalle dargestellten Erschei- nungen auf. Abweichende Erscheinungen erhält man dagegen, wenn man einen sol- chen Schnitt aus einem zweiaxigen Körper untersucht, der nicht zweien der Axen des- selben parallel ist. Von solchen andern Schnitten zieht man am häufigsten jenen in Rücksicht, der senkrecht steht auf einer Linie, durch die man sich den rechten Winkel zwischen zweien der drei Axen des Elasticitätsellipsoids halbirt denkt. Ein Schnitt senkrecht auf diese s. g. Mittellinie zeigt bei gekreuzten Nicol's ein dunkles Kreuz, den beiden Pola- risationsebenen entsprechend, ebenso wie ein senkrecht zu seiner Axe geschnittener ein- axiger Krystall. Statt des das Centrum dieses Kreuzes umgebenden Ringsystems zei- gen sich aber zwei Ringsysteme, welche die Endpunkte der beiden auf dem Durch- schnitt endenden Axen umgeben; diese Ringsysteme sind etwas nach der Mitte hin verzogen, sie bestehen nicht aus concentrischen Kreisen sondern aus sogenannten Lem- niscaten. Beide Ringsysteme werden aussen noch einmal von einem gemeinsamen Ringsystem eingefasst. Bringt man beide Nicol's in eine parallele Stellung, so er- scheint dieselbe Figur: nur ist statt des dunkeln ein helles Kreuz vorhanden, an die Stelle der dunkeln treten helle, an die Stelle der hellen dunkle Ringe. Dreht man dagegen bei unveränderter Stellung der Nicol's die Platte, so bleibt die Gestalt der Ringe ungeändert, sie drehen sich nur mit der Platte, an der Stelle des geradlinigen Kreuzes aber bilden sich zwei durch die Pole gehende Hyperbeln aus. Die Ableitung dieser Erscheinungen übersteigt unsere Hülfsmittel; im Allgemeinen kann man sich von denselben nach den in §. 224 ermittelten Gesetzen der Doppelbrechung in zwei- axigen Körpern Rechenschaft geben.
Glimmer- oder Gypsplättchen zwischen zwei Nicol'schen Prismen234 Circularpolari- sation durch Glimmer- und Gypsplättchen, durch Quarz- platten. Dre- hung der Po- larisationsebene. werden häufig angewandt, um die in §. 218 geschilderten Erscheinun- gen der Circularpolarisation hervorzurufen. Es ist hierzu nur erforderlich den Plättchen eine solche Dicke zu geben, dass die Ver- zögerung der beiden Strahlen gegen einander 1/4 Wellenlänge beträgt. Werden dann durch das obere Nicol'sche Prisma die beiden Strahlen wieder auf eine Polarisationsebene zurückgeführt, so muss eine cir- cular schwingende Resultante entstehen.
Ein noch häufiger gebrauchtes Mittel zur Herstellung einer sol- chen Circularpolarisation bietet der Quarz, und zwar am zweck-
Interferenzerscheinungen im polarisirten Lichte.
Combinirt man Plättchen mit Farben höherer Ordnungen, so sind im Ganzen die Additionsfarben ähnlich, höchstens springen sie auf einen benachbarten Farbenton über. So giebt z. B. Gelb 2ter O. mit Gelb 1ster O. ein helleres Blau, zwei Gelb 2ter O. geben aber ein Grün 4ter O. Selbstverständlich ändern sich die combi- nirten Farben, wenn die Axen der über einander gefügten Plättchen weder zu einan- der parallel noch zu einander senkrecht sind, sondern irgend eine mittlere Stellung haben. So liefern z. B. zwei Gypsplättchen von Grau 1ster O., die bei paralleler Stellung Hellblau geben, wenn man sie aus der parallelen in die zu einander senk- rechte Stellung dreht, allmälig ein dunkleres Blau und gehen endlich in Schwarz über. Zwei Plättchen, deren jedes Hellblau 1ster O. giebt, gehen aus Gelb durch Weiss, Bläulichweiss in Schwarz über, u. s. w.
