Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

fünftes Buch.
zwölf jahren habe ich die gedanken gehabt/ daß er dersel-
be sei/ der künftig der Fürst in Assenat solte vermählet
werden. Und hierzu hat mich veruhrsachet die Aus-
sprache der Götter/ die er dazumahl selbsten erklährete.
Ja die drei Treume/ die er/ auf mein ansuchen/ gedeu-
tet/ haben mich darinnen bekräftiget. Alles ist nun-
mehr erfüllet/ bis auf dis einige/ daß er in der schönen
Assenat armen ruhen sol. Er untersuche die sache
selbsten. Er denke ihr selbsten nach. Ich weis/ er wird
es anders nicht befinden. Und keine andere/ als die
liebseelige Assenat/ ist dieselbe Fürstin/ der zu liebe ich
ihm alle die gunst erwiesen/ die er iemahls von mir ge-
nossen. Sie ist dieselbe/ die ich meinete/ als ich neulich
im Burggarten mit ihm redete. Mehr weis ich nun
nichts zu sagen/ als ihm und ihr glük zu wündschen.
Und hiermit nahm sie plötzlich ihren abscheid/ damit sie
vor abende nach Heliopel gelangen möchte.

Als nun Josef zu Memfis angelanget/ da begab
er sich straks zum Könige. Erstlich erzehlte er ihm/ was
er verrichtet. Darnach täht er etliche vorschläge/ wie
man das Getreidich/ in den schon angefangenen reichen
jahren/ solte zum vorraht einsamlen. Delta oder Un-
ter-Egipten
hatte er nunmehr meist besichtiget. Die-
ser sudwinkel bestund fürnehmlich in drei teilen. Dar-
üm war er gesonnen auch drei Kornverwalter alda zu
verordnen. Hierzu schlug er den Sohn des Kaufman-
nes/ bei dem er gewohnet/ eh er zu Fürst Potifarn
kahm/ und dan zween seiner gewesenen Mitgefangenen
vor. Auch solten ihnen noch fünf andere Unterver-
walter zugefüget werden. Diese alle wählete er aus den
besten und treuesten/ die ihm bekant waren. Sonder-
lich sahe er auf dieselben/ von denen er ehmahls guhtes
genossen. Und solche beförderte er vor allen andern/ wo-
zu sie geschikt waren. So dankbar war sein hertz/ daß er
nicht eines vergaß. Der König lies ihm alles gefallen.

Was
O v

fuͤnftes Buch.
zwoͤlf jahren habe ich die gedanken gehabt/ daß er derſel-
be ſei/ der kuͤnftig der Fuͤrſt in Aſſenat ſolte vermaͤhlet
werden. Und hierzu hat mich veruhrſachet die Aus-
ſprache der Goͤtter/ die er dazumahl ſelbſten erklaͤhrete.
Ja die drei Treume/ die er/ auf mein anſuchen/ gedeu-
tet/ haben mich darinnen bekraͤftiget. Alles iſt nun-
mehr erfuͤllet/ bis auf dis einige/ daß er in der ſchoͤnen
Aſſenat armen ruhen ſol. Er unterſuche die ſache
ſelbſten. Er denke ihr ſelbſten nach. Ich weis/ er wird
es anders nicht befinden. Und keine andere/ als die
liebſeelige Aſſenat/ iſt dieſelbe Fuͤrſtin/ der zu liebe ich
ihm alle die gunſt erwieſen/ die er iemahls von mir ge-
noſſen. Sie iſt dieſelbe/ die ich meinete/ als ich neulich
im Burggarten mit ihm redete. Mehr weis ich nun
nichts zu ſagen/ als ihm und ihr gluͤk zu wuͤndſchen.
Und hiermit nahm ſie ploͤtzlich ihren abſcheid/ damit ſie
vor abende nach Heliopel gelangen moͤchte.

