Man sah die Kohlen noch die rothen Funken sprühen, Und zu dem Seitenhaar ein Kräuseleisen glühen; Als Zephis unsichtbar ins ofne Zimmer flog. Kaum sah er, daß man noch sein Haar in Locken bog Und daß es noch die Gluth des Eisens krümmen sollte, Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte. Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an. So wie der wilde Nord, im stürmischen Orkan, Den kriegerischen Hauch aus vollen Backen stößet, Und das bestürmte Schiff vom hohen Mast entblößet: So stund der Geist, und blies, bis der Friesirer kam, Und den durchglühten Stal in kluge Finger nahm. Sogleich umgab der Geist sein forschendes Gesichte, Durch seines Bandes Macht, mit zauberischem Lichte. Er sieht, und weis nicht was. Kaum raucht der heis- se Stal,
So
M 3
Erſtes Buch.
Man ſah die Kohlen noch die rothen Funken ſpruͤhen, Und zu dem Seitenhaar ein Kraͤuſeleiſen gluͤhen; Als Zephis unſichtbar ins ofne Zimmer flog. Kaum ſah er, daß man noch ſein Haar in Locken bog Und daß es noch die Gluth des Eiſens kruͤmmen ſollte, Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte. Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an. So wie der wilde Nord, im ſtuͤrmiſchen Orkan, Den kriegeriſchen Hauch aus vollen Backen ſtoͤßet, Und das beſtuͤrmte Schiff vom hohen Maſt entbloͤßet: So ſtund der Geiſt, und blies, bis der Frieſirer kam, Und den durchgluͤhten Stal in kluge Finger nahm. Sogleich umgab der Geiſt ſein forſchendes Geſichte, Durch ſeines Bandes Macht, mit zauberiſchem Lichte. Er ſieht, und weis nicht was. Kaum raucht der heiſ- ſe Stal,
So
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0245"n="181"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw></l><lb/><l>Man ſah die Kohlen noch die rothen Funken ſpruͤhen,</l><lb/><l>Und zu dem Seitenhaar ein Kraͤuſeleiſen gluͤhen;</l><lb/><l>Als Zephis unſichtbar ins ofne Zimmer flog.</l><lb/><l>Kaum ſah er, daß man noch ſein Haar in Locken bog</l><lb/><l>Und daß es noch die Gluth des Eiſens kruͤmmen ſollte,</l><lb/><l>Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte.</l><lb/><l>Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an.</l><lb/><l>So wie der wilde Nord, im ſtuͤrmiſchen Orkan,</l><lb/><l>Den kriegeriſchen Hauch aus vollen Backen ſtoͤßet,</l><lb/><l>Und das beſtuͤrmte Schiff vom hohen Maſt entbloͤßet:</l><lb/><l>So ſtund der Geiſt, und blies, bis der Frieſirer kam,</l><lb/><l>Und den durchgluͤhten Stal in kluge Finger nahm.</l><lb/><l>Sogleich umgab der Geiſt ſein forſchendes Geſichte,</l><lb/><l>Durch ſeines Bandes Macht, mit zauberiſchem Lichte.</l><lb/><l>Er ſieht, und weis nicht was. Kaum raucht der heiſ-<lb/><hirendition="#et">ſe Stal,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[181/0245]
Erſtes Buch.
Man ſah die Kohlen noch die rothen Funken ſpruͤhen,
Und zu dem Seitenhaar ein Kraͤuſeleiſen gluͤhen;
Als Zephis unſichtbar ins ofne Zimmer flog.
Kaum ſah er, daß man noch ſein Haar in Locken bog
Und daß es noch die Gluth des Eiſens kruͤmmen ſollte,
Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte.
Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an.
So wie der wilde Nord, im ſtuͤrmiſchen Orkan,
Den kriegeriſchen Hauch aus vollen Backen ſtoͤßet,
Und das beſtuͤrmte Schiff vom hohen Maſt entbloͤßet:
So ſtund der Geiſt, und blies, bis der Frieſirer kam,
Und den durchgluͤhten Stal in kluge Finger nahm.
Sogleich umgab der Geiſt ſein forſchendes Geſichte,
Durch ſeines Bandes Macht, mit zauberiſchem Lichte.
Er ſieht, und weis nicht was. Kaum raucht der heiſ-
ſe Stal,
So
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/245>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.