greift unmittelbar das oben aufgestellte Gesetz Platz. Dies ist z. B. der Fall, wenn man als flüssigen Leiter die Lösung eines Metallsalzes und als Elektrode dasselbe Metall anwendet, wenn man also z. B. Kupferelektroden in Kupfervitriol-, Zinkelektroden in Zinkvitriollösung eintauchen lässt. Dann wird von derjenigen Elektrode, an welcher der positive Strom in die Flüssigkeit eintritt, ebenso viel Metall auf- gelöst, als an der Elektrode, an welcher der Strom die Flüssigkeit verlässt, wieder ausgeschieden wird. Beide Wirkungen heben also sich auf.
Bei den in §. 309 beschriebenen constanten galvanischen Ketten muss, da hier die Stromstärke und ebenso die chemische Zersetzung der Flüssigkeiten des Elementes gleichmässig andauert, das Joule'- sche Gesetz für die Erwärmung sowohl innerhalb der Zelle wie in dem äussern Schliessungskreis gültig sein. Bezeichnen wir also, wie früher, den wesentlichen Widerstand durch W und den ausserwesent- lichen durch w, so ist die innerhalb der Flüssigkeiten des Elementes in der Zeit t entwickelte Wärmemenge = c. W. J2. t, und die ausser- halb entwickelte = c. w. J2. t, also die gesammte Wärmemenge = c (W + w) J2. t. Für verzweigte Leitungen hat man einfach die Intensität J in jedem Theil der Leitung zu bestimmen, um hieraus die Erwärmung desselben in der nämlichen Weise zu finden.
Die Lichterscheinungen im galvanischen Schliessungskreis be-323 Lichterschei- nungen im Schliessungsbo- gen und bei der Oeffnung der Kette. stehen theils in einem dauernden Glühen des die Pole verbindenden Drahtes, theils in Funken oder Lichtbogen, welche zwischen solchen Stellen des Schliessungskreises überspringen, die plötzlich von einan- der getrennt werden.
Ein dauerndes Glühen des Schliessungsdrahtes tritt nur bei sehr bedeutenden Stromstärken auf; es ist lediglich die Folge einer sehr gesteigerten Wärmeentwicklung. Wir haben im vorigen Abschnitt (Cap. 4) gesehen, dass alle Körper bei einer und derselben Tempe- ratur zu glühen anfangen. Sobald daher in dem Schliessungsdraht einer galvanischen Kette zwischen Wärmeentwicklung und Wärmeaus- strahlung ein solches Verhältniss eingetreten ist, dass jene feste Tem- peraturgrenze erreicht wird, so fängt der Draht zuerst in rothem Lichte zu glühen an. Nach den Versuchen von Müller ist bei gleicher Stromstärke der Eintritt des Glühens von der Länge des Drahtes un- abhängig; und damit zwei Drähte von verschiedenem Durchmesser gleiche Lichtmengen ausstrahlen, müssen sich nach Zöllner die Stromstärken wie die Durchmesser der Drähte verhalten.
Schon bei sehr mässigen Stromstärken springt, wenn man den Schliessungsdraht eines galvanischen Stromes irgendwo öffnet, ein Funke über. Dieser Oeffnungsfunke ist eine von dem Funken des Entladungsstromes durchaus abweichende Erscheinung. Dies geht so-
Wirkungen des elektrischen Stroms.
greift unmittelbar das oben aufgestellte Gesetz Platz. Dies ist z. B. der Fall, wenn man als flüssigen Leiter die Lösung eines Metallsalzes und als Elektrode dasselbe Metall anwendet, wenn man also z. B. Kupferelektroden in Kupfervitriol-, Zinkelektroden in Zinkvitriollösung eintauchen lässt. Dann wird von derjenigen Elektrode, an welcher der positive Strom in die Flüssigkeit eintritt, ebenso viel Metall auf- gelöst, als an der Elektrode, an welcher der Strom die Flüssigkeit verlässt, wieder ausgeschieden wird. Beide Wirkungen heben also sich auf.
Bei den in §. 309 beschriebenen constanten galvanischen Ketten muss, da hier die Stromstärke und ebenso die chemische Zersetzung der Flüssigkeiten des Elementes gleichmässig andauert, das Joule’- sche Gesetz für die Erwärmung sowohl innerhalb der Zelle wie in dem äussern Schliessungskreis gültig sein. Bezeichnen wir also, wie früher, den wesentlichen Widerstand durch W und den ausserwesent- lichen durch w, so ist die innerhalb der Flüssigkeiten des Elementes in der Zeit t entwickelte Wärmemenge = c. W. J2. t, und die ausser- halb entwickelte = c. w. J2. t, also die gesammte Wärmemenge = c (W + w) J2. t. Für verzweigte Leitungen hat man einfach die Intensität J in jedem Theil der Leitung zu bestimmen, um hieraus die Erwärmung desselben in der nämlichen Weise zu finden.
