Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Murner in der Hölle.
Bey Rosaurens Fenster vorbey. Jhr plauderndes Pap-
chen
Saß im güldenen Käficht, und rief lautschimpfend: Du
Scheusahl!
Als die schlangenhaarigte Furie bey ihm vorbeyflog.
Auch die Furien tragen den Stolz im scheußlichen Busen,
Einige Schönheit zu haben, zum wenigsten würdig der
Hölle.
Selbst Alekto war Dame genung voll Zorn zu entbren-
nen,
Daß sie der Vogel für häßlich geschimpft. Wie leicht,
o Verwegner,
(Sagte sie bey sich selbst) kan dich Alekto bestrafen!
Deinen verräthrischen Hals könnt ich im Zorne dir um-
drehn,
Oder mit dieser höllischen Fackel zu Asche dich brennen!
Doch du bist mir zu klein für einer unsterblichen Göttin
Eigene Hand! Geh, schimpfe mich mehr im Magen
des Katers,
Der hier schläft, und welchem ich dich zum Opfer be-
stimme!

Rasend für Wuth, begab sich Alekto zum schlafen-
den Kater;
Hauchte mit Mordsucht ihn an, und sprach mit glei-
senden Worten:
Jst

Murner in der Hoͤlle.
Bey Roſaurens Fenſter vorbey. Jhr plauderndes Pap-
chen
Saß im guͤldenen Kaͤficht, und rief lautſchimpfend: Du
Scheuſahl!
Als die ſchlangenhaarigte Furie bey ihm vorbeyflog.
Auch die Furien tragen den Stolz im ſcheußlichen Buſen,
Einige Schoͤnheit zu haben, zum wenigſten wuͤrdig der
Hoͤlle.
Selbſt Alekto war Dame genung voll Zorn zu entbren-
nen,
Daß ſie der Vogel fuͤr haͤßlich geſchimpft. Wie leicht,
o Verwegner,
(Sagte ſie bey ſich ſelbſt) kan dich Alekto beſtrafen!
Deinen verraͤthriſchen Hals koͤnnt ich im Zorne dir um-
drehn,
Oder mit dieſer hoͤlliſchen Fackel zu Aſche dich brennen!
Doch du biſt mir zu klein fuͤr einer unſterblichen Goͤttin
Eigene Hand! Geh, ſchimpfe mich mehr im Magen
des Katers,
Der hier ſchlaͤft, und welchem ich dich zum Opfer be-
ſtimme!

Raſend fuͤr Wuth, begab ſich Alekto zum ſchlafen-
den Kater;
Hauchte mit Mordſucht ihn an, und ſprach mit glei-
ſenden Worten:
Jſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <pb facs="#f0140" n="132"/>
              <fw place="top" type="header">Murner in der Ho&#x0364;lle.</fw><lb/>
              <l>Bey Ro&#x017F;aurens Fen&#x017F;ter vorbey. Jhr plauderndes Pap-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">chen</hi> </l><lb/>
              <l>Saß im gu&#x0364;ldenen Ka&#x0364;ficht, und rief laut&#x017F;chimpfend: Du</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Scheu&#x017F;ahl!</hi> </l><lb/>
              <l>Als die &#x017F;chlangenhaarigte Furie bey ihm vorbeyflog.</l><lb/>
              <l>Auch die Furien tragen den Stolz im &#x017F;cheußlichen Bu&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Einige Scho&#x0364;nheit zu haben, zum wenig&#x017F;ten wu&#x0364;rdig der</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Ho&#x0364;lle.</hi> </l><lb/>
              <l>Selb&#x017F;t Alekto war Dame genung voll Zorn zu entbren-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">nen,</hi> </l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie der Vogel fu&#x0364;r ha&#x0364;ßlich ge&#x017F;chimpft. Wie leicht,</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">o Verwegner,</hi> </l><lb/>
              <l>(Sagte &#x017F;ie bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t) kan dich Alekto be&#x017F;trafen!</l><lb/>
              <l>Deinen verra&#x0364;thri&#x017F;chen Hals ko&#x0364;nnt ich im Zorne dir um-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">drehn,</hi> </l><lb/>
              <l>Oder mit die&#x017F;er ho&#x0364;lli&#x017F;chen Fackel zu A&#x017F;che dich brennen!</l><lb/>
              <l>Doch du bi&#x017F;t mir zu klein fu&#x0364;r einer un&#x017F;terblichen Go&#x0364;ttin</l><lb/>
              <l>Eigene Hand! Geh, &#x017F;chimpfe mich mehr im Magen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">des Katers,</hi> </l><lb/>
              <l>Der hier &#x017F;chla&#x0364;ft, und welchem ich dich zum Opfer be-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;timme!</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Ra&#x017F;end fu&#x0364;r Wuth, begab &#x017F;ich Alekto zum &#x017F;chlafen-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">den Kater;</hi> </l><lb/>
              <l>Hauchte mit Mord&#x017F;ucht ihn an, und &#x017F;prach mit glei-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;enden Worten:</hi> </l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">J&#x017F;t</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0140] Murner in der Hoͤlle. Bey Roſaurens Fenſter vorbey. Jhr plauderndes Pap- chen Saß im guͤldenen Kaͤficht, und rief lautſchimpfend: Du Scheuſahl! Als die ſchlangenhaarigte Furie bey ihm vorbeyflog. Auch die Furien tragen den Stolz im ſcheußlichen Buſen, Einige Schoͤnheit zu haben, zum wenigſten wuͤrdig der Hoͤlle. Selbſt Alekto war Dame genung voll Zorn zu entbren- nen, Daß ſie der Vogel fuͤr haͤßlich geſchimpft. Wie leicht, o Verwegner, (Sagte ſie bey ſich ſelbſt) kan dich Alekto beſtrafen! Deinen verraͤthriſchen Hals koͤnnt ich im Zorne dir um- drehn, Oder mit dieſer hoͤlliſchen Fackel zu Aſche dich brennen! Doch du biſt mir zu klein fuͤr einer unſterblichen Goͤttin Eigene Hand! Geh, ſchimpfe mich mehr im Magen des Katers, Der hier ſchlaͤft, und welchem ich dich zum Opfer be- ſtimme! Raſend fuͤr Wuth, begab ſich Alekto zum ſchlafen- den Kater; Hauchte mit Mordſucht ihn an, und ſprach mit glei- ſenden Worten: Jſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/140
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/140>, abgerufen am 23.05.2024.