Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Elektricität.
[Abbildung] Fig. 226.
wenn die Entfernung der Magnete im Vergleich zu ihrer Länge sehr
gross ist, der dritten Potenz der Entfernung umgekehrt
proportional
.

In dem allgemeinen Ausdruck für die Fernewirkung [Formel 1] bedeuten für diesen
Fall m und m' die Mengen des Magnetismus oder, wie man sich ausdrückt, der mag-
netischen Flüssigkeiten, die auf einander wirken. Sind die Magnetismen m und m'
gleichartig, so muss man jenen Quotienten negativ nehmen, sind sie ungleichartig, so
muss man ihn positiv nehmen. Um nun das Gesetz auf die gegenseitige Wirkung zweier
Magnete anzuwenden, erwäge man, dass, wenn a b, die Entfernung der Mittelpunkte
beider Magnete, im Vergleich zu N S und n s sehr gross ist, man N n = N b und S n =
S b setzen kann. Es ist dann N n = r + 1/2 und S n = r -- 1/2, wenn man
mit 1 die Länge des Magnetstabes N S bezeichnet. Es ist daher die gegenseitige
Wirkung der Pole N und n = -- [Formel 2] , und diejenige der Pole S und n = +
[Formel 3] , daher die Gesammtwirkung = [Formel 4] .
Dieser Ausdruck aber wird, da [Formel 5] gegen r2 verschwindet, = [Formel 6] .


332
Magnetisches
Drehungsmo-
ment und Direc-
tionskraft der
Magnete.

Der Magnetismus folgt, wie wir im letzten §. gesehen haben,
demselben Gesetz der Fernewirkung wie die Schwere. Das Gesetz der
magnetischen Fernewirkungen ist aber in seinen Anwendungen ver-
wickelter, weil es nicht bloss anziehende, sondern auch abstossende mag-
netische Kräfte gibt. Auch für die Bewegungen der Körper, auf wel-
che magnetische Kräfte einwirken, gelten dieselben Gesetze wie für
die Bewegungen unter dem Einfluss der Schwere. Wir können, wenn
ein Magnet von einem andern angezogen oder abgestossen wird, so-
wohl fortschreitende als drehende Bewegung beobachten. In allen
diesen Fällen aber resultirt die Bewegung aus der Wirkung des Mag-
netismus und aus der Wirkung der Schwere, unter deren Einfluss die
Magnete wie alle Körper stehen. Ebendesshalb beobachten wir nur
sehr selten und in der Regel nur wenn sich die magnetischen Körper
sehr nahe kommen, eine fortschreitende Bewegung derselben in
Folge der magnetischen Anziehung oder Abstossung. In der Regel
wird diese Bewegung durch den Einfluss der Reibung und anderer

Von der Elektricität.
[Abbildung] Fig. 226.
wenn die Entfernung der Magnete im Vergleich zu ihrer Länge sehr
gross ist, der dritten Potenz der Entfernung umgekehrt
proportional
.

In dem allgemeinen Ausdruck für die Fernewirkung [Formel 1] bedeuten für diesen
Fall m und m' die Mengen des Magnetismus oder, wie man sich ausdrückt, der mag-
netischen Flüssigkeiten, die auf einander wirken. Sind die Magnetismen m und m'
gleichartig, so muss man jenen Quotienten negativ nehmen, sind sie ungleichartig, so
muss man ihn positiv nehmen. Um nun das Gesetz auf die gegenseitige Wirkung zweier
Magnete anzuwenden, erwäge man, dass, wenn a b, die Entfernung der Mittelpunkte
beider Magnete, im Vergleich zu N S und n s sehr gross ist, man N n = N b und S n =
S b setzen kann. Es ist dann N n = r + ½ und S n = r — ½, wenn man
mit 1 die Länge des Magnetstabes N S bezeichnet. Es ist daher die gegenseitige
Wirkung der Pole N und n = — [Formel 2] , und diejenige der Pole S und n = +
[Formel 3] , daher die Gesammtwirkung = [Formel 4] .
Dieser Ausdruck aber wird, da [Formel 5] gegen r2 verschwindet, = [Formel 6] .


