Der Stutzer merkt den Sieg; sein Blick eilt von Se- linden, Die beyden Fräulein auch zugleich zu überwinden. Er lacht Charlotten zu, und stralt Louisen an, Und schwört Selinden zu, wie treu er lieben kan. Der schöne Flattergeist! Sein Unglück war beschlossen. Es hatte schon sein Glück den Pudergott verdrossen; Er sieht mit bitterm Hohn auf seinen Unbestand, Und nahet sich zu ihm mit seinem Zauberband. Für ihre Freundlichkeit Selinden zu erschrecken, Tritt er, wie Charamund gestaltet, aus den Hecken. Zween Charamunds zugleich! Selinde steht erblaßt. Jndem sie an die Hand die beyden Fräulein saßt, Fliehn alle drey davon; das Schrecken lähmt die Glie- der, Jn banger Ohnmacht fällt Selinde kläglich nieder. Wie wenn ein keuchend Weib, (die ihres Alters Last
Mit
Verwandlungen.
Der Stutzer merkt den Sieg; ſein Blick eilt von Se- linden, Die beyden Fraͤulein auch zugleich zu uͤberwinden. Er lacht Charlotten zu, und ſtralt Louiſen an, Und ſchwoͤrt Selinden zu, wie treu er lieben kan. Der ſchoͤne Flattergeiſt! Sein Ungluͤck war beſchloſſen. Es hatte ſchon ſein Gluͤck den Pudergott verdroſſen; Er ſieht mit bitterm Hohn auf ſeinen Unbeſtand, Und nahet ſich zu ihm mit ſeinem Zauberband. Fuͤr ihre Freundlichkeit Selinden zu erſchrecken, Tritt er, wie Charamund geſtaltet, aus den Hecken. Zween Charamunds zugleich! Selinde ſteht erblaßt. Jndem ſie an die Hand die beyden Fraͤulein ſaßt, Fliehn alle drey davon; das Schrecken laͤhmt die Glie- der, Jn banger Ohnmacht faͤllt Selinde klaͤglich nieder. Wie wenn ein keuchend Weib, (die ihres Alters Laſt
Mit
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[202/0266]
Verwandlungen.
Der Stutzer merkt den Sieg; ſein Blick eilt von Se-
linden,
Die beyden Fraͤulein auch zugleich zu uͤberwinden.
Er lacht Charlotten zu, und ſtralt Louiſen an,
Und ſchwoͤrt Selinden zu, wie treu er lieben kan.
Der ſchoͤne Flattergeiſt! Sein Ungluͤck war beſchloſſen.
Es hatte ſchon ſein Gluͤck den Pudergott verdroſſen;
Er ſieht mit bitterm Hohn auf ſeinen Unbeſtand,
Und nahet ſich zu ihm mit ſeinem Zauberband.
Fuͤr ihre Freundlichkeit Selinden zu erſchrecken,
Tritt er, wie Charamund geſtaltet, aus den Hecken.
Zween Charamunds zugleich! Selinde ſteht erblaßt.
Jndem ſie an die Hand die beyden Fraͤulein ſaßt,
Fliehn alle drey davon; das Schrecken laͤhmt die Glie-
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Jn banger Ohnmacht faͤllt Selinde klaͤglich nieder.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/266>, abgerufen am 24.11.2024.
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