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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Erster Gesang.
Jst es möglich? Du schnarchst hier ruhig unter dem
Ofen,
Edler Murner, du Zierde der Kater; und hast es ver-
gessen,
Daß dich die Ehre zu herrlichen Thaten, zu Siegen
gerufen,
Welche vor dir kein Kater erstritt? -- Verwandter der
Tyger,
Willst du die Schaaren allein der fliehenden Mäuse
verfolgen,
Und mit tapferer Klau langschwänzige Ratten nur wür-
gen?
Durstet dich nicht nach edlerem Blut? O siehe, wie
trotzig
Sitzt der Liebling Rosaurens in seinem güldenen Kä-
ficht,
Schimpft nach seinem Gefallen dich aus, und waget oft
selber
Flüche wider die holde Rosaura, worüber sie lächelt,
Und sie mit gütigem Blick und Schmeicheleyen beloh-
net,
Da sie indes dich, Cyper, vergißt. O leide nicht länger,
Daß der geschwätzige Vogel die Gunst des Fräuleins
dir raube,
Und den männlichen Laut von deiner Stimme verspotte,
Wenn er so oft dich lächerlich macht. Den Plauderer
schützet

Nur
J 3

Erſter Geſang.
Jſt es moͤglich? Du ſchnarchſt hier ruhig unter dem
Ofen,
Edler Murner, du Zierde der Kater; und haſt es ver-
geſſen,
Daß dich die Ehre zu herrlichen Thaten, zu Siegen
gerufen,
Welche vor dir kein Kater erſtritt? — Verwandter der
Tyger,
Willſt du die Schaaren allein der fliehenden Maͤuſe
verfolgen,
Und mit tapferer Klau langſchwaͤnzige Ratten nur wuͤr-
gen?
Durſtet dich nicht nach edlerem Blut? O ſiehe, wie
trotzig
Sitzt der Liebling Roſaurens in ſeinem guͤldenen Kaͤ-
ficht,
Schimpft nach ſeinem Gefallen dich aus, und waget oft
ſelber
Fluͤche wider die holde Roſaura, woruͤber ſie laͤchelt,
Und ſie mit guͤtigem Blick und Schmeicheleyen beloh-
net,
Da ſie indes dich, Cyper, vergißt. O leide nicht laͤnger,
Daß der geſchwaͤtzige Vogel die Gunſt des Fraͤuleins
dir raube,
Und den maͤnnlichen Laut von deiner Stimme verſpotte,
Wenn er ſo oft dich laͤcherlich macht. Den Plauderer
ſchuͤtzet

Nur
J 3
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[133/0141] Erſter Geſang. Jſt es moͤglich? Du ſchnarchſt hier ruhig unter dem Ofen, Edler Murner, du Zierde der Kater; und haſt es ver- geſſen, Daß dich die Ehre zu herrlichen Thaten, zu Siegen gerufen, Welche vor dir kein Kater erſtritt? — Verwandter der Tyger, Willſt du die Schaaren allein der fliehenden Maͤuſe verfolgen, Und mit tapferer Klau langſchwaͤnzige Ratten nur wuͤr- gen? Durſtet dich nicht nach edlerem Blut? O ſiehe, wie trotzig Sitzt der Liebling Roſaurens in ſeinem guͤldenen Kaͤ- ficht, Schimpft nach ſeinem Gefallen dich aus, und waget oft ſelber Fluͤche wider die holde Roſaura, woruͤber ſie laͤchelt, Und ſie mit guͤtigem Blick und Schmeicheleyen beloh- net, Da ſie indes dich, Cyper, vergißt. O leide nicht laͤnger, Daß der geſchwaͤtzige Vogel die Gunſt des Fraͤuleins dir raube, Und den maͤnnlichen Laut von deiner Stimme verſpotte, Wenn er ſo oft dich laͤcherlich macht. Den Plauderer ſchuͤtzet Nur J 3

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/141>, abgerufen am 27.11.2024.