So schmücke Bockshaar nicht die Stirn von jun- gen Greisen; So mag man Puder, Kamm, Pomad, und Kräu- seleisen Jm alten Chaos sehn; und durch der Nachwelt Fleiß Sey Puder künftig grau, und nicht mehr blendend weiß.
Er schwieg. Sein Donner fuhr von den erzürn- ten Lippen. Und ihm antworteten die ungeheuren Klippen. Von jedem Felsen rauscht, auf seiner Stimme Schall, Mit fürchterlichem Laut ein rauher Wiederhall.
Arminde nahm sogleich von ihrer Götterstirne Ein feuerrothes Band, das von geweihtem Zwirne Die Zauberey gewebt. Sie spricht: Dies Band sey dein. Was es berührt, hört auf, das, was es war, zu seyn, Und wird, was du befiehlst. Die, so dein Herz entführet, Bestäubt gewiß ihr Haar, wenn sie dies Band be- rühret; Ja durch dies Band kanst du dich selbst verwandelt sehn;
Willst
Erſtes Buch.
So ſchmuͤcke Bockshaar nicht die Stirn von jun- gen Greiſen; So mag man Puder, Kamm, Pomad, und Kraͤu- ſeleiſen Jm alten Chaos ſehn; und durch der Nachwelt Fleiß Sey Puder kuͤnftig grau, und nicht mehr blendend weiß.
Er ſchwieg. Sein Donner fuhr von den erzuͤrn- ten Lippen. Und ihm antworteten die ungeheuren Klippen. Von jedem Felſen rauſcht, auf ſeiner Stimme Schall, Mit fuͤrchterlichem Laut ein rauher Wiederhall.
Arminde nahm ſogleich von ihrer Goͤtterſtirne Ein feuerrothes Band, das von geweihtem Zwirne Die Zauberey gewebt. Sie ſpricht: Dies Band ſey dein. Was es beruͤhrt, hoͤrt auf, das, was es war, zu ſeyn, Und wird, was du befiehlſt. Die, ſo dein Herz entfuͤhret, Beſtaͤubt gewiß ihr Haar, wenn ſie dies Band be- ruͤhret; Ja durch dies Band kanſt du dich ſelbſt verwandelt ſehn;
Willſt
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Erſtes Buch.
So ſchmuͤcke Bockshaar nicht die Stirn von jun-
gen Greiſen;
So mag man Puder, Kamm, Pomad, und Kraͤu-
ſeleiſen
Jm alten Chaos ſehn; und durch der Nachwelt Fleiß
Sey Puder kuͤnftig grau, und nicht mehr blendend
weiß.
Er ſchwieg. Sein Donner fuhr von den erzuͤrn-
ten Lippen.
Und ihm antworteten die ungeheuren Klippen.
Von jedem Felſen rauſcht, auf ſeiner Stimme Schall,
Mit fuͤrchterlichem Laut ein rauher Wiederhall.
Arminde nahm ſogleich von ihrer Goͤtterſtirne
Ein feuerrothes Band, das von geweihtem Zwirne
Die Zauberey gewebt. Sie ſpricht: Dies Band ſey
dein.
Was es beruͤhrt, hoͤrt auf, das, was es war, zu ſeyn,
Und wird, was du befiehlſt. Die, ſo dein Herz
entfuͤhret,
Beſtaͤubt gewiß ihr Haar, wenn ſie dies Band be-
ruͤhret;
Ja durch dies Band kanſt du dich ſelbſt verwandelt
ſehn;
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/237>, abgerufen am 16.02.2025.
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