Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Morgen.
Und der Sonn' entgegen geblickt. Was gleichet der
Anmuth

Einer Landschaft, vom Morgen bemahlt! was gleichet
den Freuden,

Die wir im Arme der Ruh, im Schatten der Frey-
heit, geniessen?

Siehe! dir winkt ein glückliches Haus. Mit
schimmernden Fenstern

Stralet es, weit in das Feld, des Wanderers Blicken
entgegen.

Eine Säule von Rauch steigt aus dem zierlichen Schor-
stein

Dick in die Wolken empor, voll von der Levante Ge-
rüchen,

Und verkündigt die Wohnung des Herrn des ruhigen
Dorfes.

Jetzt, da seinen bevölkerten Hof die blöckenden Heerden,
Hinter einander sich drängend, verlassen, und starke Ge-
spanne

Munterwiehernder Rosse zum steinernen Thor hinaus-
ziehn;

Schlüpfet aus seinem Arm die reizende Hausfrau zum
Fenster,

Und sieht mit aufwallender Brust den glücklichen Reich-
thum

Jhrer gesegneten Heerden. Mit scharfem häußlichen
Auge

Schaut sie hinab in den Hof; ihr Blick ermuntert zur
Arbeit.

Jhr

Der Morgen.
Und der Sonn’ entgegen geblickt. Was gleichet der
Anmuth

Einer Landſchaft, vom Morgen bemahlt! was gleichet
den Freuden,

Die wir im Arme der Ruh, im Schatten der Frey-
heit, genieſſen?

Siehe! dir winkt ein gluͤckliches Haus. Mit
ſchimmernden Fenſtern

Stralet es, weit in das Feld, des Wanderers Blicken
entgegen.

Eine Saͤule von Rauch ſteigt aus dem zierlichen Schor-
ſtein

Dick in die Wolken empor, voll von der Levante Ge-
ruͤchen,

Und verkuͤndigt die Wohnung des Herrn des ruhigen
Dorfes.

Jetzt, da ſeinen bevoͤlkerten Hof die bloͤckenden Heerden,
Hinter einander ſich draͤngend, verlaſſen, und ſtarke Ge-
ſpanne

Munterwiehernder Roſſe zum ſteinernen Thor hinaus-
ziehn;

Schluͤpfet aus ſeinem Arm die reizende Hausfrau zum
Fenſter,

Und ſieht mit aufwallender Bruſt den gluͤcklichen Reich-
thum

Jhrer geſegneten Heerden. Mit ſcharfem haͤußlichen
Auge

Schaut ſie hinab in den Hof; ihr Blick ermuntert zur
Arbeit.

Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0035" n="27"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Morgen.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und der Sonn&#x2019; entgegen geblickt. Was gleichet der<lb/><hi rendition="#et">Anmuth</hi></l><lb/>
          <l>Einer Land&#x017F;chaft, vom Morgen bemahlt! was gleichet<lb/><hi rendition="#et">den Freuden,</hi></l><lb/>
          <l>Die wir im Arme der Ruh, im Schatten der Frey-<lb/><hi rendition="#et">heit, genie&#x017F;&#x017F;en?</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Siehe! dir winkt ein glu&#x0364;ckliches Haus. Mit<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chimmernden Fen&#x017F;tern</hi></l><lb/>
          <l>Stralet es, weit in das Feld, des Wanderers Blicken<lb/><hi rendition="#et">entgegen.</hi></l><lb/>
          <l>Eine Sa&#x0364;ule von Rauch &#x017F;teigt aus dem zierlichen Schor-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tein</hi></l><lb/>
          <l>Dick in die Wolken empor, voll von der Levante Ge-<lb/><hi rendition="#et">ru&#x0364;chen,</hi></l><lb/>
          <l>Und verku&#x0364;ndigt die Wohnung des Herrn des ruhigen<lb/><hi rendition="#et">Dorfes.</hi></l><lb/>
          <l>Jetzt, da &#x017F;einen bevo&#x0364;lkerten Hof die blo&#x0364;ckenden Heerden,</l><lb/>
          <l>Hinter einander &#x017F;ich dra&#x0364;ngend, verla&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;tarke Ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;panne</hi></l><lb/>
          <l>Munterwiehernder Ro&#x017F;&#x017F;e zum &#x017F;teinernen Thor hinaus-<lb/><hi rendition="#et">ziehn;</hi></l><lb/>
          <l>Schlu&#x0364;pfet aus &#x017F;einem Arm die reizende Hausfrau zum<lb/><hi rendition="#et">Fen&#x017F;ter,</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ieht mit aufwallender Bru&#x017F;t den glu&#x0364;cklichen Reich-<lb/><hi rendition="#et">thum</hi></l><lb/>
          <l>Jhrer ge&#x017F;egneten Heerden. Mit &#x017F;charfem ha&#x0364;ußlichen<lb/><hi rendition="#et">Auge</hi></l><lb/>
          <l>Schaut &#x017F;ie hinab in den Hof; ihr Blick ermuntert zur<lb/><hi rendition="#et">Arbeit.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0035] Der Morgen. Und der Sonn’ entgegen geblickt. Was gleichet der Anmuth Einer Landſchaft, vom Morgen bemahlt! was gleichet den Freuden, Die wir im Arme der Ruh, im Schatten der Frey- heit, genieſſen? Siehe! dir winkt ein gluͤckliches Haus. Mit ſchimmernden Fenſtern Stralet es, weit in das Feld, des Wanderers Blicken entgegen. Eine Saͤule von Rauch ſteigt aus dem zierlichen Schor- ſtein Dick in die Wolken empor, voll von der Levante Ge- ruͤchen, Und verkuͤndigt die Wohnung des Herrn des ruhigen Dorfes. Jetzt, da ſeinen bevoͤlkerten Hof die bloͤckenden Heerden, Hinter einander ſich draͤngend, verlaſſen, und ſtarke Ge- ſpanne Munterwiehernder Roſſe zum ſteinernen Thor hinaus- ziehn; Schluͤpfet aus ſeinem Arm die reizende Hausfrau zum Fenſter, Und ſieht mit aufwallender Bruſt den gluͤcklichen Reich- thum Jhrer geſegneten Heerden. Mit ſcharfem haͤußlichen Auge Schaut ſie hinab in den Hof; ihr Blick ermuntert zur Arbeit. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/35
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/35>, abgerufen am 21.11.2024.