Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Verwandlungen.

Doch scheuen sie im Forst sich vor den andern Bären,
Als wenn die Seelen noch in Menschenkörpern wären.
Die Seele nimmt indeß die alten Fehler an.
Sie thun so mürrisch ietzt, als mürrisch sie gethan,
Da sie zu andrer Last noch unter Menschen waren.
Sie schienen Menschen nur, zu hungern, und zu sparen;
Auch ietzt noch hungern sie die lange Winterszeit.
Sie liegen in der Kluft im Mangel überschneit;
Allein sie sind vergnügt; sie saugen an der Tatze,
Und fasten gern, wie sonst, bey dem vergrabnen Schatze.
Was sie am meisten liebt, vergißt die Seele nie.
Sie liebten sonst den Tanz, noch ietzt ergötzt er sie.
So wie einst Telemach den rauhen Sitten wehrte;
Den Mädchen Tänze wies, und Schäfer singen lehrte:
So führten sie zum Tanz die andern Bären an,

Die

Verwandlungen.

Doch ſcheuen ſie im Forſt ſich vor den andern Baͤren,
Als wenn die Seelen noch in Menſchenkoͤrpern waͤren.
Die Seele nimmt indeß die alten Fehler an.
Sie thun ſo muͤrriſch ietzt, als muͤrriſch ſie gethan,
Da ſie zu andrer Laſt noch unter Menſchen waren.
Sie ſchienen Menſchen nur, zu hungern, und zu ſparen;
Auch ietzt noch hungern ſie die lange Winterszeit.
Sie liegen in der Kluft im Mangel uͤberſchneit;
Allein ſie ſind vergnuͤgt; ſie ſaugen an der Tatze,
Und faſten gern, wie ſonſt, bey dem vergrabnen Schatze.
Was ſie am meiſten liebt, vergißt die Seele nie.
Sie liebten ſonſt den Tanz, noch ietzt ergoͤtzt er ſie.
So wie einſt Telemach den rauhen Sitten wehrte;
Den Maͤdchen Taͤnze wies, und Schaͤfer ſingen lehrte:
So fuͤhrten ſie zum Tanz die andern Baͤren an,

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0294" n="230"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verwandlungen.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Doch &#x017F;cheuen &#x017F;ie im For&#x017F;t &#x017F;ich vor den andern Ba&#x0364;ren,</l><lb/>
          <l>Als wenn die Seelen noch in Men&#x017F;chenko&#x0364;rpern wa&#x0364;ren.</l><lb/>
          <l>Die Seele nimmt indeß die alten Fehler an.</l><lb/>
          <l>Sie thun &#x017F;o mu&#x0364;rri&#x017F;ch ietzt, als mu&#x0364;rri&#x017F;ch &#x017F;ie gethan,</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie zu andrer La&#x017F;t noch unter Men&#x017F;chen waren.</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;chienen Men&#x017F;chen nur, zu hungern, und zu &#x017F;paren;</l><lb/>
          <l>Auch ietzt noch hungern &#x017F;ie die lange Winterszeit.</l><lb/>
          <l>Sie liegen in der Kluft im Mangel u&#x0364;ber&#x017F;chneit;</l><lb/>
          <l>Allein &#x017F;ie &#x017F;ind vergnu&#x0364;gt; &#x017F;ie &#x017F;augen an der Tatze,</l><lb/>
          <l>Und fa&#x017F;ten gern, wie &#x017F;on&#x017F;t, bey dem vergrabnen Schatze.</l><lb/>
          <l>Was &#x017F;ie am mei&#x017F;ten liebt, vergißt die Seele nie.</l><lb/>
          <l>Sie liebten &#x017F;on&#x017F;t den Tanz, noch ietzt ergo&#x0364;tzt er &#x017F;ie.</l><lb/>
          <l>So wie ein&#x017F;t Telemach den rauhen Sitten wehrte;</l><lb/>
          <l>Den Ma&#x0364;dchen Ta&#x0364;nze wies, und Scha&#x0364;fer &#x017F;ingen lehrte:</l><lb/>
          <l>So fu&#x0364;hrten &#x017F;ie zum Tanz die andern Ba&#x0364;ren an,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0294] Verwandlungen. Doch ſcheuen ſie im Forſt ſich vor den andern Baͤren, Als wenn die Seelen noch in Menſchenkoͤrpern waͤren. Die Seele nimmt indeß die alten Fehler an. Sie thun ſo muͤrriſch ietzt, als muͤrriſch ſie gethan, Da ſie zu andrer Laſt noch unter Menſchen waren. Sie ſchienen Menſchen nur, zu hungern, und zu ſparen; Auch ietzt noch hungern ſie die lange Winterszeit. Sie liegen in der Kluft im Mangel uͤberſchneit; Allein ſie ſind vergnuͤgt; ſie ſaugen an der Tatze, Und faſten gern, wie ſonſt, bey dem vergrabnen Schatze. Was ſie am meiſten liebt, vergißt die Seele nie. Sie liebten ſonſt den Tanz, noch ietzt ergoͤtzt er ſie. So wie einſt Telemach den rauhen Sitten wehrte; Den Maͤdchen Taͤnze wies, und Schaͤfer ſingen lehrte: So fuͤhrten ſie zum Tanz die andern Baͤren an, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/294
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/294>, abgerufen am 24.11.2024.