Als nun Joſef zu Memfis angelanget/ da begab
er ſich ſtraks zum Koͤnige. Erſtlich erzehlte er ihm/ was
er verrichtet. Darnach taͤht er etliche vorſchlaͤge/ wie
man das Getreidich/ in den ſchon angefangenen reichen
jahren/ ſolte zum vorraht einſamlen. Delta oder Un-
ter-Egipten
hatte er nunmehr meiſt beſichtiget. Die-
ſer ſudwinkel beſtund fuͤrnehmlich in drei teilen. Dar-
uͤm war er geſonnen auch drei Kornverwalter alda zu
verordnen. Hierzu ſchlug er den Sohn des Kaufman-
nes/ bei dem er gewohnet/ eh er zu Fuͤrſt Potifarn
kahm/ und dan zween ſeiner geweſenen Mitgefangenen
vor. Auch ſolten ihnen noch fuͤnf andere Unterver-
walter zugefuͤget werden. Dieſe alle waͤhlete er aus den
beſten und treueſten/ die ihm bekant waren. Sonder-
lich ſahe er auf dieſelben/ von denen er ehmahls guhtes
genoſſen. Und ſolche befoͤrderte er vor allen andern/ wo-
zu ſie geſchikt waren. So dankbar war ſein hertz/ daß er
nicht eines vergaß. Der Koͤnig lies ihm alles gefallen.

