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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von der Electricität.
einer Kette ein, indem man den einen Leitungsdraht mit b, den andern mit c verbin-
[Abbildung] Fig. 220.
det, so dient er einfach zum Oeffnen und Schliessen der
Kette und kann so statt des gewöhnlich benutzten
Quecksilbernäpfchens gebraucht werden. Verbindet man
dagegen b und c einerseits mit den beiden Polen einer
Kette, anderseits mit den Leitungsdrähten eines Zweig-
stromes, in welchem sich z. B. die thierischen Theile,
auf die der Strom einwirken soll, befinden mögen, so
geht, wenn der Schlüssel geöffnet ist, der volle Strom
der Kette durch die letzteren; ist aber der Schlüs-
sel (wie in der Fig.) geschlossen, so bildet das Mes-
singstück d eine Nebenschliessung von verschwindend
kleinem Widerstand, so dass durch den andern Zweig
kein Strom gehen kann.


319
Widerstands-
messungen. Lei-
tungswiderstand
der thierischen
Gewebe.

Um die Widerstände, welche die ver-
schiedenen Leiter der Elektricität dem Strome
entgegensetzen, mit einander vergleichen zu
können, müssen dieselben auf eine bestimmte
Einheit des Widerstandes zurückgeführt wer-
den. Man bedient sich hierzu gewöhnlich
eines relativen Maasses, indem man
den Widerstand eines bestimmten Körpers
von der Einheit der Länge und des Querschnitts als Widerstands-
einheit annimmt. So wurde von Jacobi das Kupfer, von Mat-
thiessen
eine Legirung von 2 Gewichtstheilen Silber und 1 Gewichts-
theil Gold, von Wiedemann das Silber, jedes der angegebenen Me-
talle in Gestalt eines cylindrischen Drahtes von 1 Meter Länge und
1 Millim. Durchmesser, als Widerstandseinheit vorgeschlagen; der Sil-
ber- und der Silbergolddraht haben wegen der grösseren Reinheit
dieser Metalle vor dem Jacobi'schen Maass den Vorzug, dass sie
constanter sind. Ein absolutes Maass des Widerstandes werden
wir im 7. Cap. (§. 338) kennen lernen.

Ein sehr bedeutender Unterschied besteht zwischen dem Widerstand
derjenigen Leiter, welche, wie die Metalle, den Strom leiten, ohne
dass sie chemisch verändert werden (den Leitern erster Classe), und
jener Leiter, welche dabei eine chemische Zersetzung erfahren (den
Leitern zweiter Classe). So beträgt z. B. die Leitungsfähigkeit einer
gesättigten Kupfervitriollösung ungefähr 1/2546680 der Leitungsfähigkeit
des Platins. Mit sinkender Concentration nimmt aber die Leitungs-
fähigkeit der Lösungen noch beträchtlich mehr ab, und sie beträgt für
reines Wasser nur etwa 1/400 der für die Kupferlösung angegebenen
Zahl. Die Metalle bilden nach ihrer Leitungsfähigkeit für galvanische

Von der Electricität.
einer Kette ein, indem man den einen Leitungsdraht mit b, den andern mit c verbin-
[Abbildung] Fig. 220.
det, so dient er einfach zum Oeffnen und Schliessen der
Kette und kann so statt des gewöhnlich benutzten
Quecksilbernäpfchens gebraucht werden. Verbindet man
dagegen b und c einerseits mit den beiden Polen einer
Kette, anderseits mit den Leitungsdrähten eines Zweig-
stromes, in welchem sich z. B. die thierischen Theile,
auf die der Strom einwirken soll, befinden mögen, so
geht, wenn der Schlüssel geöffnet ist, der volle Strom
der Kette durch die letzteren; ist aber der Schlüs-
sel (wie in der Fig.) geschlossen, so bildet das Mes-
singstück d eine Nebenschliessung von verschwindend
kleinem Widerstand, so dass durch den andern Zweig
kein Strom gehen kann.