332
Magnetisches
Drehungsmo-
ment und Direc-
tionskraft der
Magnete.

Der Magnetismus folgt, wie wir im letzten §. gesehen haben,
demselben Gesetz der Fernewirkung wie die Schwere. Das Gesetz der
magnetischen Fernewirkungen ist aber in seinen Anwendungen ver-
wickelter, weil es nicht bloss anziehende, sondern auch abstossende mag-
netische Kräfte gibt. Auch für die Bewegungen der Körper, auf wel-
che magnetische Kräfte einwirken, gelten dieselben Gesetze wie für
die Bewegungen unter dem Einfluss der Schwere. Wir können, wenn
ein Magnet von einem andern angezogen oder abgestossen wird, so-
wohl fortschreitende als drehende Bewegung beobachten. In allen
diesen Fällen aber resultirt die Bewegung aus der Wirkung des Mag-
netismus und aus der Wirkung der Schwere, unter deren Einfluss die
Magnete wie alle Körper stehen. Ebendesshalb beobachten wir nur
sehr selten und in der Regel nur wenn sich die magnetischen Körper
sehr nahe kommen, eine fortschreitende Bewegung derselben in
Folge der magnetischen Anziehung oder Abstossung. In der Regel
wird diese Bewegung durch den Einfluss der Reibung und anderer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0528" n="506"/><fw place="top" type="header">Von der Elektricität.</fw><lb/><figure><head>Fig. 226.</head></figure><lb/>
wenn die Entfernung der Magnete im Vergleich zu ihrer Länge sehr<lb/>
gross ist, <hi rendition="#g">der dritten Potenz der Entfernung umgekehrt<lb/>
proportional</hi>.</p><lb/>
          <p>In dem allgemeinen Ausdruck für die Fernewirkung <formula/> bedeuten für diesen<lb/>
Fall m und m' die Mengen des Magnetismus oder, wie man sich ausdrückt, der mag-<lb/>
netischen Flüssigkeiten, die auf einander wirken. Sind die Magnetismen m und m'<lb/>
gleichartig, so muss man jenen Quotienten negativ nehmen, sind sie ungleichartig, so<lb/>
muss man ihn positiv nehmen. Um nun das Gesetz auf die gegenseitige Wirkung zweier<lb/>
Magnete anzuwenden, erwäge man, dass, wenn a b, die Entfernung der Mittelpunkte<lb/>
beider Magnete, im Vergleich zu N S und n s sehr gross ist, man N n = N b und S n =<lb/>
S b setzen kann. Es ist dann N n = r + ½ und S n = r &#x2014; ½, wenn man<lb/>
mit 1 die Länge des Magnetstabes N S bezeichnet. Es ist daher die gegenseitige<lb/>
Wirkung der Pole N und n = &#x2014; <formula/>, und diejenige der Pole S und n = +<lb/><formula/>, daher die Gesammtwirkung = <formula/>.<lb/>
Dieser Ausdruck aber wird, da <formula/> gegen r<hi rendition="#sup">2</hi> verschwindet, = <formula/>.</p><lb/>
          <note place="left">332<lb/>
Magnetisches<lb/>
Drehungsmo-<lb/>
ment und Direc-<lb/>
tionskraft der<lb/>
Magnete.</note>
          <p>Der Magnetismus folgt, wie wir im letzten §. gesehen haben,<lb/>
demselben Gesetz der Fernewirkung wie die Schwere. Das Gesetz der<lb/>
magnetischen Fernewirkungen ist aber in seinen Anwendungen ver-<lb/>
wickelter, weil es nicht bloss anziehende, sondern auch abstossende mag-<lb/>
netische Kräfte gibt. Auch für die Bewegungen der Körper, auf wel-<lb/>
che magnetische Kräfte einwirken, gelten dieselben Gesetze wie für<lb/>
die Bewegungen unter dem Einfluss der Schwere. Wir können, wenn<lb/>
ein Magnet von einem andern angezogen oder abgestossen wird, so-<lb/>
wohl fortschreitende als drehende Bewegung beobachten. In allen<lb/>
diesen Fällen aber resultirt die Bewegung aus der Wirkung des Mag-<lb/>
netismus und aus der Wirkung der Schwere, unter deren Einfluss die<lb/>
Magnete wie alle Körper stehen. Ebendesshalb beobachten wir nur<lb/>
sehr selten und in der Regel nur wenn sich die magnetischen Körper<lb/>
sehr nahe kommen, eine <hi rendition="#g">fortschreitende</hi> Bewegung derselben in<lb/>
Folge der magnetischen Anziehung oder Abstossung. In der Regel<lb/>
wird diese Bewegung durch den Einfluss der Reibung und anderer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506/0528] Von der Elektricität. [Abbildung Fig. 226.] wenn die Entfernung der Magnete im Vergleich zu ihrer Länge sehr gross ist, der dritten Potenz der Entfernung umgekehrt proportional. In dem allgemeinen Ausdruck für die Fernewirkung [FORMEL] bedeuten für diesen Fall m und m' die Mengen des Magnetismus oder, wie man sich ausdrückt, der mag- netischen Flüssigkeiten, die auf einander wirken. Sind die Magnetismen m und m' gleichartig, so muss man jenen Quotienten negativ nehmen, sind sie ungleichartig, so muss man ihn positiv nehmen. Um nun das Gesetz auf die gegenseitige Wirkung zweier Magnete anzuwenden, erwäge man, dass, wenn a b, die Entfernung der Mittelpunkte beider Magnete, im Vergleich zu N S und n s sehr gross ist, man N n = N b und S n = S b setzen kann. Es ist dann N n = r + ½ und S n = r — ½, wenn man mit 1 die Länge des Magnetstabes N S bezeichnet. Es ist daher die gegenseitige Wirkung der Pole N und n = — [FORMEL], und diejenige der Pole S und n = + [FORMEL], daher die Gesammtwirkung = [FORMEL]. Dieser Ausdruck aber wird, da [FORMEL] gegen r2 verschwindet, = [FORMEL]. Der Magnetismus folgt, wie wir im letzten §. gesehen haben, demselben Gesetz der Fernewirkung wie die Schwere. Das Gesetz der magnetischen Fernewirkungen ist aber in seinen Anwendungen ver- wickelter, weil es nicht bloss anziehende, sondern auch abstossende mag- netische Kräfte gibt. Auch für die Bewegungen der Körper, auf wel- che magnetische Kräfte einwirken, gelten dieselben Gesetze wie für die Bewegungen unter dem Einfluss der Schwere. Wir können, wenn ein Magnet von einem andern angezogen oder abgestossen wird, so- wohl fortschreitende als drehende Bewegung beobachten. In allen diesen Fällen aber resultirt die Bewegung aus der Wirkung des Mag- netismus und aus der Wirkung der Schwere, unter deren Einfluss die Magnete wie alle Körper stehen. Ebendesshalb beobachten wir nur sehr selten und in der Regel nur wenn sich die magnetischen Körper sehr nahe kommen, eine fortschreitende Bewegung derselben in Folge der magnetischen Anziehung oder Abstossung. In der Regel wird diese Bewegung durch den Einfluss der Reibung und anderer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/528
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/528>, abgerufen am 05.12.2024.