Die Lichterscheinungen im galvanischen Schliessungskreis be-323 Lichterschei- nungen im Schliessungsbo- gen und bei der Oeffnung der Kette. stehen theils in einem dauernden Glühen des die Pole verbindenden Drahtes, theils in Funken oder Lichtbogen, welche zwischen solchen Stellen des Schliessungskreises überspringen, die plötzlich von einan- der getrennt werden.
Ein dauerndes Glühen des Schliessungsdrahtes tritt nur bei sehr bedeutenden Stromstärken auf; es ist lediglich die Folge einer sehr gesteigerten Wärmeentwicklung. Wir haben im vorigen Abschnitt (Cap. 4) gesehen, dass alle Körper bei einer und derselben Tempe- ratur zu glühen anfangen. Sobald daher in dem Schliessungsdraht einer galvanischen Kette zwischen Wärmeentwicklung und Wärmeaus- strahlung ein solches Verhältniss eingetreten ist, dass jene feste Tem- peraturgrenze erreicht wird, so fängt der Draht zuerst in rothem Lichte zu glühen an. Nach den Versuchen von Müller ist bei gleicher Stromstärke der Eintritt des Glühens von der Länge des Drahtes un- abhängig; und damit zwei Drähte von verschiedenem Durchmesser gleiche Lichtmengen ausstrahlen, müssen sich nach Zöllner die Stromstärken wie die Durchmesser der Drähte verhalten.
Schon bei sehr mässigen Stromstärken springt, wenn man den Schliessungsdraht eines galvanischen Stromes irgendwo öffnet, ein Funke über. Dieser Oeffnungsfunke ist eine von dem Funken des Entladungsstromes durchaus abweichende Erscheinung. Dies geht so-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0509"n="487"/><fwplace="top"type="header">Wirkungen des elektrischen Stroms.</fw><lb/>
greift unmittelbar das oben aufgestellte Gesetz Platz. Dies ist z. B.<lb/>
der Fall, wenn man als flüssigen Leiter die Lösung eines Metallsalzes<lb/>
und als Elektrode dasselbe Metall anwendet, wenn man also z. B.<lb/>
Kupferelektroden in Kupfervitriol-, Zinkelektroden in Zinkvitriollösung<lb/>
eintauchen lässt. Dann wird von derjenigen Elektrode, an welcher<lb/>
der positive Strom in die Flüssigkeit eintritt, ebenso viel Metall auf-<lb/>
gelöst, als an der Elektrode, an welcher der Strom die Flüssigkeit<lb/>
verlässt, wieder ausgeschieden wird. Beide Wirkungen heben also<lb/>
sich auf.</p><lb/><p>Bei den in §. 309 beschriebenen constanten galvanischen Ketten<lb/>
muss, da hier die Stromstärke und ebenso die chemische Zersetzung<lb/>
der Flüssigkeiten des Elementes gleichmässig andauert, das <hirendition="#g">Joule</hi>’-<lb/>
sche Gesetz für die Erwärmung sowohl innerhalb der Zelle wie in<lb/>
dem äussern Schliessungskreis gültig sein. Bezeichnen wir also, wie<lb/>
früher, den wesentlichen Widerstand durch W und den ausserwesent-<lb/>
lichen durch w, so ist die innerhalb der Flüssigkeiten des Elementes<lb/>
in der Zeit t entwickelte Wärmemenge = c. W. J<hirendition="#sup">2</hi>. t, und die ausser-<lb/>
halb entwickelte = c. w. J<hirendition="#sup">2</hi>. t, also die gesammte Wärmemenge =<lb/>
c (W + w) J<hirendition="#sup">2</hi>. t. Für verzweigte Leitungen hat man einfach die<lb/>
Intensität J in jedem Theil der Leitung zu bestimmen, um hieraus<lb/>
die Erwärmung desselben in der nämlichen Weise zu finden.</p><lb/><p>Die Lichterscheinungen im galvanischen Schliessungskreis be-<noteplace="right">323<lb/>
Lichterschei-<lb/>
nungen im<lb/>
Schliessungsbo-<lb/>
gen und bei der<lb/>
Oeffnung der<lb/>
Kette.</note><lb/>
stehen theils in einem dauernden Glühen des die Pole verbindenden<lb/>
Drahtes, theils in Funken oder Lichtbogen, welche zwischen solchen<lb/>
Stellen des Schliessungskreises überspringen, die plötzlich von einan-<lb/>
der getrennt werden.</p><lb/><p>Ein dauerndes Glühen des Schliessungsdrahtes tritt nur bei sehr<lb/>
bedeutenden Stromstärken auf; es ist lediglich die Folge einer sehr<lb/>
gesteigerten Wärmeentwicklung. Wir haben im vorigen Abschnitt<lb/>
(Cap. 4) gesehen, dass alle Körper bei einer und derselben Tempe-<lb/>
ratur zu glühen anfangen. Sobald daher in dem Schliessungsdraht<lb/>
einer galvanischen Kette zwischen Wärmeentwicklung und Wärmeaus-<lb/>
strahlung ein solches Verhältniss eingetreten ist, dass jene feste Tem-<lb/>
peraturgrenze erreicht wird, so fängt der Draht zuerst in rothem Lichte<lb/>
zu glühen an. Nach den Versuchen von <hirendition="#g">Müller</hi> ist bei gleicher<lb/>
Stromstärke der Eintritt des Glühens von der Länge des Drahtes un-<lb/>
abhängig; und damit zwei Drähte von verschiedenem Durchmesser<lb/>
gleiche Lichtmengen ausstrahlen, müssen sich nach <hirendition="#g">Zöllner</hi> die<lb/>
Stromstärken wie die Durchmesser der Drähte verhalten.</p><lb/><p>Schon bei sehr mässigen Stromstärken springt, wenn man den<lb/>
Schliessungsdraht eines galvanischen Stromes irgendwo öffnet, ein<lb/>
Funke über. Dieser Oeffnungsfunke ist eine von dem Funken des<lb/>
Entladungsstromes durchaus abweichende Erscheinung. Dies geht so-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[487/0509]
Wirkungen des elektrischen Stroms.