319
Widerstands-
messungen. Lei-
tungswiderstand
der thierischen
Gewebe.

Um die Widerstände, welche die ver-
schiedenen Leiter der Elektricität dem Strome
entgegensetzen, mit einander vergleichen zu
können, müssen dieselben auf eine bestimmte
Einheit des Widerstandes zurückgeführt wer-
den. Man bedient sich hierzu gewöhnlich
eines relativen Maasses, indem man
den Widerstand eines bestimmten Körpers
von der Einheit der Länge und des Querschnitts als Widerstands-
einheit annimmt. So wurde von Jacobi das Kupfer, von Mat-
thiessen
eine Legirung von 2 Gewichtstheilen Silber und 1 Gewichts-
theil Gold, von Wiedemann das Silber, jedes der angegebenen Me-
talle in Gestalt eines cylindrischen Drahtes von 1 Meter Länge und
1 Millim. Durchmesser, als Widerstandseinheit vorgeschlagen; der Sil-
ber- und der Silbergolddraht haben wegen der grösseren Reinheit
dieser Metalle vor dem Jacobi’schen Maass den Vorzug, dass sie
constanter sind. Ein absolutes Maass des Widerstandes werden
wir im 7. Cap. (§. 338) kennen lernen.

Ein sehr bedeutender Unterschied besteht zwischen dem Widerstand
derjenigen Leiter, welche, wie die Metalle, den Strom leiten, ohne
dass sie chemisch verändert werden (den Leitern erster Classe), und
jener Leiter, welche dabei eine chemische Zersetzung erfahren (den
Leitern zweiter Classe). So beträgt z. B. die Leitungsfähigkeit einer
gesättigten Kupfervitriollösung ungefähr 1/2546680 der Leitungsfähigkeit
des Platins. Mit sinkender Concentration nimmt aber die Leitungs-
fähigkeit der Lösungen noch beträchtlich mehr ab, und sie beträgt für
reines Wasser nur etwa 1/400 der für die Kupferlösung angegebenen
Zahl. Die Metalle bilden nach ihrer Leitungsfähigkeit für galvanische

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[480/0502] Von der Electricität. einer Kette ein, indem man den einen Leitungsdraht mit b, den andern mit c verbin- [Abbildung Fig. 220.] det, so dient er einfach zum Oeffnen und Schliessen der Kette und kann so statt des gewöhnlich benutzten Quecksilbernäpfchens gebraucht werden. Verbindet man dagegen b und c einerseits mit den beiden Polen einer Kette, anderseits mit den Leitungsdrähten eines Zweig- stromes, in welchem sich z. B. die thierischen Theile, auf die der Strom einwirken soll, befinden mögen, so geht, wenn der Schlüssel geöffnet ist, der volle Strom der Kette durch die letzteren; ist aber der Schlüs- sel (wie in der Fig.) geschlossen, so bildet das Mes- singstück d eine Nebenschliessung von verschwindend kleinem Widerstand, so dass durch den andern Zweig kein Strom gehen kann. Um die Widerstände, welche die ver- schiedenen Leiter der Elektricität dem Strome entgegensetzen, mit einander vergleichen zu können, müssen dieselben auf eine bestimmte Einheit des Widerstandes zurückgeführt wer- den. Man bedient sich hierzu gewöhnlich eines relativen Maasses, indem man den Widerstand eines bestimmten Körpers von der Einheit der Länge und des Querschnitts als Widerstands- einheit annimmt. So wurde von Jacobi das Kupfer, von Mat- thiessen eine Legirung von 2 Gewichtstheilen Silber und 1 Gewichts- theil Gold, von Wiedemann das Silber, jedes der angegebenen Me- talle in Gestalt eines cylindrischen Drahtes von 1 Meter Länge und 1 Millim. Durchmesser, als Widerstandseinheit vorgeschlagen; der Sil- ber- und der Silbergolddraht haben wegen der grösseren Reinheit dieser Metalle vor dem Jacobi’schen Maass den Vorzug, dass sie constanter sind. Ein absolutes Maass des Widerstandes werden wir im 7. Cap. (§. 338) kennen lernen. Ein sehr bedeutender Unterschied besteht zwischen dem Widerstand derjenigen Leiter, welche, wie die Metalle, den Strom leiten, ohne dass sie chemisch verändert werden (den Leitern erster Classe), und jener Leiter, welche dabei eine chemische Zersetzung erfahren (den Leitern zweiter Classe). So beträgt z. B. die Leitungsfähigkeit einer gesättigten Kupfervitriollösung ungefähr 1/2546680 der Leitungsfähigkeit des Platins. Mit sinkender Concentration nimmt aber die Leitungs- fähigkeit der Lösungen noch beträchtlich mehr ab, und sie beträgt für reines Wasser nur etwa 1/400 der für die Kupferlösung angegebenen Zahl. Die Metalle bilden nach ihrer Leitungsfähigkeit für galvanische

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/502>, abgerufen am 17.06.2024.