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Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

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Die XXXII. Frag.
richten; und der Himmel eine grosse Krafft/ die
Sitten/ und Zuneigungen der Menschen zu len-
cken/ und also auch des Gemeinen Wesens Ge-
stalt/ und Stand/ zu verändern hat/ so seyn jedoch
die Verrichtungen allezeit in des Menschen Ge-
walt/ so denen Zuneigungen vielmals widerstre-
ben. Daher die Sternseher wol thun/ wann sie sa-
gen/ das Gestirn gebe allein ein Anleitung/ oder
Zuneigung/ zu einem Ding. Sintemal das Ge-
stirn kein Nohtwendigkeit mit sich bringet: und ob-
schon ein Mensch/ nach Gelegenheit seines Leibs/
zu einem Laster ein Zuneigung hat; so kan er doch
etlicher massen/ wegen seines freyen Willens/ an-
ders thun.

Auff die Dritte Frag wird geantwortet/ daß
es geschehen könne/ aber nicht allezeit darauff zu
gehen seye. Wann ein Artzt ein solche Lehr kan ge-
ben/ daraus die zukünfftige Kranckheiten können
vorgesagt/ bisweilen auch abgewendet/ geheilet/
oder wenigst gemildert werden: Warum wolte
ein verständiger Regent/ die zukünfftige Bege-
benheiten eines Standes nicht auch vorher sehen
können? Zwar nicht auff solche Weise/ wie Gott
der HErr/ deme alles gegenwärtig ist/ ein Ding
vorher sihet; Dessen Willen/ und was er zu thun
vorhabens ist/ niemand ergründen/ und ausrech-
nen kan: Gleichwol verkündiget er mit dunckeln
Anzeigungen bisweilen auch/ was geschehen wer-
de. Also ist von einem spielenden Knaben ein ehrine

Tafel
H ij

Die XXXII. Frag.
richten; und der Himmel eine groſſe Krafft/ die
Sitten/ und Zuneigungen der Menſchen zu len-
cken/ und alſo auch des Gemeinen Weſens Ge-
ſtalt/ und Stand/ zu veraͤndern hat/ ſo ſeyn jedoch
die Verrichtungen allezeit in des Menſchen Ge-
walt/ ſo denen Zuneigungen vielmals widerſtre-
ben. Daher die Sternſeher wol thun/ wann ſie ſa-
gen/ das Geſtirn gebe allein ein Anleitung/ oder
Zuneigung/ zu einem Ding. Sintemal das Ge-
ſtirn kein Nohtwendigkeit mit ſich bringet: und ob-
ſchon ein Menſch/ nach Gelegenheit ſeines Leibs/
zu einem Laſter ein Zuneigung hat; ſo kan er doch
etlicher maſſen/ wegen ſeines freyen Willens/ an-
ders thun.

Auff die Dritte Frag wird geantwortet/ daß
es geſchehen koͤnne/ aber nicht allezeit darauff zu
gehen ſeye. Wann ein Artzt ein ſolche Lehr kan ge-
ben/ daraus die zukuͤnfftige Kranckheiten koͤnnen
vorgeſagt/ bisweilen auch abgewendet/ geheilet/
oder wenigſt gemildert werden: Warum wolte
ein verſtaͤndiger Regent/ die zukuͤnfftige Bege-
benheiten eines Standes nicht auch vorher ſehen
koͤnnen? Zwar nicht auff ſolche Weiſe/ wie Gott
der HErr/ deme alles gegenwaͤrtig iſt/ ein Ding
vorher ſihet; Deſſen Willen/ und was er zu thun
vorhabens iſt/ niemand ergruͤnden/ und ausrech-
nen kan: Gleichwol verkuͤndiget er mit dunckeln
Anzeigungen bisweilen auch/ was geſchehen wer-
de. Alſo iſt von einem ſpielenden Knaben ein ehrine

Tafel
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[115/0143] Die XXXII. Frag. richten; und der Himmel eine groſſe Krafft/ die Sitten/ und Zuneigungen der Menſchen zu len- cken/ und alſo auch des Gemeinen Weſens Ge- ſtalt/ und Stand/ zu veraͤndern hat/ ſo ſeyn jedoch die Verrichtungen allezeit in des Menſchen Ge- walt/ ſo denen Zuneigungen vielmals widerſtre- ben. Daher die Sternſeher wol thun/ wann ſie ſa- gen/ das Geſtirn gebe allein ein Anleitung/ oder Zuneigung/ zu einem Ding. Sintemal das Ge- ſtirn kein Nohtwendigkeit mit ſich bringet: und ob- ſchon ein Menſch/ nach Gelegenheit ſeines Leibs/ zu einem Laſter ein Zuneigung hat; ſo kan er doch etlicher maſſen/ wegen ſeines freyen Willens/ an- ders thun. Auff die Dritte Frag wird geantwortet/ daß es geſchehen koͤnne/ aber nicht allezeit darauff zu gehen ſeye. Wann ein Artzt ein ſolche Lehr kan ge- ben/ daraus die zukuͤnfftige Kranckheiten koͤnnen vorgeſagt/ bisweilen auch abgewendet/ geheilet/ oder wenigſt gemildert werden: Warum wolte ein verſtaͤndiger Regent/ die zukuͤnfftige Bege- benheiten eines Standes nicht auch vorher ſehen koͤnnen? Zwar nicht auff ſolche Weiſe/ wie Gott der HErr/ deme alles gegenwaͤrtig iſt/ ein Ding vorher ſihet; Deſſen Willen/ und was er zu thun vorhabens iſt/ niemand ergruͤnden/ und ausrech- nen kan: Gleichwol verkuͤndiget er mit dunckeln Anzeigungen bisweilen auch/ was geſchehen wer- de. Alſo iſt von einem ſpielenden Knaben ein ehrine Tafel H ij

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/143>, abgerufen am 04.12.2024.