Werden die parallel zwei Axen aus einem zweiaxigen Krystall geschnittenen233 Interferenzer- scheinungen dicker Platten aus zweiaxigen Krystallen. Platten dicker, so dass die in verschiedener Richtung auffallenden Strahlen einen merklich verschiedenen Gangunterschied erhalten, so treten, wie leicht zu übersehen ist, die in Fig. 175 für die Hauptschnitte einaxiger Krystalle dargestellten Erschei- nungen auf. Abweichende Erscheinungen erhält man dagegen, wenn man einen sol- chen Schnitt aus einem zweiaxigen Körper untersucht, der nicht zweien der Axen des- selben parallel ist. Von solchen andern Schnitten zieht man am häufigsten jenen in Rücksicht, der senkrecht steht auf einer Linie, durch die man sich den rechten Winkel zwischen zweien der drei Axen des Elasticitätsellipsoids halbirt denkt. Ein Schnitt senkrecht auf diese s. g. Mittellinie zeigt bei gekreuzten Nicol’s ein dunkles Kreuz, den beiden Pola- risationsebenen entsprechend, ebenso wie ein senkrecht zu seiner Axe geschnittener ein- axiger Krystall. Statt des das Centrum dieses Kreuzes umgebenden Ringsystems zei- gen sich aber zwei Ringsysteme, welche die Endpunkte der beiden auf dem Durch- schnitt endenden Axen umgeben; diese Ringsysteme sind etwas nach der Mitte hin verzogen, sie bestehen nicht aus concentrischen Kreisen sondern aus sogenannten Lem- niscaten. Beide Ringsysteme werden aussen noch einmal von einem gemeinsamen Ringsystem eingefasst. Bringt man beide Nicol’s in eine parallele Stellung, so er- scheint dieselbe Figur: nur ist statt des dunkeln ein helles Kreuz vorhanden, an die Stelle der dunkeln treten helle, an die Stelle der hellen dunkle Ringe. Dreht man dagegen bei unveränderter Stellung der Nicol’s die Platte, so bleibt die Gestalt der Ringe ungeändert, sie drehen sich nur mit der Platte, an der Stelle des geradlinigen Kreuzes aber bilden sich zwei durch die Pole gehende Hyperbeln aus. Die Ableitung dieser Erscheinungen übersteigt unsere Hülfsmittel; im Allgemeinen kann man sich von denselben nach den in §. 224 ermittelten Gesetzen der Doppelbrechung in zwei- axigen Körpern Rechenschaft geben.
Glimmer- oder Gypsplättchen zwischen zwei Nicol’schen Prismen234 Circularpolari- sation durch Glimmer- und Gypsplättchen, durch Quarz- platten. Dre- hung der Po- larisationsebene. werden häufig angewandt, um die in §. 218 geschilderten Erscheinun- gen der Circularpolarisation hervorzurufen. Es ist hierzu nur erforderlich den Plättchen eine solche Dicke zu geben, dass die Ver- zögerung der beiden Strahlen gegen einander ¼ Wellenlänge beträgt. Werden dann durch das obere Nicol’sche Prisma die beiden Strahlen wieder auf eine Polarisationsebene zurückgeführt, so muss eine cir- cular schwingende Resultante entstehen.
Ein noch häufiger gebrauchtes Mittel zur Herstellung einer sol- chen Circularpolarisation bietet der Quarz, und zwar am zweck-
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[349/0371]
Interferenzerscheinungen im polarisirten Lichte.
Combinirt man Plättchen mit Farben höherer Ordnungen, so sind im Ganzen
die Additionsfarben ähnlich, höchstens springen sie auf einen benachbarten Farbenton
über. So giebt z. B. Gelb 2ter O. mit Gelb 1ster O. ein helleres Blau, zwei Gelb
2ter O. geben aber ein Grün 4ter O. Selbstverständlich ändern sich die combi-
nirten Farben, wenn die Axen der über einander gefügten Plättchen weder zu einan-
der parallel noch zu einander senkrecht sind, sondern irgend eine mittlere Stellung
haben. So liefern z. B. zwei Gypsplättchen von Grau 1ster O., die bei paralleler
Stellung Hellblau geben, wenn man sie aus der parallelen in die zu einander senk-
rechte Stellung dreht, allmälig ein dunkleres Blau und gehen endlich in Schwarz über.