greift unmittelbar das oben aufgestellte Gesetz Platz. Dies ist z. B.
der Fall, wenn man als flüssigen Leiter die Lösung eines Metallsalzes
und als Elektrode dasselbe Metall anwendet, wenn man also z. B.
Kupferelektroden in Kupfervitriol-, Zinkelektroden in Zinkvitriollösung
eintauchen lässt. Dann wird von derjenigen Elektrode, an welcher
der positive Strom in die Flüssigkeit eintritt, ebenso viel Metall auf-
gelöst, als an der Elektrode, an welcher der Strom die Flüssigkeit
verlässt, wieder ausgeschieden wird. Beide Wirkungen heben also
sich auf.
Bei den in §. 309 beschriebenen constanten galvanischen Ketten
muss, da hier die Stromstärke und ebenso die chemische Zersetzung
der Flüssigkeiten des Elementes gleichmässig andauert, das Joule’-
sche Gesetz für die Erwärmung sowohl innerhalb der Zelle wie in
dem äussern Schliessungskreis gültig sein. Bezeichnen wir also, wie
früher, den wesentlichen Widerstand durch W und den ausserwesent-
lichen durch w, so ist die innerhalb der Flüssigkeiten des Elementes
in der Zeit t entwickelte Wärmemenge = c. W. J2. t, und die ausser-
halb entwickelte = c. w. J2. t, also die gesammte Wärmemenge =
c (W + w) J2. t. Für verzweigte Leitungen hat man einfach die
Intensität J in jedem Theil der Leitung zu bestimmen, um hieraus
die Erwärmung desselben in der nämlichen Weise zu finden.
Die Lichterscheinungen im galvanischen Schliessungskreis be-
stehen theils in einem dauernden Glühen des die Pole verbindenden
Drahtes, theils in Funken oder Lichtbogen, welche zwischen solchen
Stellen des Schliessungskreises überspringen, die plötzlich von einan-
der getrennt werden.
323
Lichterschei-
nungen im
Schliessungsbo-
gen und bei der
Oeffnung der
Kette.
Ein dauerndes Glühen des Schliessungsdrahtes tritt nur bei sehr
bedeutenden Stromstärken auf; es ist lediglich die Folge einer sehr
gesteigerten Wärmeentwicklung. Wir haben im vorigen Abschnitt
(Cap. 4) gesehen, dass alle Körper bei einer und derselben Tempe-
ratur zu glühen anfangen. Sobald daher in dem Schliessungsdraht
einer galvanischen Kette zwischen Wärmeentwicklung und Wärmeaus-
strahlung ein solches Verhältniss eingetreten ist, dass jene feste Tem-
peraturgrenze erreicht wird, so fängt der Draht zuerst in rothem Lichte
zu glühen an. Nach den Versuchen von Müller ist bei gleicher
Stromstärke der Eintritt des Glühens von der Länge des Drahtes un-
abhängig; und damit zwei Drähte von verschiedenem Durchmesser
gleiche Lichtmengen ausstrahlen, müssen sich nach Zöllner die
Stromstärken wie die Durchmesser der Drähte verhalten.
Schon bei sehr mässigen Stromstärken springt, wenn man den
Schliessungsdraht eines galvanischen Stromes irgendwo öffnet, ein
Funke über. Dieser Oeffnungsfunke ist eine von dem Funken des
Entladungsstromes durchaus abweichende Erscheinung. Dies geht so-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/509>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.