Was
O v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0241" n="217"/><fw place="top" type="header">fu&#x0364;nftes Buch.</fw><lb/>
zwo&#x0364;lf jahren habe ich die gedanken gehabt/ daß er der&#x017F;el-<lb/>
be &#x017F;ei/ der ku&#x0364;nftig der Fu&#x0364;r&#x017F;t in <hi rendition="#fr">A&#x017F;&#x017F;enat</hi> &#x017F;olte verma&#x0364;hlet<lb/>
werden. Und hierzu hat mich veruhr&#x017F;achet die Aus-<lb/>
&#x017F;prache der Go&#x0364;tter/ die er dazumahl &#x017F;elb&#x017F;ten erkla&#x0364;hrete.<lb/>
Ja die drei Treume/ die er/ auf mein an&#x017F;uchen/ gedeu-<lb/>
tet/ haben mich darinnen bekra&#x0364;ftiget. Alles i&#x017F;t nun-<lb/>
mehr erfu&#x0364;llet/ bis auf dis einige/ daß er in der &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/><hi rendition="#fr">A&#x017F;&#x017F;enat</hi> armen ruhen &#x017F;ol. Er unter&#x017F;uche die &#x017F;ache<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten. Er denke ihr &#x017F;elb&#x017F;ten nach. Ich weis/ er wird<lb/>
es anders nicht befinden. Und keine andere/ als die<lb/>
lieb&#x017F;eelige <hi rendition="#fr">A&#x017F;&#x017F;enat/</hi> i&#x017F;t die&#x017F;elbe Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ der zu liebe ich<lb/>
ihm alle die gun&#x017F;t erwie&#x017F;en/ die er iemahls von mir ge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en. Sie i&#x017F;t die&#x017F;elbe/ die ich meinete/ als ich neulich<lb/>
im Burggarten mit ihm redete. Mehr weis ich nun<lb/>
nichts zu &#x017F;agen/ als ihm und ihr glu&#x0364;k zu wu&#x0364;nd&#x017F;chen.<lb/>
Und hiermit nahm &#x017F;ie plo&#x0364;tzlich ihren ab&#x017F;cheid/ damit &#x017F;ie<lb/>
vor abende nach <hi rendition="#fr">Heliopel</hi> gelangen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
        <p>Als nun <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> zu <hi rendition="#fr">Memfis</hi> angelanget/ da begab<lb/>
er &#x017F;ich &#x017F;traks zum Ko&#x0364;nige. Er&#x017F;tlich erzehlte er ihm/ was<lb/>
er verrichtet. Darnach ta&#x0364;ht er etliche vor&#x017F;chla&#x0364;ge/ wie<lb/>
man das Getreidich/ in den &#x017F;chon angefangenen reichen<lb/>
jahren/ &#x017F;olte zum vorraht ein&#x017F;amlen. <hi rendition="#fr">Delta</hi> oder <hi rendition="#fr">Un-<lb/>
ter-Egipten</hi> hatte er nunmehr mei&#x017F;t be&#x017F;ichtiget. Die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;udwinkel be&#x017F;tund fu&#x0364;rnehmlich in drei teilen. Dar-<lb/>
u&#x0364;m war er ge&#x017F;onnen auch drei Kornverwalter alda zu<lb/>
verordnen. Hierzu &#x017F;chlug er den Sohn des Kaufman-<lb/>
nes/ bei dem er gewohnet/ eh er zu Fu&#x0364;r&#x017F;t <hi rendition="#fr">Potifarn</hi><lb/>
kahm/ und dan zween &#x017F;einer gewe&#x017F;enen Mitgefangenen<lb/>
vor. Auch &#x017F;olten ihnen noch fu&#x0364;nf andere Unterver-<lb/>
walter zugefu&#x0364;get werden. Die&#x017F;e alle wa&#x0364;hlete er aus den<lb/>
be&#x017F;ten und treue&#x017F;ten/ die ihm bekant waren. Sonder-<lb/>
lich &#x017F;ahe er auf die&#x017F;elben/ von denen er ehmahls guhtes<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en. Und &#x017F;olche befo&#x0364;rderte er vor allen andern/ wo-<lb/>
zu &#x017F;ie ge&#x017F;chikt waren. So dankbar war &#x017F;ein hertz/ daß er<lb/>
nicht eines vergaß. Der Ko&#x0364;nig lies ihm alles gefallen.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O v</fw><fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0241] fuͤnftes Buch. zwoͤlf jahren habe ich die gedanken gehabt/ daß er derſel- be ſei/ der kuͤnftig der Fuͤrſt in Aſſenat ſolte vermaͤhlet werden. Und hierzu hat mich veruhrſachet die Aus- ſprache der Goͤtter/ die er dazumahl ſelbſten erklaͤhrete. Ja die drei Treume/ die er/ auf mein anſuchen/ gedeu- tet/ haben mich darinnen bekraͤftiget. Alles iſt nun- mehr erfuͤllet/ bis auf dis einige/ daß er in der ſchoͤnen Aſſenat armen ruhen ſol. Er unterſuche die ſache ſelbſten. Er denke ihr ſelbſten nach. Ich weis/ er wird es anders nicht befinden. Und keine andere/ als die liebſeelige Aſſenat/ iſt dieſelbe Fuͤrſtin/ der zu liebe ich ihm alle die gunſt erwieſen/ die er iemahls von mir ge- noſſen. Sie iſt dieſelbe/ die ich meinete/ als ich neulich im Burggarten mit ihm redete. Mehr weis ich nun nichts zu ſagen/ als ihm und ihr gluͤk zu wuͤndſchen. Und hiermit nahm ſie ploͤtzlich ihren abſcheid/ damit ſie vor abende nach Heliopel gelangen moͤchte. Als nun Joſef zu Memfis angelanget/ da begab er ſich ſtraks zum Koͤnige. Erſtlich erzehlte er ihm/ was er verrichtet. Darnach taͤht er etliche vorſchlaͤge/ wie man das Getreidich/ in den ſchon angefangenen reichen jahren/ ſolte zum vorraht einſamlen. Delta oder Un- ter-Egipten hatte er nunmehr meiſt beſichtiget. Die- ſer ſudwinkel beſtund fuͤrnehmlich in drei teilen. Dar- uͤm war er geſonnen auch drei Kornverwalter alda zu verordnen. Hierzu ſchlug er den Sohn des Kaufman- nes/ bei dem er gewohnet/ eh er zu Fuͤrſt Potifarn kahm/ und dan zween ſeiner geweſenen Mitgefangenen vor. Auch ſolten ihnen noch fuͤnf andere Unterver- walter zugefuͤget werden. Dieſe alle waͤhlete er aus den beſten und treueſten/ die ihm bekant waren. Sonder- lich ſahe er auf dieſelben/ von denen er ehmahls guhtes genoſſen. Und ſolche befoͤrderte er vor allen andern/ wo- zu ſie geſchikt waren. So dankbar war ſein hertz/ daß er nicht eines vergaß. Der Koͤnig lies ihm alles gefallen. Was O v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/241
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/241>, abgerufen am 22.12.2024.