Zwei Plättchen, deren jedes Hellblau 1ster O. giebt, gehen aus Gelb durch Weiss,
Bläulichweiss in Schwarz über, u. s. w.
Werden die parallel zwei Axen aus einem zweiaxigen Krystall geschnittenen
Platten dicker, so dass die in verschiedener Richtung auffallenden Strahlen einen
merklich verschiedenen Gangunterschied erhalten, so treten, wie leicht zu übersehen
ist, die in Fig. 175 für die Hauptschnitte einaxiger Krystalle dargestellten Erschei-
nungen auf. Abweichende Erscheinungen erhält man dagegen, wenn man einen sol-
chen Schnitt aus einem zweiaxigen Körper untersucht, der nicht zweien der Axen des-
selben parallel ist. Von solchen andern Schnitten zieht man am häufigsten jenen in
Rücksicht, der senkrecht steht auf einer Linie, durch die man sich den rechten Winkel
zwischen zweien der drei Axen des Elasticitätsellipsoids halbirt denkt. Ein Schnitt senkrecht
auf diese s. g. Mittellinie zeigt bei gekreuzten Nicol’s ein dunkles Kreuz, den beiden Pola-
risationsebenen entsprechend, ebenso wie ein senkrecht zu seiner Axe geschnittener ein-
axiger Krystall. Statt des das Centrum dieses Kreuzes umgebenden Ringsystems zei-
gen sich aber zwei Ringsysteme, welche die Endpunkte der beiden auf dem Durch-
schnitt endenden Axen umgeben; diese Ringsysteme sind etwas nach der Mitte hin
verzogen, sie bestehen nicht aus concentrischen Kreisen sondern aus sogenannten Lem-
niscaten. Beide Ringsysteme werden aussen noch einmal von einem gemeinsamen
Ringsystem eingefasst. Bringt man beide Nicol’s in eine parallele Stellung, so er-
scheint dieselbe Figur: nur ist statt des dunkeln ein helles Kreuz vorhanden, an die
Stelle der dunkeln treten helle, an die Stelle der hellen dunkle Ringe. Dreht man
dagegen bei unveränderter Stellung der Nicol’s die Platte, so bleibt die Gestalt der
Ringe ungeändert, sie drehen sich nur mit der Platte, an der Stelle des geradlinigen
Kreuzes aber bilden sich zwei durch die Pole gehende Hyperbeln aus. Die Ableitung
dieser Erscheinungen übersteigt unsere Hülfsmittel; im Allgemeinen kann man sich
von denselben nach den in §. 224 ermittelten Gesetzen der Doppelbrechung in zwei-
axigen Körpern Rechenschaft geben.
233
Interferenzer-
scheinungen
dicker Platten
aus zweiaxigen
Krystallen.
Glimmer- oder Gypsplättchen zwischen zwei Nicol’schen Prismen
werden häufig angewandt, um die in §. 218 geschilderten Erscheinun-
gen der Circularpolarisation hervorzurufen. Es ist hierzu nur
erforderlich den Plättchen eine solche Dicke zu geben, dass die Ver-
zögerung der beiden Strahlen gegen einander ¼ Wellenlänge beträgt.
Werden dann durch das obere Nicol’sche Prisma die beiden Strahlen
wieder auf eine Polarisationsebene zurückgeführt, so muss eine cir-
cular schwingende Resultante entstehen.
234
Circularpolari-
sation durch
Glimmer- und
Gypsplättchen,
durch Quarz-
platten. Dre-
hung der Po-
larisationsebene.
Ein noch häufiger gebrauchtes Mittel zur Herstellung einer sol-
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/371>, abgerufen am 05.12.2024.
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