Zeller, Eduard: Über Bedeutung und Aufgabe der Erkenntniss-Theorie. Ein akademischer Vortrag. Heidelberg, 1862.als dieser Thatsache des menschlichen Geisteslebens, zu als dieser Thatsache des menschlichen Geisteslebens, zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="8"/> als dieser Thatsache des menschlichen Geisteslebens, zu<lb/> thun; nur dass sie dasselbe blos nach der Seite seiner<lb/> Form, nicht nach der seines Inhalts, in Betracht zieht.<lb/> Diese gesonderte Behandlung der Denkformen ist aber<lb/> nicht allein statthaft, sondern sie ist geradezu unent¬<lb/> behrlich. Denn da die Ergebnisse jeder Untersuchung<lb/> wesentlich durch das Verfahren bedingt sind, dessen<lb/> man sich bei derselben bedient, so ist es unmöglich,<lb/> die Erforschung des Wirklichen mit wissenschaftlicher<lb/> Sicherheit in Angriff zu nehmen, wenn nicht zuvor die<lb/> Bedingungen und Formen des wissenschaftlichen Ver¬<lb/> fahrens festgestellt sind. Eben diess aber ist die Aufgabe<lb/> der Logik. Die Logik muss daher als wissenschaftliche<lb/> Methodologie jeder materiellen Untersuchung des Wirk¬<lb/> lichen vorangehen; und diess gilt nicht allein von den<lb/> Fächern, welche sich mit den einzelnen Gebieten des<lb/> Wirklichen, der Natur und dem menschlichen Geiste,<lb/> beschäftigen, sondern auch von der Metaphysik und dem<lb/> allgemeinsten Theile derselben, der Ontologie: auch diese<lb/> wird sich nicht mit Erfolg behandeln lassen, wenn wir<lb/> nicht vorher über die Art ihrer Behandlung im Reinen<lb/> sind, wenn wir z. B. nicht vorher wissen, ob sie durch<lb/> ein apriorisches oder ein aposteriorisches Verfahren,<lb/> durch Reflexion auf das Gegebene oder durch dialektische<lb/> Construction zu Stande kommt. Die Logik fällt daher<lb/> mit der Metaphysik so wenig, als mit irgend einem an¬<lb/> dern unmittelbar auf die Erkenntniss des Objekts ge¬<lb/> richteten Theile des philosophischen Systems zusammen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0012]
als dieser Thatsache des menschlichen Geisteslebens, zu
thun; nur dass sie dasselbe blos nach der Seite seiner
Form, nicht nach der seines Inhalts, in Betracht zieht.
Diese gesonderte Behandlung der Denkformen ist aber
nicht allein statthaft, sondern sie ist geradezu unent¬
behrlich. Denn da die Ergebnisse jeder Untersuchung
wesentlich durch das Verfahren bedingt sind, dessen
man sich bei derselben bedient, so ist es unmöglich,
die Erforschung des Wirklichen mit wissenschaftlicher
Sicherheit in Angriff zu nehmen, wenn nicht zuvor die
Bedingungen und Formen des wissenschaftlichen Ver¬
fahrens festgestellt sind. Eben diess aber ist die Aufgabe
der Logik. Die Logik muss daher als wissenschaftliche
Methodologie jeder materiellen Untersuchung des Wirk¬
lichen vorangehen; und diess gilt nicht allein von den
Fächern, welche sich mit den einzelnen Gebieten des
Wirklichen, der Natur und dem menschlichen Geiste,
beschäftigen, sondern auch von der Metaphysik und dem
allgemeinsten Theile derselben, der Ontologie: auch diese
wird sich nicht mit Erfolg behandeln lassen, wenn wir
nicht vorher über die Art ihrer Behandlung im Reinen
sind, wenn wir z. B. nicht vorher wissen, ob sie durch
ein apriorisches oder ein aposteriorisches Verfahren,
durch Reflexion auf das Gegebene oder durch dialektische
Construction zu Stande kommt. Die Logik fällt daher
mit der Metaphysik so wenig, als mit irgend einem an¬
dern unmittelbar auf die Erkenntniss des Objekts ge¬
richteten Theile des philosophischen Systems zusammen,
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